Defendor

Defendor

(„Defendor“ directed by Peter Stebbings, 2009)

Eine Superheldenparodie gab es erst kürzlich mit Kick-Ass, doch anders als Vaughn stützt sich Peter Stebbings nicht auf eine wirklich existierende Comicvorlage und ist mit seiner Umsetzung schlussendlich auch konsequenter. Arthur Poppington (Woody Harrelson) ist das was man im Volksmund als zurückgeblieben bezeichnet. Er scheint nicht sonderlich schlau zu sein und seine Verhaltensweise gleicht eher dem eines Kindes als eines erwachsenen Mannes mittleren Alters.

Wenn er seinen anspruchslosen Job als Baustellenarbeiter erledigt hat, schlüpft Arthur in die Rolle seines Alter Egos Defendor – und wehe dem, der seinen Namen falsch schreibt. Täglich zieht er sich seine schwarzen Strumpfhosen und den ebenso schwarzen Helm über, bewaffnet sich mit Opas alten WW1-Knüppel und zieht mit dem Defendog, einem ausgedienten Feuerwehrwagen, in seinen ganz persönlichen Krieg. Damit gemeint ist Arthur’s Verbrecherjagd, denn so absurd es auch klingen mag, er ist felsenfest davon überzeugt eine Art Superheld im Rächerstil zu sein.

Erst wenn er sich mit Isolierband ein großes „D“ auf die Brust geklebt hat und die Schurken mit Murmeln bewirft fühlt sich der offensichtlich schwer traumatisierte Mann in seinem Element. Als Zuschauer erleben wir seine nächtlichen Kreuzzüge allerdings als eine Art Flashback, denn mittlerweile sitzt Poppington in einem Gefängnis und wird von Psychologin Dr. Ellen Park (Sandra Oh) untersucht. Durch diesen Erzähltrick wird uns nach und nach mehr über Arthurs Vergangenheit bzw. Origin enthüllt ohne dass Harrelson dazu gezwungen wäre seinen Gegner in bester Superheldenmanier auf dem Schlachtfeld darüber aufzuklären. Dies wäre übrigens gar nicht mal so abwegig, schließlich imitiert der Gute ja nur die Vorbilder aus seiner Kindheit, eine Zeit in der seine drogensüchtige Mutter tragischerweise starb und in der er deshalb bei Opa – ja der mit dem Knüppel – aufwuchs.

Exakt wie bei seinen Lieblingen aus den bunten Bildergeschichten macht auch er also sein Schicksal zum Ursprung seines Handels, primär ist er aber auf der Suche nach Captain Industry (Alan C. Peterson), einer Figur die seiner Phantasie entspringt und als Sinnbild für den Drogenverkauf zu verstehen ist. Was uns Stebbings hier bietet ist keine reine Parodie, sondern vielmehr ein Drama mit humoristischen Elementen, die allerdings nur teilweise wirklich funktionieren. Harrelson spielt seinen Part nämlich gut, es liegt wohl eher am Script dass manche Szenen dann doch nicht so gut rüberkommen wie vielleicht geplant.

An seiner Seite spielt eine weniger aufregende Kat Dennings. Sie mimt eine Drogensüchtige, die über Umwege zu Defondor fand und ihn nun zur Hauptquelle des örtlichen Rauschgifts führen soll. Bis auf Elias Koteas, der im Film einen korrupten Bullen spielt, wirken die anderen Schauspieler wie billige Komparsen, auch Serienstar Sandra Oh, die ich nebenbei bemerkt überhaupt nicht ausstehen kann, vermag nicht wirklich zu überzeugen, dazu ist aber ehrlich gesagt auch ihre Leinwandpräsenz zu kurz. So kämpft sich Harrelson im Grunde allein durch die etwa 100 Minuten Laufzeit, sorgt öfters für kurze Lacher und kann hin und wieder sogar mit tollen Ideen – sein Waffen- und Geräterepertoire ist köstlich – auftrumpfen.

Der kanadische Film, der sich so schwer tat den Weg überhaupt in die Kinos zu finden, wird erst jetzt im deutschen Raum über den DVD-Markt vertrieben. Man spendiert Defendor nicht einmal ein Blu Ray-Release, das Risiko eines Flops scheint einfach zu groß zu sein, was rückblickend aber auch irgendwie verständlich ist. Schade dass mit dieser interessanten, wenn auch nicht unbedingt innovativen, Prämisse nicht mehr herausschaute. Einen Abend darf man dann aber im schwarz maskierten Chaotenheld trotzdem ohne Bedenken investieren.



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