
Eigentlich scheint Kamila Hamilton (Alicia Falcó) alles im Leben zu haben. Die Cheerleaderin sieht gut aus, ist umschwärmt, teilweise beneidet, hat auch einen ihr ergebenen Freund, selbst wenn der unentwegt über sie bestimmen will und zudem zur Eifersucht neigt. Einen Grund dafür erhält dieser, als die Brüder Thiago (Fernando Lindez) und Taylor Di Bianco (Diego Vidales) in ihr Leben treten. Nicht nur, dass sie im Anschluss immer wieder Zeit mit ihnen verbringt und ihnen dabei näherkommt. Sie hat zudem eine Vorgeschichte mit den beiden: Sie kennen sich schon seit vielen Jahren und haben eine gemeinsame dunkle Vergangenheit, an die niemand von ihnen erinnert werden möchte …
Auftakt einer Trilogie
Für Amazon Prime Video hat es sich auf jeden Fall gelohnt, sich die Bücher der argentinischen Autorin Mercedes Ron vorzuknöpfen. So war Culpa Mia – Meine Schuld 2023 derart erfolgreich, dass mit Culpa Tuya – Deine Schuld und Culpa Nuestra – Unsere Schuld zwei Fortsetzungen erschienen sind. Es gab mit Culpa Mia – Meine Schuld: London auch noch ein englischsprachiges Remake. Und das alles innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren! Da diese Cash Cow langsam leergepresst wurde, machte man sich beim Streamingdienst auf die Suche nach einer neuen. Und wurde erneut bei Ron fündig. So basiert Tell Me Softly auf dem 2020 veröffentlichten Roman Dímelo bajito. Besonders interessant für Amazon: Es gibt von dem Buch zwei Folgebände und damit entsprechend viele Möglichkeiten, das alles noch ein bisschen mehr auszuschlachten.
Das wird sicher für manche eine gute Nachricht sein. Man darf dies aber auch als Drohung auffassen, dass da vermutlich noch zwei weitere Filme kommen werden, eventuell noch ein Remake. Denn dafür ist das hier zu schwach. Das Positive vorweg: Das Liebesdrama ist nicht ganz so inakzeptabel, wie es der Auftakt der anderen Trilogie war. Das heißt natürlich nicht viel, es wäre auch richtig schwierig geworden, das Machwerk noch einmal zu unterbieten. Aber man nimmt in dem Fall, was man kriegen kann, und ist schon für nichts irgendwie dankbar. Grund der Verbesserung ist der Inhalt. War die Geschichte um die beiden Stiefgeschwister, die sich zunächst nicht ausstehen können und dann Gefühle füreinander entwickeln, auf geradezu unverschämte Weise dämlich, da ist Tell Me Softly eher langweilig als ärgerlich.
Schwache Figuren mit dunkler Vorgeschichte
Das heißt nicht, dass es hier nichts gibt, worüber man sich ärgern kann. Ganz weit oben steht die Figurenzeichnung, die so lausig ist, dass sich selbst eine künstliche Intelligenz dafür schämen würde. Ron kommt bei ihren Charakteren nicht über Stereotype hinaus. Manchmal reicht es nicht einmal hierfür. So wird bei Kamila nie klar, wer sie sein soll und warum andere gern so wären wie sie. Sicher, sie sieht gut aus, allerdings auf eine eher unspezifische Weise. Bei den Brüdern ist es nicht besser. Der eine ist freundlich, der andere eher mürrisch. Dennoch sollen beide laut Tell Me Softly gleich gute Kandidaten sein, damit der Eindruck eines Liebesdreiecks entsteht. Das Publikum soll schließlich mitfiebern, für welchen der beiden Herren sie sich entscheidet. Dumm nur, wenn einem das dann völlig egal ist.
Und dann ist da noch die düstere Vorgeschichte. Diese wird anfangs nur angedeutet. Genug, damit man weiß, dass da etwas nicht, und im Idealfall neugierig ist, was genau denn da vorgefallen ist. Natürlich ist die Idee einer tragischen Vorgeschichte ebenso unoriginell wie die Figurenzeichnung. Aber es ist etwas, das einen zumindest beschäftigt. Da das Finale auch tatsächlich einigermaßen packend inszeniert wurde, schafft es Tell Me Softly, sich an der Schwesterreihe vorbeizuschieben. Dennoch, die Welt wäre nicht unbedingt ärmer, wenn sich Amazon einen anderen Roman für eine Adaption ausgesucht hätte. Wer die erste Trilogie mochte, kann natürlich reinschauen und noch mehr toxische Romanzen erleben. Der Rest kann das hier getrost ignorieren.
OT: „Dímelo bajito“
Land: Spanien
Jahr: 2025
Regie: Denis Rovira van Boekholt
Drehbuch: Jaime Vaca
Vorlage: Mercedes Ron
Kamera: Imanol Nabea
Besetzung: Alicia Falcó, Fernando Lindez, Diego Vidales
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