Punisher - War Zone
© 2009 Sony Pictures

Punisher: War Zone

(„Punisher: War Zone“ directed by Lexi Alexander, 2008)

Punisher: War ZoneNachdem ich erst neulich den fünfjährigen Punisher-Comic-Run von Garth Ennis fertig gelesen habe, dachte ich mir es sei an der Zeit auch mal einen Blick auf die Verfilmungen des Punishers zu werfen. Den ersten Ableger mit Tom Jane in der Hauptrolle hatte ich damals (2004) boykottiert aber der Trailer zu Punisher: War Zone versprach dann doch mehr zu bieten und vor allem am ehesten der aktuellen Comic-Vorlage, die ziemlich roh und brutal ist, gerecht zu werden.

Leider wurde ich in ca. 100 Minuten komplett enttäuscht. Regisseur Lexi Alexander, dessen Hooligans ich zwar nicht für einen Überflieger aber sehr wohl für durchaus sehenswert halte, geizt in keinster Weise mit Gewaltdarstellung doch das war’s dann auch schon. Auf die Komplexität des Punishers alias Frank Castle (Ray Stevenson) wird nur sehr ungenau eingegangen. Zwar erfährt man in Rückblenden warum er zu dem geworden ist was er mittlerweile verkörpert, allerdings wirkt das alles viel zu banal und an den Haaren herbeigezogen. Die Drehbuchautoren Nick Santora und Art Marcum vergessen den Vietnamkrieg der bei Ennis eine sehr bedeutende Rolle spielt. Zwar wurde als Hommage an die alten Punisher-Comics sogar der großmäulige Hacker Micro (Wayne Knight) mit eingebaut, doch verkommt dieser zu einem lächerlichen Nebendarsteller dem schnell das Hirn weggepustet wird.

Am Anfang wo Castle noch hinter sämtlichen Mafia-Familien her ist und diese ganz nach seinem Credo brutal abschlachtet weiß Punisher: War Zone, noch zu überzeugen, doch spätestens wenn der Gangster Billy Russoti (Dominic West) auf wundersame Weise einen Angriff überlebt und somit zum entstellten Jigsaw wird, beginnt der Film zu schwächeln. Während Ennis ohne einen klassischen Schurken ausgekommen verpatzt es der Film genau an dieser Stelle. Ab nun wechselt nämlich der Rhythmus zum klassischen Superhero-Movie und sobald Jigsaw seinen psychisch gestörten Bruder Looney Bin Jim (Doug Hutchison) aus der Anstalt holt erreicht Punisher: War Zone seinen endgültigen Tiefpunkt. Die zwei durchgeknallten Superbösewichte beschließen sich am Punisher zu rächen und während sie makabere Sprüche klopfen und dabei unsinnige Blutbäder hinterlassen, versammeln sie deshalb die ganze Unterwelt hinter sich. Mit dieser Armee, die aus chinesischen Triaden, schwarzen Hip-Hop-Gangstern und hirnlosen Anarchopunks besteht, wollen sie dem Punisher endgültig zur Strecke bringen.

Damit die Laufzeit noch ein wenig unnötig in die Länge gezogen werden kann werden noch schnell ein paar zusätzliche Ereignisse eingebaut. So erschießt Frank Castle im Eifer des Gefechtes einen Polizisten und lebt fortan mit erdrückenden Schuldgefühlen. Die Witwe und die kleine Tochter des getöteten Cops werden folglich im tobenden Krieg involviert und stellen die Achillesferse des Punishers dar. Doch auch auf der Seite der Bösewichte gibt es Probleme: die russische Mafia tanzt im Anti-Punisher-Kampf aus der Reihe und die Polizei hat mit der Punisher-Taskforce, bestehend aus Budiansky (Colin Salmon) und Soap (Dash Mihok), nicht gerade das kompetenteste Team um das bevorstehende Inferno aufzuhalten.

Sich auf den rohen und psychotischen Killer aus der Feder von Garth Ennis zu konzentrieren war hier die einzig richtige Entscheidung. Der Punisher aus den Achtzigern und Neunzigern würde heutzutage einfach nicht funktioniert. Das Publikum will keine hypertechnologischen Waffenarsenale kombiniert mit trashigen Kostümen und obercoolen Sprüche sehen, sondern will einen eiskalten Rächer der das tut wovon einige insgeheim träumen. Der Versuch den genialen Comic-Zyklus von Ennis auf die Leinwand zu bringen ging dabei leider völlig in die Hosen. Teilweise hat der Film sogar perversere Stellen als die Vorlage und das Morden des Punishers verkommt zu einem Actionhighlight das mit unnötig brutalen Bildern dargestellt wird. Zwar streite ich keineswegs ab, dass auch das Comicbook in Punkto Gewaltdarstellung nicht unbedingt zimperlich ist, allerdings ergibt die Gewalt dort einen Sinn und wird nicht lediglich verherrlicht. Im Film reiht man hingegen eine Hinrichtung nach der anderen auf und verkauft sie als den Rachefeldzug eines Monsters, das die Mafia selbst verschuldet hat. So bleibt mir nichts anderes übrig als von Punisher: War Zone dringend abzuraten und das Geld lieber in ein Comicheft zu investieren.



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Unterdurchschnittliche Adaption der Comic-Hefte von Garth Ennis mit unnötiger Gewaltdarstellung und platten Figuren
1
von 10