American Sniper

American Sniper

(„American Sniper“ directed by Clint Eastwood, 2014)

American Sniper
„American Sniper“ läuft seit 26. Februar im Kino

Er ist mit 160 tödlichsten Abschüssen der beste Scharfschütze des US-Militärs. Doch nach eigenen Aussagen hat Chris Kyle (Bradley Cooper) noch weitaus mehr Menschenleben auf dem Gewissen. Von seinem Vater bekommt er schon als Kind beigebracht, dass es drei Arten von Menschen gibt: Wölfe, Schafe und Hütehunde. Er selbst solle der letzteren Kategorie angehören. Später geht der Texaner als Navy-SEAL in den Irak, um als Scharfschütze seinen Kameraden den Rücken frei zu halten. Nach zahlreichen Abschüssen wird er nur noch „Legend“ genannt. Drei weitere Male kehr er in den Irak zurück und muss seine Frau Taya (Sienna Miller) und seine Kinder zu Hause zurücklassen.

Wie dreht man ein Film über den Irakkrieg? Am besten sachlich, oder? Schade, dass Clint Eastwood nicht so gedacht hat. Die Hintergründe des Krieges werden kaum beleuchtet (wenn es nach dem Film geht entsteht sogar der Eindruck, der 11. September sei der Grund für den Irakkrieg). Die Amerikaner werden hier als die Guten dargestellt und die Iraker, selbst Frauen und Kinder, als Menschen, die nur da zu sein scheinen, um die Amerikaner zu töten. Dass diese in dem Land eigentlich gar nichts zu suchen haben, hat man im Vorfeld des Films wohl vergessen. Wenigstens ein bisschen Kritik am eigenen Land und etwas mehr Objektivität hätte dem Film sicher gut getan.

Genau den selben Ansatz hat man hier leider bei Chris Kyle gewählt. Hier wird jemand als Held glorifiziert, der die Iraker als „Bestien“ bezeichnet und es, nach seiner eigenen Aussage, bereut, nicht mehr von diesen umgebracht zu haben. In seiner Biografie, die diesem Film zugrunde liegt, behauptet Kyle auch noch, zwei Autodiebe in Texas und 30 Plünderer nach dem Hurrikan Katrina erschossen zu haben. An diesen Behauptungen ist jedoch nichts dran. Warum er diese Lügen verbreitet ist nicht klar, aber klar ist: Raum zur Kritik wäre auch hier genügend vorhanden gewesen. Doch spätestens wenn am Ende des Film Realaufnahmen von seinem Trauerzug gezeigt werden, der von Tausenden trauernden Amerikanern an der Seite der Autobahn verfolgt wurde, und der für ihn abgehaltenen Gedenkveranstaltung im Footballstadion der Dallas Cowboys, dann wird klar, dass die meisten Amerikaner gar keine andere Darstellung ihres „Helden“ wollen (was auch das Einspielergebnis in den USA verlauten lässt).

Das alles ist sehr schade, denn ansonsten ist American Sniper ein wirklich guter Film. Die Kriegsszenen sind wirklich anschaulich in Szene gesetzt  und spannend ist der Film allemal. Auch die Westerneinflüsse, die Eastwood hier in manchen Kameraeinstellungen mit eingebracht hat, erfüllen ihren Zweck. Ob es wirklich nötig war, den irakischen Scharfschützen mit einzubringen, ist schwierig zu beurteilen. So wie es hier im Film dargestellt wird, ist es in der Realität wohl nicht abgelaufen. Der Handlung tut dieser irakische Widersacher zwar spannungstechnisch gut, doch zum richtigen Bösewicht fehlt hier doch ein wenig die Tiefe. Es ist zwar nicht schlimm, dass man diese Figur mit eingebracht hat, doch wenn er nicht dabei gewesen wäre, hätte man ihn wohl auch nicht unbedingt vermisst.

Dass dieser Film am Ende doch noch ganz ok ist, liegt an Bradley Cooper. Schon seine Zerrissenheit zu Beginn des Films, vor seinem ersten Schuss, ist richtig gut dargestellt und je länger der Film dauert, desto besser wird er. Vor allem seine Szenen zu Hause, in denen man ein bisschen einen Einblick in seine Psyche bekommt, zeigen nochmals, dass Bradley Cooper zu einem der ganz großen in Hollywood gehört.



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American Sniper ist ein spannendes, gut gespieltes Drama, dessen einseitiger Blick auf die Ereignisse über weite Strecken des Films sehr störend ist.
6
von 10