Cruelty

Cruelty

(„Cruelty“ directed by Tim Augurzke, 2013)

CrueltyNicht das große Ganze spielt in dem Kurzfilm von Tim Augurzke eine übergeordnete Rolle, viel mehr das Einzelne und zwar in Form eines englischen Soldaten, welcher die Schrecken des 2. Weltkrieges am eigenen Leib zu spüren bekommt. Cruelty braucht keine Armeen die aufeinanderprallen, keine Explosionen und kein übertriebenes Gefechtfeuer, er braucht nur den jungen Soldaten Jones. Mit ihm erlebt man die Reise eines verzweifelten und verängstigten  Mannes, der nur eines will: Unbeschadet nach Hause kommen. Doch das Erlebte, der erbitterte Kampf ums Überleben, das Befolgen der Befehle sowie das Töten der vermeintlichen Feinde, treiben tiefe Narben in seine Seele.

Kurzfilme lassen oft mehr Raum für Interpretationen als stundenlange Blockbuster und genau das macht sie so interessant. Auch Tim Augurzkes Cruelty schafft es mit Leichtigkeit den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen und ihn stets dazu anzuhalten die Bedeutung herauszufiltern. Das Schöne daran ist, dass man hier ohne großen Zeitaufwand immer wieder von vorne beginnen kann, um nach weiteren Details und „Lösungsansätzen“ zu suchen. Die Darbietung der jungen Darsteller ist dabei überwiegend gelungen, vor allem aber Chris Nachtigall (Soldat Jones) spielt seine Rolle mit solch angemessenem Feingefühl, dass man sich zwar in seine Lage versetzen, aber ihm allerhöchstens falsches Verständnis für sein konfuses Handeln entgegenbringen kann.

Cruelty Szene 1

Cruelty kommt eher Wortkarg daher, doch gepaart mit den eindeutigen Bildern und der stimmungsvollen Musik erschafft dieses Gesamtpaket eine vorherrschend ungemütliche Grundstimmung, was aber für den Kern der Geschichte auch nicht anders sein darf. Was mir persönlich nicht besonders gut gefallen hat ist die Inkonsequenz der Synchronisation. Eine französische Dame ist in ihrer Muttersprache zu vernehmen und mit deutschem Untertitel versehen, aber der Rest der Unterhaltungen und der bedeutenden Rede, welche den Krieg beendet, nur auf Deutsch zu hören. Wieso nicht authentisch bleiben und alles mit Untertiteln darstellen?

Cruelty Szene 2



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Gelungenes Regiedebüt, welches mit wenigen Worten, aber der richtigen Grundstimmung zum Nachdenken und Diskutieren anregt. Reines Genießen ist hier nicht erwünscht und schlicht unmöglich. Auf Grund der vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten sollte man Cruelty wohl eher mit Freunden schauen, um direkt festzustellen, dass hier nichts eindeutig ist. Hut ab und weiter so!
8
von 10