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San Sebastian

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„San Sebastian“ // Deutschland-Start: 12. September 1968 (Kino)

Inhalt / Kritik

Verfolgt von der spanischen Armee findet León Alastray (Anthony Quinn) Zuflucht in einer Kirche. Der Priester Joseph (Sam Jaffe) nimmt ihn trotz des Widerstands der Soldaten sowie der Kirchenoberhäupter in Schutz, weshalb er in die kleine Gemeinde San Sebastian strafversetzt wird. Schuldbewusst begleitet León seinen Retter durch die Wüste in das verwüstete Dorf, dessen Bewohner vor dem Stamm der Yaqui in die Berge geflohen sind. Alastray sieht sich bestätigt und versucht, den Gottesmann noch einmal zur Umkehr zu bewegen, als beide angegriffen werden. Zwar gelingt es León, den Angreifer zu überwältigen, doch Joseph erliegt seinen Schussverletzungen.

Bevor Alastray jedoch an Flucht denken kann, kehren die Bewohner San Sebastians zurück und verwechseln ihn mit ihrem neuen Priester. Das Halbblut Teclo (Charles Bronson), dessen Männern ihnen in den Bergen Schutz boten, gibt dem vermeintlichen Geistlichen wenige Tage Zeit, um San Sebastian wieder zu verlassen. León aber denkt nicht daran zu fliehen und nimmt die Rolle des Priesters an – eine Provokation, die Teclo nicht ignorieren kann.

Eine Ausnahmeerscheinung

Regisseur Henri Verneuil ist bekannt für atmosphärische Genrefilme wie Lautlos wie die Nacht, Der Körper meines Feindes oder I wie Ikarus. Seine Geschichten und Figuren funktionieren zum einen innerhalb der Konventionen eines Genres, zum anderen aber als Spiegelbilder der Gesellschaft und der Politik, auch wenn Verneuil sich in Interviews nie selbst als politischer Filmemacher darstellte. Die moralische Zerrissenheit seiner Figuren reflektiert eine Welt, die den Glauben an Institutionen verloren hat und bereit ist, gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheit anzukämpfen – auch wenn Verneuils Helden damit hadern, die Rolle des Kämpfers zu übernehmen. Dies trifft vor allem auf San Sebastian zu, der nicht nur Verneuils einziger Western ist, sondern auch seine zweite Kollaboration mit Schauspieler Anthony Quinn nach Die 25. Stunde. In der Geschichte wird ausgerechnet ein Außenseiter zum moralischen Anführer einer Gemeinde und legt damit den Grundstein für ein neues Gemeinschaftsbewusstsein der Bewohner jenseits weltlicher Autoritäten.

Die ersten Minuten von San Sebastian könnten für einen Western nicht klassischer sein. Wir sehen, wie Alastray vor den spanischen Soldaten zu fliehen versucht und nur knapp ihren Schüssen entgeht. Verneuil inszeniert dies als eine Art Hetzjagd auf den Helden, dem man seine Erschöpfung deutlich ansieht und der bereits verwundet ist. Begleitet von der packenden Filmmusik Ennio Morricones, welche die Verzweiflung des Helden betont, wechselt das Setting zunächst in eine Stadt und schließlich in eine Kirche, in die Alastray mit seinem Pferd reitet und vor den schockierten Augen der Gläubigen bewusstlos zusammenbricht. Verneuil zeigt, wie die Realität des Konflikts außerhalb der Kirchenmauern die Menschen einholt und nicht mehr nur eine Schlagzeile in der Zeitung oder ein Gerücht ist.

Während sich jedoch der von Sam Jaffe gespielte Joseph an Tugenden wie Milde erinnert und dem Flüchtenden Schutz gewährt, scheinen es seine Vorgesetzten nicht so genau zu nehmen mit der Unterscheidung der weltlichen und kirchlichen Ordnung. Die ironische Nachfrage Josephs, ob der spanische König tatsächlich über Gott stehe, wird geflissentlich übergangen und hat die Strafversetzung nach San Sebastian zur Folge. In nur wenigen Minuten schafft Verneuil nicht nur einen dynamischen, spannenden Einstieg in die Welt von San Sebastian, denn zugleich erhält der Zuschauer das politisch-gesellschaftliche Panorama der Geschichte, in der Menschlichkeit dem Machtanspruch der Kolonialherrscher untersteht. Spätestens wenn Joseph und León die zerstörte Kirche in San Sebastian betreten, wird das Ausmaß der Korruption und die Dimension von Verneuils Geschichte deutlich – nicht Gott hat San Sebastian verlassen, es besteht lediglich nicht der Wille, den Menschen zu helfen oder ihnen Schutz zu geben.

Der Wille zu glauben

Auch unser Held ist schutz- und orientierungslos, auch wenn er natürlich das Gegenteil behauptet. Auf ihrer Wanderung durch die Wüste – eines von vielen biblischen Motiven, die Verneuils Film aufgreift – bemerkt Joseph, was für ein gequälter, verlorener Mensch sein Begleiter ist. Es ist nicht nur der Gottesglaube, der ihm abhandengekommen ist, denn Anthony Quinns Figur glaubt an rein gar nichts mehr und vergräbt sich in einer zynischen Sicht auf die Welt und die Menschen. Einmal mehr spielt Anthony Quinn einen charismatischen, aber moralisch zwiespältigen Helden, der – wenn man es genau nimmt – zumindest zu Beginn noch nicht einmal den Titel „Held“ verdient. Die Entwicklung dieses Menschen zum unfreiwilligen moralischen Anführer einer Gemeinde, zu einem Beschützer der Schwachen mag nicht sonderlich originell oder subtil sein, doch Quinn zeigt diese Wandlung in Alastray durchaus glaubhaft.

Man hätte seine Figur noch etwas stärker und vielschichtiger darstellen können, wenn man beispielsweise Charles Bronsons Charakter mehr Raum zugestanden hätte. Teclos Status als Halbblut und seine ebenfalls moralisch ambivalente Haltung zum Geschehen sowie zu den Bewohnern San Sebastians hätte sicherlich für mehr als ein paar interessante Momente herhalten können. Bronsons stoische Darstellung lässt zumindest Raum für Interpretationen der Motivation seiner Figur, was ihr zumindest eine gewisse Faszination verleiht.

Credits

OT: „La Bataille de San Sebastian“
Land: Frankreich, Italien, Mexiko
Jahr: 1968
Regie: Henri Verneuil
Drehbuch: Serge Ganze, Miguel Morayta, Ennio de Concini, James R. Webb
Musik: Ennio Morricone
Kamera: Armand Thirard
Besetzung: Anthony Quinn, Anjanette Comer, Charles Bronson, Sam Jaffe, Silivia Pinal

Bilder

Trailer

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San Sebastian
fazit
„San Sebastian“ ist der einzige Western von Regisseur Henri Verneuil. Klassische Konventionen des Genres bilden einen Teil einer Geschichte um Korruption und moralische Orientierungslosigkeit. Anthony Quinn spielt überzeugend einen Helden wider Willen, während Charles Bronsons Figur leider viel zu wenig Raum gegeben wird.
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von 10