Fight Club

Fight Club

(„Fight Club“ directed by David Fincher, 1999)

Fight ClubDavid Fincher genießt durch Arbeiten wie The Game oder Zodiac ein hohes Ansehen. Fight Club lautet seine Zusammenarbeit mit den Schauspielern Brad Pitt (mit dem er auch Sieben und Der seltsame Fall des Benjamin Button drehte) und Edward Norton (American History X, 25 Stunden). Herausgekommen ist ein Action/Psycho-Thriller, der seinesgleichen noch sucht.

Ein Yuppie aus der Mittelschicht, Jack (Edward Norton), arbeitet in einer Autofirma und führt ansonsten ein durchschnittliches, aber einsames Leben – bis auf den Umstand, dass er unter Schlaflosigkeit leidet. Auf die Kritik eines Arztes hin, besucht Jack als Simulant Selbsthilfegruppen, die sich zu den unterschiedlichsten Krankheiten austauschen, um Menschen mit „wirklichen“ Schmerzen – wie es der Arzt formuliert hat – zu begegnen. Teil der Sitzungen ist das Weinen an den Schultern der Kranken, was Jack schließlich zum Einschlafen verhilft. Erst durch die ebenfalls nur spielende Kranke Marla (Helena Bonham Carter) wird ihm sein eigener Betrug bewusst. Dann brennt auch noch seine Wohnung nieder.

Orientierungslos gesellt er sich zu dem Seifenverkäufer Tyler Durden (Brad Pitt), den er zufällig bei einem Flug kennengelernt hat und von dem er aufgrund dessen unkonventionellen Geisteshaltung fasziniert gewesen war. Tyler bietet Jack bereitwillig eine Unterkunft bei sich an. Auf einer von ihren nächtlichen Streifzügen überredet Tyler Jack erfolgreich dazu, dass sie sich doch Prügeln sollten, weil nur dadurch der Frust ab- und das Selbstbewusstsein für den Alltag aufgebaut würden. Nach ein paar Wiederholungen gesellen sich immer mehr Interessierte und Gleichgesinnte zu den beiden, so dass Tylers Idee als „Fight Club“ über die Staaten ausgebreitet wird. Doch Tyler will anscheinend noch viel mehr. Denn aus den „Fight Clubs“ rekrutiert er die Männer, die er für sein „Projekt Chaos“ anstellt. Jack bekommt immer mehr Zweifel an Tylers größenwahnsinnigen Plänen, als dieser auch noch beginnt Sprengsätze herzustellen.

Ein wichtiges Thema des Films ist die Homogenisierung einer Gruppe beziehungsweise die Auslöschung der individuellen Persönlichkeit zugunsten eines Kollektivs, in der eine starre Hierarchie die Befehle unhinterfragt von oben nach unten weitergibt. Das verweist zunächst einmal auf totalitäre Systeme, wie den Faschismus oder Kommunismus. Mit einem wichtigen Unterschied: Im Totalitarismus wird die Gleichschaltung von einer politischen Elite aufoktroyiert. Im „Fight Club“ geschieht dies alles innerhalb einer Demokratie, die aufgrund ihrer Starversprechen Aufstiegschancen suggeriert, die unweigerlich Enttäuschungen produzieren. Auch die Heilsversprechen durch die Konsumindustrie genügen nicht, dass man glücklich wird. So viel sagt der Film, wenn er IKEA und Co. zitiert.

Auf einer weiteren Ebene zeugt der Film aber auch von der Einfachheit zur geistigen Manipulation. Durden verspricht den enttäuschten Männern im Prügelverein ihre Freiheit und ihr Selbstbewusstsein zurück. Nur verschweigt er ihnen, dass sie lediglich ihren Käfig wechseln und der Zugewinn an Selbstbewusstsein einhergeht mit noch größerer sozialer Ausgrenzung.

Fight Club ist vor allem aber auch ein Film über (Selbst)Zerstörung. Das wird zum einen durch den körperlichen Verschleiß in den Prügeleien oder durch die heruntergekommenen Behausungen deutlich. Erst nach der ersten selbstzerstörerischen Phase im Prügelverein, folgt die zerstörerische Phase im „Projekt Chaos“. Außerdem wird anhand von Tyler Durden dargestellt, wie erfolgreich man die Konsumgesellschaft mit einfachen beziehungsweise ihren eigenen Mitteln unterwandern kann: So verarbeitet Tyler auf kreative Weise die Fettreste von Schönheitskliniken zu Seife oder konstruiert aus Abfallprodukten Bomben und stellt Nitroglyzerin her.

Die Schlaflosigkeit von Jack stellt eine von mehreren Parallelen zu Brad Andersons The Machinist dar. Beide Filme Konstruieren die Psychose eines Schizophrenen. Doch nie wurde die Schizophrenie auf der Leinwand so unbefangen und unbekümmert skizziert, wie in David Finchers düsteren und dreckigen 139 minütigen Hochgeschwindigkeits-Thriller.



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