Elyas MBarek
Elyas M’Barek als falscher Lehrer in "Fack ju Göhte" (© Constantin Film)

Elyas M’Barek [Interview 2013]

In deinem neuen Film Fack ju Göhte spielst du einen Lehrer wider Willen. War es schlimm für dich, wieder zur Schule zu gehen?
Nö, überhaupt nicht. Ich hab eigentlich relativ positive Erfahrungen an der Schule gesammelt und nur gute Erinnerungen. Insofern war es nicht schlimm. Vor allen Dingen, weil ich ja die Seiten gewechselt habe.

Wie warst du denn als Schüler?
Ich war schon manchmal ein schwieriger Schüler. Nicht immer, ich war teilweise auch sehr gut. Aber teilweise eben auch nicht. Lustigerweise habe ich gerade gestern eine E-Mail bekommen von meinem alten Deutschlehrer, der mir wortwörtlich geschrieben hat: „Ich habe Sie sehr gut in Erinnerung behalten.“ Der mir alles Gute wünscht und seit Jahren meine Karriere verfolgt. So schlimm kann ich also nicht gewesen sein.

Warst du gut in Deutsch?
In Deutsch war ich wirklich immer gut. Das war sogar mein Lieblingsfach. Ich mochte Texte lesen, analysieren, schreiben.

Anders als deine Schüler im Film. Dort führt ihr Romeo und Julia in einer modernisierten Form auf, weil die sonst mit dem Stück nichts anfangen können. Braucht es das, damit die Schüler heute solche Klassiker noch lesen?
Nee, es gibt ja Gründe, warum Shakespeare, Goethe und Konsorten einfach Klassiker sind. Wenn man die jetzt in eine moderne Sprache übersetzen würde, so wie wir es im Film tun, dann würden sie diesen Namen nicht mehr verdienen. Dann wäre das was ganz anderes. Insofern hat das schon alles seine Richtigkeit und in der Form seine eigene Schönheit. Ich wäre auch total genervt, wenn mir jemand in meiner Arbeit rumpfuschen würde. Überleg mal, einer würde anfangen, meine Filme umzuschreiben oder umzusynchronisieren, das fände ich überhaupt nicht cool.

Aber gibt es nicht die Gefahr, dass deine jüngeren Zuschauer sich nach dem Film genau so einen Lehrer wünschen?
Ach, die Zuschauer werden schon verstehen, dass alle Figuren, die da gezeigt werden, satirisch oder überspitzt zu betrachten sind und dass man das alles nicht so ernst nehmen darf. Dass auch jemand wie Zeki Müller im wahren Leben nicht funktionieren würde. Der würde nicht einen Tag überstehen in der Schule, weil das Lehrerdasein ein ziemlich unterschätzter Beruf ist.

Was braucht denn ein guter Lehrer im wahren Leben?
Die besten Lehrer sind die, die einen ernst nehmen und die Talente auch wirklich entdecken und fördern. Die einen nicht sofort fallen lassen, wenn man nicht den erforderlichen Ehrgeiz mitbringt. Oder die, die einen inspirieren. Die einem vielleicht auch was fürs Leben beibringen.

Sonderlich einfühlsam geht Zeki Müller aber anfangs nicht vor. In einer Szene prügelst du dich sogar mit Max von der Groeben, der deinen Schüler spielt. Wie war das für dich?
Max ist ja größer als ich und ein bisschen breiter. Aber er hat das toll gemacht. Es gab nie die Befürchtung, dass es Probleme mit der Rollenverteilung gäbe. Er hat einfach glaubhaft den Schüler dargestellt, obwohl er diese Physis mitbringt. Aber ich habe ja beim Training deswegen auch extra Gas gegeben, damit ich mithalten kann. Dann hat die Schlägereiszene ganz gut funktioniert.

Wer würde Armdrücken gewinnen bei euch?
Das weiß ich gar nicht. Im Zweifel natürlich ich.

