
Ben Richards (Glen Powell) verfügt über ein ausgeprägtes soziales Gewissen, setzt sich gern mal für andere ein. Das ist nett. Bei der Arbeit sehen sie das hingegen weniger gern. In Kombination mit seinem Hang zur Wut führt dies dazu, dass er nie besonders lang bei einer Stelle bleibt. Dabei könnten er und seine Frau Sheila (Jayme Lawson) gerade Geld dringend gebrauchen, da ihre Tochter schwer krank ist und sie sich die notwendige Medizin nicht leisten können. In seiner Verzweiflung versucht Ben, bei einer dieser Fernseh-Quizshows unterzukommen. Doch das klappt nicht so wie gedacht, am Ende wird er von dem Produzenten Dan Killian (Josh Brolin) dazu überredet, an „The Running Man“ teilzunehmen. Dort werden die Teilnehmenden gejagt, je länger sie überleben, umso mehr Geld gibt es. Wer die 30-Tage-Marke schafft, hat sogar für den Rest seines Lebens ausgesorgt. Das hat bislang aber niemand geschafft, auch weil das ganze Land zu Spitzeln wird …
Neuverfilmung eines Klassikers
Stephen King und kein Ende. Dass ständig an neuen Filmen und Serien gearbeitet wird, die auf Werken des Horror-Meisters basieren, ist zwar nichts Neues. Doch dieses Jahr war man richtig produktiv. So ist gerade erst die Serie ES: Welcome to Derry herausgekommen, die eine Vorgeschichte zum Klassiker erzählt. Vor allem im Kino gab es dieses Jahr kein Entkommen. Da war das schwarzhumorige The Monkey über einen mörderischen Spielzeugaffen. Anschließend erschien das außergewöhnliche Mystery-Drama The Life of Chuck. Zuletzt war The Long Walk – Todesmarsch in den Lichtspielhäusern zu sehen, bei dem eine Reihe junger Männer um ihr Leben gehen. Wem das zu langsam war, kann es mit The Running Man versuchen, dem vierten King-Kinofilm 2025. Denn auch dort laufen mehrere Leute um ihr Leben.
Dabei hat die Adaption dies Romans Menschenjagd von 1982 ein schweres Erbe anzutreten. Schließlich war da bereits 1987 die Adaption Running Man, damals spielte Arnold Schwarzenegger die Rolle des Ben Richards. Und die genießt Kultstatus. Die Neuauflage muss sich aber insofern nicht hinter dem Original verstecken, da sie das ursprüngliche Konzept deutlich ausweitet. Beispielsweise spielt der Film nicht länger in einem verlassenen Teil der Stadt, der zu einer Game Zone umgewandelt wurde. Stattdessen flieht der Protagonist in The Running Man durch die Stadt, wo er prinzipiell von allen verraten werden kann. Das treibt die ursprüngliche Idee auf die Spitze. So kritisierte die erste Fassung bereits, wie ein Todeskampf zur bloßen Bespaßung genutzt wird und die Menschen abgestumpft sind. Die zweite macht das Publikum zu aktiven Mittätern.
Unterhaltsam, aber aufgeblasen
Außerdem nimmt Regisseur Edgar Wright die Idee von Fake News und manipulierter Wahrheit, die es ebenfalls vor einigen Jahrzehnten bereits gab, und macht daraus ein allgegenwärtiges Konzept. Reale Aufnahmen und gefälschte sind so eng miteinander verbunden, dass sie nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. Das ist einerseits furchterregend, zumal diese Gefahr der erfundenen Realität dank künstlicher Intelligenz immer akuter wird. Nur übertreibt Wright das irgendwann so sehr, dass der Film beliebig wird. Überhaupt wäre bei The Running Man an manchen Stellen weniger mehr gewesen. Das gilt nicht nur für die gesellschaftlichen Aussagen, die mit dem Holzhammer ins Publikum geprügelt werden. Die Laufzeit ist auch viel zu lang, die 133 Minuten hätte es nun wirklich nicht gebraucht.
Unterhaltsam ist das Ergebnis aber schon. Das ist teilweise dem spielfreudigen Ensemble zu verdanken: Ob nun Brolin als zynischer Produzent, Michael Cera in der Rolle des enthusiastischen Rebells Elton Parrakis oder Colman Domingo, der den Showmaster Bobby „Bobby T“ Thompson spielt, sie alle haben sichtlich Spaß an ihren Figuren, der sich auch auf das Publikum überträgt. Einige Stellen sind tatsächlich lustig geworden, die Actionszenen können sich ebenfalls sehen lassen. Und doch ist The Running Man von den vier King-Kinofilmen dieses Jahr leider der schwächste, obwohl er durchaus Potenzial hatte. Denn obwohl er eigentlich viel zu sagen hat und aktuelle Entwicklungen aufgreift, bleibt am Ende nicht so viel zurück wie erhofft.
OT: „The Running Man“
Land: USA, UK
Jahr: 2025
Regie: Edgar Wright
Drehbuch: Michael Bacall, Edgar Wright
Vorlage: Stephen King
Musik: Steven Price
Kamera: Chung-hoon Chung
Besetzung: Glen Powell, Josh Brolin, Lee Pace, Michael Cera, Emilia Jones, Daniel Ezra, Jayme Lawson, Colman Domingo

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