Hurt Locker

Tödliches Kommando – The Hurt Locker

(„The Hurt Locker“ directed by  Kathryn Bigelow, 2008)

Ein amerikanischer Film über den derzeitigen Irak-Krieg der bei der diesjährigen Oscar-Verleihung sechs Mal erfolgreich zuschlug? Der Verdacht lag nahe dass es sich hier um einen von Patriotismus geprägten Propagandafilm für die heimische Bevölkerung handelt, umso mehr war ich dann aber überrascht dass man sich parteilos auf die Mikroebene fokussiert. Herausgepickt und dessen Einzelschicksal beleuchtet wird nämlich nur eine kleine US-Einheit. The Hurt Locker konzentriert sich auf  Sergeant William James (Jeremy Renner) einem Bombenspezialisten der Tag ein Tag aus durch Bagdad und Umgebung verkehrt um selbstgebastelte deponierte Sprengsätze zu entschärfen. Er übernimmt den Bravo-Kompanie Posten von Matt Thompson (Guy Pearce) der kurz davor von einem Schrapnell getötet wurde. Sein neues Team komplettieren Sergeant Sanborn (Anthony Mackie) und Specialist Owen Eldridge (Brian Geraghty), die anfangs wenig über die unverantwortliche und tollkühne Art des neuen Kollegen erfreut sind.

Der Neuankömmling bringt nicht nur sich sondern gesamte zivile Straßenblöcke und die absichernden amerikanischen Soldaten in Gefahr wenn er sich den heimtückisch und laienhaft verdrahteten Bomben mit Lässigkeit nähert und das Ganze wie ein Spiel auf Zeit betrachtet. Trotz seiner Leichtfertigkeit ist aber William einer der besten auf diesem Spezialgebiet, wie sich später aus einem Gespräch mit Colonel Reed (David Morse) herausstellt, hat der Mann bereits über 700 Sprengsätze entschärft. Die erfolgreich entfernten Zünder verstaut der Soldat anschließend wie eine Trophäe unter seinem Bett. Kathryn Bigelow führt ihr Publikum in zwei Stunden quer durch die irakische Hauptstadt und der umliegenden Wüste, recht hektisch und oft verwackelt verfolgt man einen Einsatz nach dem anderen. Die Soldatentruppe gerät sogar in einen Schusswechsel zwischen Aufständischen und Söldnern (angeführt von Ralph Fiennes). Meist kommentarlos lässt die Regisseurin aber einfach die Bilder für sich sprechen, die US-Streitkräfte selbst werden dabei keineswegs heroisiert und wie eingangs angerissen wird die Politik außen vor gelassen. Selbst die im Streifen vorkommende Privatfirma wird allenfalls nur indirekt kritisiert schlussendlich kann und muss sich aber jeder Zuschauer seine eigenen Gedanken zum Geschehen machen.

Der dargestellte Irak wirkte für mich sehr authentisch, zumindest wenn man die Szenerie im Film mit Presseberichten oder anderen vorliegenden Dokumenten vergleicht. Ständige Kommunikationsprobleme mit der Bevölkerung die Misstrauen sowie die verständliche Paranoia der Boys schüren kommt da genauso realistisch rüber wie die Performance der Hauptakteure. Die drei jungen Männer wurden plötzlich und zu früh aus ihrem heranreifenden Erwachsenwerden gerissen und das im Krieg entstandene Trauma wird es ihnen kaum mehr ermöglichen ein normales Zivilleben weiterzuführen. So gesehen versteht sich Tödliches Kommando – The Hurt Locker durchaus als Antikriegsfilm der zwar nicht an die Feinfühligkeit von The Thin Red Line herankommt aber auf seine Art zu überzeugen vermag.

Abstriche würde ich hingegen an denjenigen Stellen machen bei denen die Autoren ähnlich einem Actionstreifen unnötig Suspene erzeugen wollten: Krieg ist nicht spannend sondern grausam und unmenschlich. Dass ein Hollywood Produkt hier aber Kompromisse eingeht sollte jedem vor der Sichtung des Streifens klar sein.



(Anzeige)