Everday Rebellion

Everyday Rebellion

(„Everyday Rebellion“ directed by Arman T. Riahi and Arash T. Riahi, 2013)

Everday RebellionWas bewegt Menschen dazu, ihre sichere Existenz zu riskieren, um gegen übermächtige Gegner zu protestieren? Warum den Job aufgeben, Verhaftungen in Kauf nehmen, ja sogar körperliche Gewalt ertragen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, flogen die Riahi Brüder Arman und Arash einmal um die Welt, trafen Menschen in New York und in Teheran, Madrid und Kiew. Natürlich, ganz vergleichbar ist es nicht, ob man nun als Teil der Occupy-Bewegung gegen Großbanken demonstriert, darum kämpft, nicht aus seiner Wohnung geworfen zu werden, oder für politische Grundrechte wie beim Arabischen Frühling.

Doch im Grunde – so scheint es zumindest bei Everyday Rebellion – sind das nur äußerliche Unterschiede, die Wünsche, Sehnsüchte und Überzeugungen dahinter von bemerkenswerter Ähnlichkeit. Und so beeinflussen sich die einzelnen Bewegungen auch gegenseitig, lernen voneinander neue Methoden des gewaltlosen Widerstands. Ob das nicht ein bisschen sehr vereinfacht, darüber ließe sich streiten. Auch wenn anfangs durchaus die verschiedenen Protestanten zu Wort kommen und erzählen dürfen, wie sie denn zu ihren jeweiligen Kämpfen gekommen sind, bleibt ein wenig das Gefühl zurück, immer nur die halbe Geschichte zu hören und den Kontext der Aussage unterzuordnen.Everday Rebellion Szene 1

Und die lautet: Wehret euch, aber ohne Gewalt! Dafür werden auch jede Menge interessanter und überzeugender Beispiele gebracht, von Gelehrten bis zu Gandhi wird zitiert, wer auch nur irgendwas zu dem Thema beizutragen hat. Die Gegenseite bleibt dabei jedoch stumm, widersprechende Argumente werden erst gar nicht vorgebracht. Wer also erhofft hat, eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema zu sehen, ein Abwägen von für und wider – daran hatten die Riahi Brüder offensichtlich kein Interesse. Da auch die zum Teil ernsten Konsequenzen keine Erwähnung finden, die Risiken und negativen Auswirkungen also tendenziell verharmlost werden, drängt sich der Eindruck auf, dass es hier gar nicht um eine Dokumentation ging, sondern ein Werbefilm für die gute Sache gedreht werden sollte.Everday Rebellion Szene 2

Und also solcher ist Everyday Rebellion effektiv, sehr sogar. Die Befragten erzählen mit so viel ansteckendem Enthusiasmus und Herzblut, dass man nach den knapp zwei Stunden schwer in Versuchung ist, seine Sachen zu packen, alles zu spenden und sich der nächstbesten Protestbewegung anzuschließen. Informativ und bewegend ist der Film also, streckenweise sogar richtig unterhaltsam, wenn von recht kuriosen Maßnahmen berichtet wird. Zudem haben die beiden Regisseure ein sichtlich gutes Händchen für die Optik. Ein grüner Luftballon, der zwischen fahrenden Autos hin und her getrieben wird, kleine orangefarbene Bälle, die in Massen eine Treppe herabhüpfen – das sind Szenen, die einem in Anschluss fest im Gedächtnis bleiben und die eine beachtliche Symbolkraft haben. Ein Interesse für das Thema vorausgesetzt, lohnt sich der Film also zweifelsfrei, trotz seiner messianischen Tendenzen.

Everyday Rebellion läuft ab 11. September im Kino



(Anzeige)

Alles liegen lassen und sich in gewaltfreien Protesten für die gute Sache einsetzen: Everyday Rebellion reist um die Welt und stellt Menschen vor, die genau das getan haben. Der Kontext kommt dabei etwas kurz und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema findet auch nicht statt. Doch die toll bebilderte Dokumentation ist informativ, eindrucksvoll und manchmal sogar richtig unterhaltsam.