Zu echt, um schön zu sein La Poupée The Doll
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Zu echt, um schön zu sein

Zu echt, um schön zu sein La Poupée The Doll
„Zu echt, um schön zu sein“ // Deutschland-Start: 23. April 2026 (Kino)

Inhalt / Kritik

Mit der Liebe hat Rémi (Vincent Macaigne) eher weniger gute Erfahrungen gemacht. Und so beschließt er, das mit den Frauen dann doch bleiben zu lassen und sich lieber eine lebensgroße Puppe zu kaufen. Die kann ihm wenigstens nicht wehtun. Die anderen lässt er in dem Glauben, eine tatsächliche Partnerin zu haben, sowohl seinen Eltern wie auch den Kollegen lügt er etwas vor. Lediglich seine Schwester Domi (Adèle Journeaux) weiß Bescheid, wer diese Audrey wirklich ist. Als mit Patricia (Cécile de France) eine neue Kollegin in sein Leben tritt, bringt das sein Gefühlsleben jedoch durcheinander – zumal sein Geheimnis aufzufliegen droht. Richtig kompliziert wird es jedoch, als er feststellt, dass Audrey (Zoé Marchal) zum Leben erwacht ist und nun eine wirkliche Rolle in seinem Leben spielen will …

Objekt der Begierde

Dass Menschen zu Objekten zuweilen eine sehr innige Bindung aufbauen, ist bekannt. So manchem Mann wird nachgesagt, er liebe sein Auto mehr als die eigene Ehefrau. Eine verschärfte Version solcher Emotionalisierungen findet statt, wenn Objekte Menschen tatsächlich ersetzen sollen und Puppen die Rolle des Partners bzw. der Partnerin einnehmen. Der Indie-Hit Lars und die Frauen erzählte 2007 davon, wie ein einsamer junger Mann sich eine „Love Doll“ kauft, diese offensichtlich für echt hält und sogar als seine neue Freundin vorstellt. Ganz so weit geht der Protagonist in Zu echt, um schön zu sein nicht. Zumindest weiß dieser noch, dass es sich bei Audrey um eine Puppe hält. Außenstehenden beschreibt er sie zwar als seine reale Partnerin, was aber nicht heißt, dass er den Unterschied nicht sieht. Schließlich vermeidet er, dass andere Menschen sie zu sehen bekommen.

Während man anfangs noch meinen könnte, dass es sich bei dem französischen Film um eine Neuauflage des obigen Kollegen handelt, geht dieser spätestens mit der Erweckung von Audrey in eine andere Richtung. Tatsächlich hat man dann den Eindruck, Zu echt, um schön zu sein wäre eine Mischung aus der genannten Tragikomödie und US-Komödien wie Mannequin oder L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn, wo ebenfalls künstliche Frauenfiguren auf einmal echt werden. In allen Fällen hat der Mann mit diesem Wandel aus nachvollziehbaren Gründen mit der Situation zu kämpfen. Nicht nur, dass völlig unklar ist, warum da auf einmal eine echte Frau ist. Die Protagonisten haben zudem ihre liebe Mühe, diese in ihr Leben zu integrieren. Wie soll man mit einer solchen Lage umgehen? Zumal man kaum andere um Rat fragen kann, da sie einen nur für verrückt halten.

Unterhaltsamer Denkanstoß

Regisseurin und Drehbuchautorin Sophie Beaulieu, die nach einigen Kurzfilmen hiermit ihren ersten Langfilm vorlegt, nimmt aber nicht einfach aus anderen Werken bewährte Elemente. Sie bringt durchaus auch eigene Aspekte hinein. So kommt es an mehreren Stellen zu auffälligen Spiegelungen in Zu echt, um schön zu sein. Beispielsweise handelt Rémis Firma mit künstlichen Rasen, auch hier wird also das Natürliche abgeschafft, um durch eine pflegeleichte Fälschung ersetzt zu werden. Aber auch Geschlechterbilder spielen in diese Geschichte mit hinein. So wird irgendwann der Mutter des Protagonisten der Vorwurf gemacht, sie wäre für ihren Mann zu einer Puppe geworden. Dabei bleibt jedoch offen, ob sie dazu gedrängt wurde, sie es freiwillig getan hat oder eine Mischung aus beidem dazu geführt hat, dass sie einen Teil von sich aufgegeben hat, um der Funktion der Ehefrau zu entsprechen.

Die Antworten sind allgemein etwas spärlich. Beaulieu geht es weniger darum, dem Publikum etwas vorzugeben. Nachdenken darf es zwar, das wird schon angeregt. Ein unbedingtes Muss ist das aber nicht, man kann sich hier auch zurücklehnen und sich an der absurden Situation erfreuen. Der Film lebt dabei klar von der Besetzung. Vincent Macaigne (Tagebuch einer Pariser Affäre) ist für die Rolle des unbedarften Tors natürlich ideal, wenn Rémi gleichzeitig irgendwie lächerlich und zu bemitleiden ist. Aber auch Zoé Marchal (Neureiche) hat gute Momente als zu Leben erwachte Puppe, die auf alles eine ganz eigene Sicht mitbringt. Zu echt, um schön zu sein ist auf diese Weise ein gelungenes und sympathisches Debüt, das locker einige schwere Themen anschneidet und dabei stets unterhaltsam bleibt.

Credits

OT: „La Poupée“‘
IT: „The Doll“
Land: Frankreich
Jahr: 2025
Regie: Sophie Beaulieu
Drehbuch: Sophie Beaulieu
Kamera: Yann Maritaud
Besetzung: Vincent Macaigne, Cécile de France, Zoé Marchal, Adèle Journeaux, Gilbert Melki

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Zu echt, um schön zu sein
fazit
„Zu echt, um schön zu sein“ handelt von einer lebensgroßen Puppe, die zum Leben erwacht und damit ihren Besitzer in eine schwierige Situation bringt. Die Komödie greift auf mehrere bekannte Elemente zurück, verknüpft diese aber mit gesellschaftlichen Elementen. Das ist tatsächlich unterhaltsam, gerade auch wegen des Ensembles.
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