Die Legende der weißen Schlange

Die Legende der weißen Schlange

(„Bai she chuan shuo“ directed by Ching Siu-Tung, 2011)

Die Legende der weißen SchlangeXu (Raymond Lam) ist einer dieser Menschen, denen man irgendwie nichts Böses wünschen kann. Der Kräutersammler ist immer freundlich, hilfsbereit, stellt sein eigenes Leben hinter das der anderen. Und doch hätte er genau das beinahe verloren, als er von einer Klippe in den See stürzt. Die Rettung erfolgt in Gestalt einer schönen Frau (Shengyi Huang), die ihm durch einen Kuss etwas ihrer Lebenskraft schenkt. Was Xu jedoch nicht ahnt: Die verführerische Fremde ist in Wirklichkeit ein mehr als tausend Jahre alter Schlangendämon, der Zeuge des Unfalls war und Gefallen an dem Jüngling gefunden hat.

Einige Jahre später, Xu und der als Mensch namens Susu getarnte Dämon sind längst verheiratet, droht dem Liebespaar neuer Ärger. Der Ehemann mag zwar nicht ahnen, womit er sich da Haus und Bett teilt, den Mönch Fa Hai (Jet Li) kann die Riesenschlange aber nicht täuschen. Auch wenn sich der Dämon – ganz untypisch für sein Geschlecht – gut in die Gemeinschaft eingegliedert hat und den Menschen sogar hilft, als sie Opfer anderer übersinnlicher Wesen werden, für Fa Hai ist die Sachlage klar: Dämonen und Menschen können nicht zusammenleben. Und wenn Susu nicht freiwillig das Feld verlässt, so muss er Gewalt anwenden. Als wäre das nicht schon kompliziert genug, treiben da noch diverse andere Ungeheuer ihr Unwesen, welche die ganze Aufmerksamkeit des Mönches fordern.

Die Legende der weißen Schlange Szene 1

Ein naiver Jüngling, der sich in eine Frau verliebt, ohne zu merken, dass es sich dabei um einen Dämon handelt – Veteranen werden dabei an den Asiaklassiker A Chinese Ghost Story aus den 1980ern erinnert. Tatsächlich gibt es nicht nur inhaltliche Parallelen und einen ähnlichen Humor, Regie führte in beiden Fällen Ching Siu-Tung. Dass seit der Trilogie mehr als zwanzig Jahre vergangen sind, ist dabei auf einen Blick erkennbar. Wie schon bei der Neuauflage der Geistergeschichte kommt auch bei Die Legende der weißen Schlange ausgiebig der Computer zum Einsatz – mit ähnlich gemischten Ergebnissen. Einige Stellen sind schon recht ansehnlich geworden und das für chinesische Verhältnisse recht hohe Budget – 25 Millionen Dollar – wurde dort auch gut angelegt. An anderen jedoch fügen sich Spezialeffekte und Realaufnahmen nicht harmonisch zusammen. Am schönsten sind, wie so oft bei Martial-Arts-Filmen, die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen.

Die Legende der weißen Schlange Szene 2

Apropos Martial Arts: Wer angesichts der Beteiligung von Jet Li ein ausgedehntes Kampfgewitter erwartet, dürfte recht bald enttäuscht sein. Kämpfe gibt es zwar und sie sind wie auch sonst bei dem chinesischen Schauspieler sehenswert geworden. Aber sie sind eher selten, so wie auch der Mönch Fa Hai über weite Strecken eher eine Nebenrolle spiele. Stattdessen steht die Liebesgeschichte zwischen Mensch und Dämon im Vordergrund. Man sollte als Zuschauer also schon empfänglich für Romanzen chinesischer Machart sein – sprich: viel Tragik, Schicksal und Theatralik –, sonst dürfte man die märchenhafte Legende der weißen Schlange zu kitschig finden. Der Film richtet sich daher weniger an Anhänger von Hero sondern an  überzeugte China-Romantik-Fans, denen ähnliche Filme, wie eben A Chinese Ghost Story, schon gefallen hat.



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Ein bisschen Humor, einige sehenswerte Kämpfe und viel Theatralik – Die Legende der weißen Schlange nimmt eine traditionelle chinesische Geschichte und bastelt daraus eine Fantasy-Martial-Arts-Romanze à la A Chinese Ghost Story. Wem den Klassiker oder dessen Neuauflage gefallen hat, findet hier einen ähnlich gelagerten, soliden Vertreter mit tollen Landschaftsaufnahmen, aber nur teilweise gelungenen Computereffekten.
6
von 10