The Book Of Eli

The Book Of Eli

(„The Book Of Eli“ directed by Albert & Allen Hughes, 2010)

Es gibt sie noch, die positiven Überraschungen Made in Hollywood. Anfang des Jahres auf einen Kinobesuch verzichtet, durfte ich jetzt vorab einen Blick auf das anstehende DVD-Release (26.08) werfen. Auch wenn das viele anders sehen, gefiel mir damals die Filmadaption von From Hell der Hughes Brothers relativ gut. Sie kamen zwar nicht einmal ansatzweise an die Komplexität von Alan Moores Masterpiece heran, doch Johnny Depp gefiel in der atmosphärisch durchaus ansprechenden, Londoner Kulisse.

Genau das scheint auch die Stärke von Albert und Allen zu sein, denn wenn The Book Of Eli etwas ist, dann eine toll eingefangene, postapokalyptische Bilderreihe. Nach nicht ganz zwei Stunden Laufzeit hatte ich deshalb auch gänzlich vergessen, dass der Film inhaltlich eigentlich sehr wenig bietet.

Denzel Washington ist dabei Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Zu Beginn noch namenlos, wird dem Zuschauer schnell klar, dass er derjenige Eli aus dem Filmtitel sein muss. Er trägt nämlich ein schweres, mit Spezialschloss versehenes Buch mit sich durch eine zerstörte und düstere Welt im Jahre 2044. Dass es sich dabei um die Bibel handelt, sollte eigentlich jeder schnell kapieren, dass es aber die letzte seiner Art auf Planeten Erde ist, erklärt schließlich warum Carnegie (Gary Oldman), ein belesener Kleinganove der in bester Westernmanier aus seinem Saloon eine staubige Kleinstadt regiert, so scharf auf das Schriftstück ist.

Die Location bleibt übrigens nicht die einzige Hommage an das Genre. Eli, der die typischen Merkmale eines Outlaws hat, gerät z.B. in Konflikt mit einer Gatling Gun oder muss sich mehrmals  Ray Stevenson (der hier quasi seine Rolle als unterbelichteter Söldner aus der TV-Serie Rom 1:1 übernimmt) anhören, der mindestens zweimal eine Ennio Morricone Melodie pfeift. Neben ein paar Samplern war für den restlichen Soundtrack übrigens niemand geringeres als Atticus Ross verantwortlich. Da wir schon beim Thema sind: auch lebende Musiklegende und der dem Filmbusiness keineswegs fremde Tom Waits (zuletzt gesehen bei Terry Gilliams Das Kabinett des Dr. Parnauss), bekommt hier eine kleine Nebenrolle.

Erzähltechnisch halten die Hughes Brüder den Ball also sehr flach, lassen nichts anbrennen und servieren ein typisches Gut gegen Böse-Szenario, das ein paar fragwürdige, theologische Andeutungen enthält. Informationen aus der Vergangenheit, wie es denn zum aktuellen Zustand kommen konnte werden nur sehr mühsam freigegeben und bleiben meist wage. Interessante Ansätze, wie Kannibalismus oder die starken UV-Strahlen (jeder im Film trägt Sonnenbrillen), werden zugunsten von Actionparts liegen gelassen. Die Figuren bleiben deshalb auch sehr eindimensional, aalglatt ohne viel Kanten, sozusagen also ohne Profil. Da nützen auch nichts die bei den Extras beigefügten Tales, die in Form einer Art Graphic Novel etwas Licht auf die Vergangeheit der beiden Protagonisten werfen soll.

Nicht zu vergessen: dem gefühlskalten Helden wird mit Mila Kunis natürlich noch eine hübsche Spielgefährtin gegönnt. Ihr Charakter gibt The Book Of Eli, zumindest inhaltlich, so gut wie keinen Mehrwert. Das arme Frauchen wird lediglich dazu benötigt um die Spieldauer etwas in die Länge zu ziehen, schließlich muss sie ja, wie sollte es anders sein, gerettet werden.

Washington spielt ohne große Überraschungen seinen Part, so richtig enttäuschend fand ich allerdings Gary Oldman, der sich hier ganz klar unter Wert verkauft. Der Rest bleibt unauffällig im Hintergrund, für mehr wurden sie aber vermutlich auch nicht engagiert.

Trotz des schwachen Plots und der angesprochenen Schwächen, gefällt und unterhält der Film aber dennoch auf seine eigene Art und Weise. Es sind vor allem die eingangs bereits erwähnten tollen Bilder, die mich fesselten und meine Aufmerksamkeit nicht abschweifen ließen. In Anbetracht dessen, wäre bei einer Zweitsichtung also die Blu Ray der DVD klar vorzuziehen. Die blaue Scheibe bietet, mal abgesehen vom Ton (DTS HD Master 5.1 gegen DD 5.1 der DVD), ansonsten die identische Ausstattung, aber eben in High Definition. Die Extras selbst fallen wie erwartet standardmäßig aus. Interviews, Making Of & Co nehmen zwar nochmals gut eine Stunde in Anspruch, bringen aber nicht wirklich Neues zum Vorschein.

Wer auf geradlinige Genreverschmelzungen in Hochglanzoptik steht wird seine wahre Freude haben. Wenn man, so wie ich, nicht gerade die höchsten Erwartungen hegt, könnte man unter Umständen, so wie ich, am Ende sogar positiv überrascht werden.



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