The Night Manager
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The Night Manager

(„The Night Manager“ directed by Susanne Bier, 2016)

The Night Manager
„The Night Manager“ ist seit 21. April auf DVD und Blu-ray erhältlich

Es ist eine Begegnung, die Jonathan Pine (Tom Hiddleston) noch lange verfolgen soll: Als der Nachtmanager eines Luxushotels in Kairo kompromittierende Dokumente von Sophie (Aure Atika) erhält, welche den Waffenhändler Richard Roper (Hugh Laurie) schwer belasten, leitet er sie an die entsprechenden Behörden weiter. Für die Verbrecher bleibt dieser Vertrauensbruch ohne Folgen, dafür ist Sophie kurze Zeit später tot – brutal ermordet. Jahre später ist dieser Alptraum fast vergessen, als Pine in einem Schweizer Hotel Roper wieder begegnet und erneut Einblicke in dessen Machenschaften erhält. Mithilfe der britischen Geheimdienstlerin Angela Burr (Olivia Colman) gelingt es ihm, sich in die Organisation einzuschleusen, wo er es nicht nur mit dem misstrauischen und cholerischen Lance Corkoran (Tom Hollander) zu tun bekommt, sondern auch mit Ropers attraktiven Geliebten Jed (Elizabeth Debicki).

Nun also auch Susanne Bier: Nachdem schon viele Hollywoodkollegen den Lockrufen des Fernsehens gefolgt sind, darf sich jetzt die eigentlich auf Kinodramen spezialisierte Dänin an dem längst als eigenständige Kunstform etablierten Serienformat versuchen. Und damit bei dem Debüt nichts schief geht, hat sie sich eine Reihe weiterer großer Namen gesichert. Die Vorlage stammt immerhin von John le Carré (Der Spion, der aus der Kälte kam, A Most Wanted Man), der Cast ist prominent besetzt, das Drehbuch wiederum stammt von David Farr (Wer ist Hanna?). Und auch über mangelnde finanzielle Mittel musste sich Bier wohl kaum beklagen, die von den Sendern AMC und BBC produzierte Miniserie ist geradezu verschwenderisch ausgestattet.

Er sei zu perfekt, muss sich Pine an einer Stelle mal anhören. Und das könnte man auch auf The Night Manager übertragen, das so makellos ist, dass es fast schon wieder langweilig wird. Dabei tut die Serie eine Menge dafür, dass genau dies nicht geschieht. Von Anfang an wird klar gemacht, dass man sich mit Roper besser nicht anlegen sollte, immer wieder geraten Pine und seine Mitstreiter in brenzlige Situationen. Das liegt nicht nur an der unmittelbaren Bedrohung, die ein derartiger Undercover-Einsatz mit sich bringt, sondern auch, dass Roper mächtige Freunde in den Behörden hat, die genau wissen, wann sie wegzuschauen haben. Verrat und Doppelverrat stehen damit an der Tagesordnung.

Leider versucht The Night Manager dabei aber erst gar nicht, auch den Zuschauer im Unklaren zu lassen. Der weiß eigentlich immer, was gespielt wird, gut und böse sind klar markiert, Grautöne sind Mangelware, was alles nicht unbedingt der Spannung förderlich ist. Hier schimmert dann doch immer wieder das Alter der Vorlage durch: Zwar wurde der bereits 1993 veröffentlichte Roman in die Neuzeit versetzt und mit aktuelleren Ereignissen wie dem Arabischen Frühling und der syrischen Flüchtlingskrise angereichert, es kommt auch deutlich modernere Technik zum Einsatz, im Herzen ist die Geschichte jedoch eine sehr klassische. Wie Pine mit Charme, Klugheit, seinem guten Aussehen und seinen Kampffähigkeiten ein ums andere Mal jede noch so verfahrene Situation rettet, das wirkt schon recht altmodisch, immer wieder meint man, ein Überbleibsel aus dem Kalten Krieg vor sich zu haben.

Als Figur ist das weniger interessant, aber doch eine ideale Bühne für den Briten Tom Hiddleston, sich eventuell doch als Daniel Craigs Nachfolger bei James Bond ins Gespräch zu bringen. Ihm zur Seite stehen zwei nicht minder versierte Kollegen, die in ihren Rollen aufgehen: Hugh Laurie darf seine aus Dr. House bekannte einmalige Kaltschnäuzigkeit, um eine neue Brutalität erweitert, wieder unters Volk bringen, Olivia Colman stellte in der Serie Broadchurch bereits ihre Krimiaffinität unter Beweis. In Kombination mit den angesprochenen noblen Elite-Kulissen gibt es so eine ganze Menge zu sehen und zu bewundern, die acht rund 40 Minuten langen Folgen sind recht schnell vorbei. Trotz angedeuteter kritischer Zwischentöne ist The Night Manager aber kein Werk, das einem allzu sehr in Erinnerung bleibt, dafür geht es doch zu sehr auf Nummer sicher.



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„The Night Manager“ ist eine passend besetzte und nobel ausgestatte Spionage-Serie, die gut unterhält, an vielen Stellen aber doch recht altmodisch ist, aufgrund seiner zu eindeutig gezeichneten Figuren auch nicht so spannend ist, wie sie es sein könnte.
7
von 10