Saya Zamurai

Saya Zamurai

(„Saya-zamurai“ directed by Hitoshi Matsumoto, 2011)

Saya ZamuraiMächtig, gefährlich, hoch angesehen – bis heute umweht Samurais der Ruf gnadenloser Kampfmaschinen. Doch was passiert mit einem Samurai, der nicht kämpfen will? Der sogar sein Schwert weggeworfen hat? Todesstrafe, eindeutig. Wie ein gehetztes Tier streift Kanjuro Nomi (Takaaki Nomi) deshalb durch das Land, entkommt nur mit viel Glück den verschiedensten Kopfgeldjägern, die sich ihm an die Fersen geheftet haben. Und mit Hilfe seiner kleinen Tochter Tae (Sea Kumada), die ihm maulend aber doch treu überall hin folgt, seitdem ihre Mutter gestorben ist, und ihn aufpäppelt, wenn er sich auf der Flucht mal wieder die ein oder andere Verletzung zugezogen hat.

Doch auch Taes Unterstützung kann ihn nicht vor seinem Schicksal bewahren; eines Nachts überwältigen ihn die Häscher des Fürsten, das Urteil ist nur reine Formsache. Eine letzte Chance erhält der gefallene Samurai jedoch: Schafft er es, innerhalb von 30 Tagen dem Sohn des Fürsten ein Lächeln zu entlocken, wird er begnadigt. Das hört sich leichter an, als es ist, denn der Adlige ist seit dem Tod der Mutter depressiv, starrt anteilnahmslos vor sich hin, verweigert jede Regung. Ein Dutzend zu Tode Verurteilter haben sich bereits an der Aufgabe versucht, den Jungen aufzuheitern oder zumindest eine Reaktion hervorzurufen – allesamt sind sie kläglich an ihr gescheitert. Welche Chance kann da schon ein Mann haben, der selbst nach dem Verlust seiner Frau nicht nur seinen Kampfes- sondern auch jeden Lebenswillen verloren hat? Aber ein Versuch ist es wert, und so schleppt sich Kanjuro Tag für Tag auf den Empfangsplatz und stellt sich dem Unmöglichen.Saya Zamurai Szene 1

Wer schon einmal versucht hat, jemanden zum Lachen zu bringen, der das gar nicht will, weiß, wie schwer das sein kann. Und so werden aus den anfangs albernen kleinen Nummern – Grimassen schneiden, kleine Liedchen Singen – mit der Zeit immer groteskere und aufwendigere Spektakel; wie eine Mischung von Jackass und Takeshi’s Castle, nur lustiger. Tipp: Unbedingt die Deleted Scenes anschauen, denn dort warten noch mehr verrückte Einfälle. Dass zumindest auf der Zuschauerseite bald lauthals gelacht wird, liegt neben der Absurdität der Aufgaben auch an Hauptdarsteller Takaaki Nomi, der mit dicker Brille und ohne eine Miene zu verziehen, sich wieder und wieder in slaptstickartigen Szenen zum Affen macht. Und das so gut, dass man meinen könnte, er sei ein etablierter Comedian. Tatsächlich stand der Japaner aber das erste Mal vor der Kamera, wusste laut Making Of über lange Zeit nicht einmal, dass er in einem Spielfilm mitwirkt.Saya Zamurai Szene 2

Bei aller absurden Komik spart Saya Zamurai jedoch nicht an leisen und sehr traurigen Elementen. Wenn Tae ihrem Vater an den Kopf wirft, dass er sich endlich umbringen soll, weil sie sich so für ihn schämt, tut dieser kleine japanische Film plötzlich sehr sehr weh. Und bei aller Albernheit und greller Überzeichnung, im Grunde dreht sich die Nicht-ganz-Komödie um zwei Menschen, die einen geliebten Menschen verloren und sich in ihrer Trauer eingeschlossen haben, ohne wieder heraus zu finden. Und so ertappt man sich dabei, dass man, so wie die Tochter, wie die Wachen, ja wie das ganze Dorf, innerlich den kauzig-stoischen Kanjuro anfeuert. Regisseur und Drehbuchautor Hitoshi Matsumoto ist damit ein skurriler und überaus warmherziger Film gelungen, über Würde, Trauer und die heilende Kraft des Lachens, der dabei sogar noch auf jeden Kitsch verzichtet.



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Lacht er oder lacht er nicht? Hitoshi Matsumoto nimmt eine ungewöhnliche Ausgangssituation – ein trauriger Mann muss ein trauriges Kind zum Lachen bringt, sonst wird er hingerichtet – und zaubert daraus einen ungemein warmherzigen Film ohne Kitsch, dafür mit viel absurdem Humor und einem klasse Hauptdarsteller.
8
von 10