Blow

Blow – Der Stoff, aus dem die Träume sind…

(„Blow“ directed by Ted Demme, 2001)

Wieder einmal basierend auf einer wahren Geschichte erzählt Blow im genretypischen Stil den Aufstieg und Fall des Kokainschmugglers George Jung (Johhny Depp). Jung gilt als DER Mann der in den späten Siebzigern dem Kokain in den USA zu großen Erfolg verhalf und das Geschäft erst so richtig zum boomen brachte. Ted Demme presst nun in 2 Stunden Laufzeit drei Dekaden Zeitgeschichte zusammen, kann damit zwar keine inhaltlichen Akzente setzen hat mit Depp aber einen außerordentlich guten Charakterdarsteller mit an Board, der das Ganze mächtig aufmöbelt und schlussendlich zu einen durchwegs gelungenen Film macht.

Der Zuschauer steigt am Ende der Geschichte ein und lässt sich dann über den Protagonisten in dessen Vergangenheit zurückführen, die Zeitlücken die dabei entstehen überbrückt die Erzählstimme von Depp aus dem Off.
Jung durchlebt eine unschöne Kindheit, die hauptsächlich von der finanziellen Pleite seines Vaters (Ray Liotta) und dem Dauerstreit seiner Eltern geprägt ist. Nie, so schwört er sich, möchte er in Armut enden und verlässt deshalb auch seinen Heimatstaat Massachusetts mit Kumpel Tuna (Ethan Suplee) um im sonnigen Kalifornien das Glück zu finden. Aber nicht nur endlose Strände und halbnackte Schönheiten beeindrucken die beiden ungleichen Freunde sondern vielmehr die exzellente und an der Ostküste unauffindbare Qualität des hiesigen Marihuana, bedingt natürlich durch die Tatsache dass Mexiko sich gleich hinter der Ecke befindet.

Jung merkt sehr schnell dass es sich wesentlich leichter und schneller Geld verdienen lässt wenn man guten Stoff vom Westen in den Osten schmuggelt als wie etwa sein Vater irgendeiner handwerklichen Arbeit nachzugehen. Dies ist zugleich der Startschuss für eine in gewisser Hinsicht beeindruckende „Karriere“ die damit endete dass George Jung 1994 mit über 200 kg Koks geschnappt wurde und seitdem hinter Gittern sitzt.

Größter Schwachpunkt und was den Film zu reiner Unterhaltung verkommen lässt ist die unreflektierte Weise mit der uns der Regisseur die Thematik auftischt. Auch wenn man versucht war kritische Elemente einzufügen indem zum Beispiel Jungs Ehe mit Mirtha (Penélope Cruz), die zum scheitern verurteilt war, eingefügt wurde wirkt es bei Blow schlicht gesagt cool Drogen zu verticken, was aber wohl vor allem durch das charismatische Auftreten von Depp verschuldet ist. Sein Gangster wirkt zu sympathisch als dass man ihn nicht mögen könnte. Da seiner Figur eine tragische Note aufgesetzt wird die deutliches Übergewicht gegen seinen illegalen Aktivitäten hat, entwickelt man so etwas wie Mitgefühl und sogar Verständnis was am Ende damit auf die Spitze getrieben wird, dass vor einsetzen des Abspanns ein Schriftzug einblendet wird, der uns nahelegt dass George Jung seit seiner Inhaftierung noch nie von seiner Tochter besucht wurde.

Eine gründliche Auseinandersetzung mit Jungs Psyche fehlt dann aber wiederum, es wird lieber auf seine fulminanten Auftritte und skrupellosen Schmuggelaktionen eingegangen was aber zweifelsohne den Unterhaltungswert des Streifens deutlich steigert. Familiäre Probleme werden zwar wie gesagt nicht ausgeblendet, hätten aber ruhig deutlicher gezeigt werden können. Vor allem seine spätere Ehe kam deutlich zu kurz, wobei wenn man die übertrieben spielende Cruz betrachtet, hätte dies wohl auch nicht unbedingt viel gebracht. Da gefiel mir hingegen die Frank Potente als Georges Jugendfreundin schon viel besser.

Heutzutage wirkt Johnny Depp in dieser Rolle bereits etwas abgedroschen, damals allerdings war es für mich ein kleines Highlight. Auch wenn seine Performance insgesamt immer noch gefällt, kauft man ihm seinen Alterungsprozess im Film kaum ab. Es wirkte auf mich nicht so als ob man drei Jahrzehnte durchlebt, als Beispiel wie man dies besser machen kann fällt mir spontan Martin Scorseses GoodFellas ein.

Da ich den Film nun aber doch schon einige male gesehen habe, überwiegen in meiner Besprechung vermutlich die negativen Punkte etwa zu unrecht. Wer ihn noch nicht gesehen hat sollte sich deshalb nicht davon abhalten lassen denn ein toller Primetime Flick ist Blow allemal und wer Johnny Depp mag kommt hier voll auf seine Kosten.



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