Die Muppets erobern Manhattan
© Sony Pictures

Die Muppets erobern Manhattan

(„The Muppets Take Manhattan“ directed by Frank Oz, 1984)

Die Muppets erobern ManhattanEigentlich ist es fast schon verschwendet, dass die Muppets mit ihrem Musical „Manhattan Melodies“ nur die anderen Absolventen im Danhurst College erfreuen, das sollten doch viel mehr Leute sehen! Warum also nicht zum Broadway und daraus etwas richtig Großes machen? In New York angekommen, muss die Truppe jedoch einsehen, dass dort niemand wirklich auf sie gewartet hat, keiner der Produzenten mit ihnen arbeiten möchte. Während der Rest sich in alle Winde verstreut, um woanders ein neues Leben zu beginnen, hält Kermit an seinem Traum fest. Er beginnt beim Imbissbesitzer Pete (Louis Zorich) und dessen Tochter Jenny (Juliana Donald) zu arbeiten, um parallel doch noch sein Musical auf die Bühne zu bringen.

Der dritte große Kinoauftritt der Muppets ist einerseits ein sehr typischer, enthält viele der Zutaten, welche wir schon aus Muppet Movie und Der große Muppet Krimi kennen: Es wird gesungen, es wird gelacht, viele bekannte Gesichter tauchen zwischendurch auf. Und gleichzeitig ist Die Muppets erobern Manhattan irgendwie anders. Das liegt sicher auch an der etwas schwierigen Entstehungsgeschichte, während derer so mancher Plan über den Haufen geworfen wurde. Beispielsweise war das Originaldrehbuch von Jay Tarses and Tom Patchett, die zuvor schon Der große Muppet Krimi geschrieben hatten, sehr gaglastig. Zu gaglastig für Frank Oz, der hier erstmals nicht nur die Puppen spielt, sondern auch Regie führt und es sich nicht nehmen ließ, seine eigene Handschrift ins Spiel zu bringen.

Das bedeutet nicht, dass Die Muppets erobern Manhattan nicht mehr witzig wäre. Das ist der Film schon, allein schon aufgrund der vielen skurrilen Figuren und der absurden Situationen, in die sie zuweilen geraten. Aber der Humor ist etwas zahmer als zuvor, weniger anarchisch-verrückt, verzichtet auch auf die vielen Metagags, die wir von den beiden Vorgängern her kennen. Stattdessen wollte Oz lieber die Puppen selbst in den Vordergrund rücken. Oder besser: Er wollte Kermit in den Vordergrund rücken. Während viele der anderen Muppets, darunter selbst Urgesteine wie Fozzie und Gonzo, über weite Strecken verschwinden, handelt der Film davon, wie Kermit für seinen Traum kämpft. Und eben auch für seine Freunde.

Als Folge ist Die Muppets erobern Manhattan deutlich warmherziger, als man es aus seligen Muppet Show-Tagen kennt, ein wenig kindlicher auch – und das nicht nur wegen eines frühen Auftritt der Muppet Babies, welcher der kurze Zeit später gestarteten Zeichentrickserie vorausging. Das mag für den einen oder anderen enttäuschend sein, zumal die Geschichte erneut supersimpel gehalten ist und altbekannte Hollywoodwege abläuft. Und doch ist Die Muppets erobern Manhattan der erste Muppet-Film, der auch tatsächlich eine Geschichte erzählt und nicht in lauter Einzelszenen zerfällt, welche notdürftig zusammengeflickt wurden. Und damit der stimmigste der drei Filme.

Höhepunkte gibt es trotz der Fokusverschiebung ohnehin wieder, seien sie im musikalischen Bereich – „Together Again“ wurde nicht grundlos in Muppets Most Wanted eine Neuauflage spendiert –, die obligatorischen Cameos, darunter ein großartiger von Liza Minelli, und Szenen, in denen sich die Kultpuppen von ihrer erstaunlich beweglichen Seite zeigen. Ein Ersatz für die bissig-grotesken Auftritte ist die Broadwayvariante nicht, aber doch eine schöne Ergänzung, welche stolz dazu steht, ein wenig altmodisch zu sein und die Zuschauer einfach nur gut fühlen lassen zu wollen.



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Weniger verrückt, weniger witzig, dafür mit mehr Herz: „Die Muppets erobern Manhattan“ verschiebt den Fokus im Vergleich zu den Vorgängern ein wenig, verzichtet damit etwas auf seine Eigenständigkeit, ist insgesamt aber der in sich stimmigste der drei ersten Kinofilme rund um die Kultpuppen.
7
von 10