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Jakob Oftebro als schwedischer Geschäftsmann Jan Stenbeck in der Serie "Stenbeck" (© ZDF/Waldemar Hansson/Crosby/SVT/Niklas Maupoix)

Jakob Oftebro [Interview 2025]

Stenbeck erzählt die Geschichte des schwedischen Geschäftsmanns Jan Stenbeck, der ab den 1970ern mit seinen ungewöhnlichen Ideen sein Heimatland maßgeblich beeinflusste und dabei zu einem schwerreichen Mann wurde. Doch der Aufstieg hatte seinen Preis. So zerstritt er sich mit seinen Schwestern bei der Frage, wer das Familienunternehmen leiten soll und wie die Zukunft aussehen könnte. Er entfremdete sich aber auch von seiner eigenen Frau und den Kindern, weil er sich so sehr in die Arbeit stürzte. Seit dem 12. Dezember 2025 ist die biografische Dramaserie in der ZDF-Mediathek zu sehen. Das haben wir zum Anlass genommen, um uns mit Hauptdarsteller Jakob Oftebro zu unterhalten, der die Titelrolle spielt.

Was hat dich an Stenbeck gereizt? Warum wolltest du in dieser Serie mitspielen?

Jan Stenbeck ist ein bekannter Geschäftsmann in Schweden, in ganz Skandinavien tatsächlich. Es war daher für mich eine Ehre, ihn spielen zu dürfen. Eine reale Person zu verkörpern, ist immer etwas Besonderes. Als ich über ihn nachgelesen habe, habe ich außerdem festgestellt, wie komplex er als Mensch war. Er war seiner Zeit weit voraus, wenn es um neue Technologien ging, und hat vieles vorausgesehen, was für uns heute selbstverständlich ist, damals aber niemand verstand. Es war schon faszinierend, da tiefer einzutauchen und zu verstehen, was in ihm vorging und was seine Ziele waren.

Und kannst du uns mehr darüber verraten, wie deine Vorbereitung aussah? Stenbeck war schließlich mehr als nur ein Geschäftsmann.

Sehr viel mehr, ja. Er liebte das Leben und war in vielfacher Hinsicht ein extravaganter Mensch. Das zeigte sich schon bei seiner Kleidung. Er mochte zum Beispiel Micky Maus und Goofy und trug oft ein Micky-Maus-T-Shirt. Ich glaube, er hatte sogar eine Uhr mit Micky. Er trug auch rote Hosenträger. Er war schon ein ausgefallener Mensch, auch im Hinblick auf Essen. Mit der Zeit wurde er immer dicker, weil er so viel gegessen hat, auf eine geradezu destruktive Weise. Er wurde zu einer tragischen Figur. Überhaupt war sein Leben voller Tiefen. Natürlich hat er viel Geld geerbt, weil er aus einer reichen Familie kommt. Aber er war auch clever und hatte ganz eigene Ideen. Deswegen war es interessant, die ganzen Bücher über ihm zu lesen und die Dokumentationen anzuschauen. Und dann war da natürlich auch der Streit zwischen den Geschwistern, wer das Unternehmen übernehmen wird. Das sind alles Punkte, die wichtig waren bei dem Porträt.

Du hast diese Gewichtszunahme angesprochen. Wie war es für dich, diese körperliche Veränderung mitzumachen? Zum Ende hin habe ich dich kaum mehr erkannt.

Gut! Ich habe schon vor dem Dreh an Gewicht zugelegt, um ihm ähnlicher zu sein. In den späteren Episoden habe ich einen speziellen Anzug getragen und saß jeden Tag fünf Stunden in der Maske, damit sie mein Aussehen anpassen konnten. Die haben dabei wirklich tolle Arbeit geleistet.

Der Streit zwischen den Geschwistern spielt in eurer Serie eine große Rolle. Hattet ihr bei der Vorbereitung Kontakt zu der Familie?

