
London im 16. Jahrhundert: Tom Canty (Mark Lester) hat früh gelernt, wie man andere Menschen bestiehlt. Schließlich hat sein Vater John (Ernest Borgnine) selbst immer davon gelebt und alles, was er weiß, an seinen Sohn weitergegeben. Mehr noch: Jetzt, da er älter geworden ist, soll gefälligst der Nachwuchs die Familie versorgen. Als Tom bei einem Beutezug erwischt wird, landet er auf der Flucht im Königsschloss, wo er dem Prinzen Edward (ebenfalls Mark Lester) begegnet. Da sich die beiden ähnlichsehen, beschließen sie, die Kleidung zu tauschen, um so auf dem Maskenball aufzutreten. Doch dadurch kommt es zu einer folgenschweren Verwechslung. Während Tom nun die Aufgaben des Prinzen übernehmen soll, wird Edward aus dem Schloss geworfen und dabei von Miles Hendon (Oliver Reed) aufgelesen …
Vergessenes Star-Abenteuer
Wer den Namen Mark Twain hört, wird wohl als erstes an die Abenteuer rund um Tom Sawyer und Huckleberry Finn denken. Schließlich sind das absolute Klassiker, gehören quasi zum Kanon der amerikanischen Literaturgeschichte und wurden viele Male verfilmt. Doch der Schriftsteller hat im Laufe seiner Karriere natürlich viele andere Werke verfasst. Dazu zählt der 1981 veröffentlichte Roman Der Prinz und der Bettelknabe. Auch dieser wurde mehrere Male adaptiert. Neben Versionen für die Bühne oder in Comic-Form entstanden zahlreiche Filme. Tatsächlich gab es bereits 1920 eine erste Stummfilmvariante. Sehr erfolgreich war 1937 Der Prinz und der Bettelknabe, mit Errol Flynn in der Hauptrolle. Weniger ertragreich war 40 Jahre später Der Prinz und der Bettler.
Dabei kann diese mit einer Reihe von Stars locken. Neben den oben genannten sehen wir beispielsweise Raquel Welch in der Rolle von Lady Edith, Charlton Heston wiederum spielte den alten König. Doch es sind eben nur Nebenrollen. Im Fokus stehen dann doch Oliver Reed sowie Mark Lester. Letzterer war damals 18 Jahre alt, konnte aber bereits eine beeindruckende Filmografie vorweisen. Umso verwunderlicher ist, dass er nach Der Prinz und der Bettler seine Karriere beendete. Immerhin ist der Film aber eine würdige Abschiedsveranstaltung. Er darf vor allem sein komödiantisches Talent zeigen, wenn er in einer Doppelrolle regelmäßig in blöde Situationen gerät. Tom ist überfordert mit der Lage am Hof, was zu jeder Menge Fish-out-of-Water-Humor führt. Aber auch der Running Gag um Edward, der jedes Mal ausgelacht wird, wenn er sich in der Straßenkleidung als Prinz bezeichnet, sorgt regelmäßig für Erheiterung.
Amüsant bis märchenhaft
Streckenweise ist Der Prinz und der Bettler primär dann auch eine Komödie, die mit Kontrasten und eben der Verwechslung arbeitet. Anspruchsvoll ist das weniger, amüsant aber schon. Von den Actionszenen darf man sich hingegen nicht viel erwarten. Zwar hatte Oliver Reed in Die drei Musketiere bereits Erfahrungen im Mantel-und-Degen-Genre gesammelt. Wie ein erfahrener Kämpfer sieht das dennoch nicht aus – was an einer Stelle auch süffisant von Edward kommentiert wird. Überhaupt scheinen die Leute nicht viel vom Kämpfen zu verstehen. Selbst wenn die Palastwachen eingreifen, von denen man eigentlich erwarten sollte, dass sie das können, sieht das stümperhaft aus. Da haben andere Genrevertreter doch mehr zu bieten.
Dafür wird die Geschichte im weiteren Verlauf ganz schön. Da wird dann nicht nur für Gerechtigkeit gesorgt, gerade auch im Hinblick auf Miles, dem übel mitgespielt wurde. Auch der Einsatz für die Armen und eine Freundschaft über die Klassen hinweg geben dem Film eine märchenhafte Note. Dass die Geschichte gern mehrfach in animierter Form erzählt wurde, verwundert daher nicht wirklich. Realistisch ist das weniger, aber doch etwas, was einen von einer besseren Welt träumen lässt. Man darf bei Der Prinz und der Bettler aber nicht zu anspruchsvoll sein und muss an der einen oder anderen Stelle selbst großzügiger sein. Ein Klassiker ist die Adaption durch Regisseur Richard Fleischer (Soylent Green – Jahr 2022 … die überleben wollen) nicht. Man kann sich aber gut die Zeit mit dem Abenteuer vertreiben, wenn es mal wieder im Fernsehen läuft.
OT: „The Prince and the Pauper“
Land: UK
Jahr: 1977
Regie: Richard Fleischer
Drehbuch: Berta Dominguez D., Pierre Spengler
Vorlage: Mark Twain
Musik: Maurice Jarre
Kamera: Jack Cardiff
Besetzung: Mark Lester, Oliver Reed, Raquel Welch, Mark Lester, George C. Scott, Rex Harrison, David Hemmings, Harry Andrews, Charlton Heston
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