Hast du denn viel trainieren müssen für den Film? 
Ich mache generell sehr viel Sport und achte auch darauf, dass ich mich einigermaßen ausgewogen ernähre. Für den Film habe ich aber tatsächlich noch ein bisschen mehr Gas gegeben. Vier Monate vor Drehbeginn habe ich angefangen, mit einem Personal Trainer zu trainieren. Ich hatte auch ein eigenes Catering während des Films. Während alle immer tolles Essen bekommen haben, gab es bei mir jeden Tag Hühnerbrust mit Gemüse. Und das von morgens bis abends, zwei Monate lang. Es war eine Herausforderung, aber eine Herausforderung, die ich gerne angenommen habe und die auch total Spaß gemacht hat.

War dieses Ausmaß an Muskeln vorgeschrieben?
Ich hatte mit Regisseur Bora Dagtekin zusammen schon Türkisch für Anfänger gedreht, wo ich auch schon viel Haut gezeigt habe und dafür vorher viel trainiert hatte. Bora hat mich gefragt, was ich diesmal vorhabe. Ob ich das wieder machen wollen würde. Und dann hab ich mir das tatsächlich gewünscht, dass er mir ein paar Szenen mit freiem Oberkörper reinschreibt. Damit ich wieder die Motivation habe. Das ist eine Art Fastenprogramm von mir, alle zwei Jahre ein Film mit Bora zu drehen. Es macht auch Spaß, wenn man da eben so ein Ziel hat und da auch an sich arbeitet.

Abgesehen von dem integrierten Trainingsprogramm, was hat dich an Fack ju Göhte gereizt? Macht es dir Spaß, einen Proll wie Zeki zu spielen?
Die Rolle spiele ich tatsächlich total gerne. Es ist schön, jemanden zu spielen, der so ganz anders agiert, als man es selbst im Alltag tun würde. Zeki Müller schießt ja mit Paintballgewehren auf seine Schüler, er beleidigt sie, er schlägt sie. Er trinkt Alkohol im Unterricht, er lässt sie Pornofilme kucken. Er kümmert sich einfach überhaupt nicht um Konventionen. Oder Regeln. Die sind ihm völlig egal. Es ist witzig, so eine Figur zu spielen. So etwas macht viel mehr Spaß, als eine Softirolle zu spielen oder etwas Langweiliges. Und es ist natürlich total toll, sich vor der Kamera so austoben zu dürfen.

Aber ihr habt nichts gemeinsam, du und Zeki?
Ach, ich weiß es nicht. Ich finde es immer schwierig zu beurteilen, was man mit Rollen gemeinsam hat. Ich bin Schauspieler und spiele Figuren. Ich finde es auch wichtig, dass man da eine gewisse Illusion beibehält. Und es muss dann dem Zuschauer überlassen sein, ob er das glauben will oder eben nicht.

Gibt es denn eine Art Traumrolle, die du total gerne spielen würdest?
Nein, leider gar nicht. Ich lass mich da überraschen. Ich finde es auch toll, dass ich in den letzten Jahren immer die Möglichkeit hatte, mich von Rollen überraschen lassen zu dürfen und hab da überhaupt kein Verlangen nach, vorher mich auf etwas festzulegen. Ich weiß nur, dass Bora bestimmt schon wieder was ausheckt. Und darauf freue ich mich schon.

Und würdest du dir gerne mal eine Rolle schreiben oder auch Regie führen?
Momentan nicht. Ich bin gerade sehr erfüllt von dem, was ich tue und habe nicht das Bedürfnis, eine andere Position zu übernehmen. Ich weiß natürlich nicht, was in zehn Jahren ist. Ich lass mich auch da überraschen.

Was sind denn deine nächsten Projekte?
Ich hab grad eine Komödie gedreht in Frankfurt mit Detlev Buck und Christoph Maria Herbst. Männerhort heißt der Film und kommt nächstes Jahr ins Kino. Und aktuell drehe ich einen Thriller in Berlin. Da darf ich aber leider noch nichts drüber erzählen.

Also doch mal weg vom Komödienfach? 
Genau! Ich hab also auf jeden Fall ein sehr abwechslungsreiches Jahr gehabt.



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