Um ehrlich zu sein, wurde uns geraten, keinen Kontakt aufzunehmen. Die Familie wusste von dem Projekt und was wir vorhatten, wollte aber nichts damit zu tun haben. Seine Tochter Christine, die das Unternehmen geerbt hat, wollte mit niemandem sprechen. Das haben wir natürlich respektiert. Es wäre vielleicht auch schwierig geworden, wenn sie sich eingebracht hätten. Wir haben uns dann doch lieber an die offiziellen Informationen aus den Dokumentationen gehalten.

Du hast beschrieben, wie visionär Jan Stenbeck als Geschäftsmann war. Gleichzeitig konnte er ziemlich rücksichtslos sein, wenn es darum ging, andere aus dem Weg zu räumen. Er hat dabei auch viele Menschen verletzt. Würdest du seine Arbeit insgesamt als eher gut oder schlecht beschreiben?

Ich habe mich mit vielen unterhalten, die mit ihm beruflich zu tun hatten. Die Geschichte in unserer Serie über den Kuchen, den er unbedingt haben wollte, ist tatsächlich wahr. Der Mann, um den es dabei ging und der so gedemütigt wurde, meinte, dass er trotz allem Jan liebte. Jan konnte manipulativ und herablassend sein. Aber er konnte eben auch ganz anders sein. Er war ein sehr emotionaler Mensch, was je nach Situation wundervoll oder furchtbar sein konnte. Wobei man natürlich sagen muss, dass die Situation damals noch eine andere war. Die Arbeitsbedingungen haben sich stark gewandelt. Was zu seiner Zeit nicht ungewöhnlich war, etwa im Hinblick auf das, was du von deinen Angestellten verlangen konntest, würde heute nicht mehr gehen.

Wobei es auch heute noch Geschäftsmänner gibt, die sich rücksichtslos verhalten und denen andere egal sind. Glaubst du, dass es solche Eigenschaften braucht, um an die Spitze zu kommen?

Die Leute, die so rücksichtslos sind, würden das sicherlich bejahen. Ich selbst glaube aber nicht daran. Es ist sicher menschlich, dass du nach unten trittst, wenn du unter großem Druck stehst und die Sache nicht rund läuft. Aber du solltest dennoch versuchen, dich im Griff zu haben. Es gibt immer andere Möglichkeiten, mit solchen Situationen umzugehen. Ellbogen brauchst du vermutlich schon irgendwie, wenn du dich als Geschäftsmann durchsetzen willst. Das kann ich mir schon vorstellen. Das heißt aber nicht, dass du tun und lassen kannst, wie es dir gefällt. Umgekehrt gibt es auch Menschen, die sich viel gefallen lassen, um voranzukommen. Und das ist auch ein Problem, denn dadurch wird ein solches Verhalten normalisiert.

Die Schauspielerei ist in der Hinsicht ein besonderer Fall. Du musst einerseits sehr viel mit anderen zusammenarbeiten, wenn du einen Film drehen willst. Gleichzeitig gibt es einen enormen Wettbewerb. Jedes Mal, wenn du eine Rolle annimmst, bekommt sie niemand sonst. Und wenn ein Film geschaut wird, bedeutet das, dass andere Filme nicht geschaut werden. Wie hältst du die Balance aus Zusammenarbeit und Wettbewerb?

Für mich ist das einfach. Wie du schon sagst, braucht es diese Zusammenarbeit. Du kannst ohne diese vielen anderen Leute keinen Film drehen. Wenn ich als Schauspieler hinzukomme, haben schon so viele andere daran gearbeitet. Du brauchst ein gutes Drehbuch. Du brauchst die Finanzierung, um alles umsetzen zu können und die richtigen Leute zu finden und drehen zu können. Und selbst nach dem Dreh arbeiten so viele an dem Film. Das ist ein wirklich langer Prozess. Als Schauspieler bist du daher sehr abhängig von anderen. Gleichzeitig stimmt es natürlich, dass du mit anderen um Rollen kämpfst. Wenn du damit nicht klarkommst, ist der Beruf nichts für dich. Und du musst auch damit klarkommen, wenn jemand anderes die Rolle bekommt und es der Person nicht nachtragen. Das darfst du nicht persönlich nehmen. Sobald du anfängst, andere zu beneiden, und sie nicht mehr als Kollegen zu sehen, wird es sehr schwierig.

