After.Life

After.Life

(„After.Life“” directed by Agnieszka Wojtowicz-Vosloo, 2009)

Dieser skurrile Film handelt von der jungen Lehrerin Anna Taylor (Christina Ricci), die sehr unzufrieden mit sich und ihrem Leben ist. Ihr naiver Freund Paul Coleman (Justin Long) macht ihr noch zusätzlich zu schaffen. Nach einem Streit fährt Anna mit ihrem Wagen bei strömendem Regen und mit tränenverschmiertem Gesicht wütend davon.

Einige Zeit später erwacht sie an einem seltsam sterilen Ort, der sich sogleich als die Leichenhalle des Bestatters Eliot Deacon (Liam Neeson) entpuppt. Eliot Deacon macht Anna zunächst begreiflich, dass sie sich in Sicherheit befindet, sie aber bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Vorläufig will Anna ihr Schicksal nicht wahrhaben, doch Deacon macht einen so seriösen und glaubwürdigen Eindruck, dass sie sich dem Tode schließlich vollkommen hingibt. Doch auch ihr Lebensgefährte Paul will auf Grund signifikanter Hinweise den Tod seiner Freundin nicht akzeptieren. Ist Anna wirklich gestorben oder Eliot Deacon nur ein psychopathischer Weltverbesserer? Vielleicht hat Paul wirklich noch eine Chance seine Angebetete zu retten, bevor sie unter die Erde kommt?

Zu Beginn ist man etwas verwirrt, da keine klare Struktur und seltsame Zwischenblenden erscheinen. In der Mitte glaubt man die Verwirrung langsam sortieren zu können und den Film allmählich zu verstehen. Dieser voreilige Glaube wird jedoch spätestens in den letzten Szenen wieder erschüttert und als voreilig abgestempelt. Denn nach dem Finale wurde die anbahnende Klarheit wieder in ihre kleine, horizontlose Box gesperrt. Ich bin nach dem Film genauso aufgeklärt über die Story wie nach dem Film. Man fühlt sich lediglich mit unendlichen Fragen zurückgelassen und hat soviel Freiraum für Spekulationen, sowie möglichen Erklärungen, dass man daraus wieder einen komplett eigenen Film drehen könnte.

Dennoch, der Film versteht auf der ganzen Länge die Spannung zu halten, da man schlicht verwundert über die Ereignisse ist und sich schwer tut eine feste Meinung zu bilden. Ständig wartet man auch darauf, dass der brillante Liam Neeson zur blutrünstigen Bestie mutiert. Doch zu keiner Zeit vergisst er seine Manieren und ist zu beinahe jeder Zeit erstaunlich gelassen. Christina Ricci, welche ja schminktechnisch schon in der Adams Family als blasse Leiche durchgehen konnte, setzt in After.Life noch eins oben drauf und präsentiert sich stellenweise sogar als vollkommen entblößte Leiche. Schauspielerisch in Ordnung, doch längst nicht so solide und lässig wie ihr Filmkollege Liam Neeson.

Der Zuschauer muss sich am Ende zwischen zwei möglichen Hauptwahrheiten entscheiden. Zum einen ist es möglich, dass After.Life eine sehr abgeschwächte Variante von SAW darstellen soll, ein Soft-SAW sozusagen, in dem der Bestatter die Rolle des Jigsaw einnimmt und den Menschen eine zweite Chance bietet, ihr Leben neu zu gestalten und anzupacken. Wehren sie sich dagegen, oder haben sich ohnehin schon aufgegeben, werden sie lebendig begraben. Die zweite Möglichkeit wäre, dass Eliot Deacon in der Tat die Macht besitzt mit Toten zu reden und ihnen den Übergang von Leben zu Tod erleichtern will. Für die letztere Variante erscheint mir der Film im Gesamten dann aber doch etwas zu wirsch und es wären am Ende eben doch zu viele Ungereimtheiten zusammengekommen.
Doch das ist nur meine ganz persönliche Meinung, denn möglich ist hier alles. Und das ist auch gut so!

After.Life erscheint am 29. Juli auf Blu Ray und DVD



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Wer Filme mag, bei denen man sich die Wahrheit selbst erfinden darf, oder muss, wird sicherlich Gefallen finden. Für alle, die Seltsamkeiten schnell als Unlogik abstempeln, ist dieser Streifen wohl eher ein rotes Tuch, es sei denn darunter befinden sich Liam Neeson Fans, denn diese können seine gewohnte Leichtfüßigkeit und ruhige Ausstrahlung auch hier wieder bewundern. Mir hat der Film gut gefallen und um eine zweite Sichtung wird kein Weg dran vorbeiführen, sei es nur um die Ungereimtheiten aufzudecken oder die wahren Hintergründe zu erleuchten.