Kommen wir zum privaten Teil deiner Figur. Du hast bereits die Streitereien zwischen den Geschwistern erwähnt. Es ist schon sehr tragisch, wie seine ganze Familie auseinanderbricht. Denkst du, dass dies hätte verhindert werden können?

Auf jeden Fall! Ich denke, dass wir auch davon lernen können. Das ist im Grunde die klassische Geschichte, dass Geld allein dich nicht glücklich macht. Macht ebenso wenig. Wenn der Wettstreit wichtiger wird als alles andere, dann bist du am Ende sehr einsam. Und das ist, was Jan passiert. Er lässt sich mitreißen und kämpft so verbissen um den Erhalt des Familienunternehmens, dass er sein eigenes Leben und die Kinder vergisst. Er hat viele von sich gestoßen: Freunde, Familie. Dabei war er wie gesagt ein sehr emotionaler und liebevoller Mensch. Er hatte so viele Gefühle. Er fühlte sich einsam, er hat auch viel geweint. Er wusste aber nicht, wie er mit diesen Gefühlen umgehen soll, was ihn zu einer tragischen Figur macht.

Welchen Anteil hatte der Vater an den Streitigkeiten der Geschwister? Schließlich hat er sie sehr unterschiedlich behandelt.

Das ist sicher auch eine Generationenfrage. Wenn ich an meinen Großvater denke und wie anders er war, wenn es um die Erziehung meines Vaters ging. Mein Vater ist unter ganz anderen Bedingungen aufgewachsen als ich, gerade auch im Hinblick auf Gefühle. Mein Vater umarmt mich die ganze Zeit und küsst mich und spricht über Gefühle. Sein Vater hat ihn hingegen nie umarmt. Das war noch eine ganz andere Zeit. Und das sieht man auch in der Serie. Gleichzeitig ist die Geschichte um den Streit, wer das Unternehmen bekommt, etwas, womit sich viele identifizieren können. Die meisten erben irgendwann einmal etwas oder machen sich Gedanken darum, ob sie von den Eltern anders behandelt wurden als ihre Geschwister. In der Hinsicht ist Stenbeck sehr universell.

Wir hatten es davon, wie Jan seine Familie zugunsten der Arbeit vernachlässigte. Wie schwierig ist es für dich, diese Balance aus Arbeit und Familie zu halten? Als Schauspieler bist du schließlich auch dauernd unterwegs.

Sehr schwierig. Da kann es vorkommen, dass ich Monate lang weg bin um zu drehen und dann Monate zu Hause bin. Seitdem ich Kinder habe, muss ich sehr genau schauen, welche Projekte ich annehme und muss Prioritäten setzen. Aber ich wusste, was auf mich zukommt. Mein Vater war Theaterschauspieler. Deswegen wusste ich, wie viel Arbeit es ist, deinen Beruf und dein Familienleben unter einen Hut zu bekommen. Er war zwar nicht immer da. Aber wenn er da war, war er sehr präsent.

Und wie geht es jetzt beruflich für dich weiter? Was sind deine nächsten Projekte?

Ich habe für Netflix die Serie The Case gedreht, die nächstes Jahr herauskommt. Darin habe ich neben Peter Andersson die Hauptrolle. Wir spielen Vater und Sohn, die zusammen versuchen, einen Fall zu lösen. Das war eine tolle Erfahrung!

Vielen Dank für das Interview!

Zur Person
Jakob Oftebro wurde am 12. Januar 1986 in Oslo, Norwegen geboren. 2004 begann er ein Schauspiel-Studium an der Statens teaterhøgskole in Oslo, später war er an der Statens Teaterskole in Kopenhagen. Einem internationalen Publikum wurde er durch den für einen Oscar nominierten Abenteuerfilm Kon-Tiki (2012) bekannt. Zu seinen weiteren Filmen zählen das Horrordrama When Animals Dream (2014), der Fantasyfilm Die Hüterin der Wahrheit – Dinas Bestimmung (2015) oder auch das Abenteuer The Last King – Der Erbe des Königs (2015).



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