
Es ist ein kniffliger Fall, den die Anwältin Annabelle Martinelli (Natalia Wörner) da auf dem Tisch hat: Layla Rekabi (Maral Keshavarz) hat ihren Kollegen Tommy Bockhorn (Merlin Rose) so brutal zusammengeschlagen, dass dieser im Krankenhaus gelandet ist. Doch was hat sie dazu veranlasst? Die Beschuldigte behauptet, sie habe sich gegen ihn gewehrt, nachdem er mal wieder übergriffig geworden ist. Nur steht da Aussage gegen Aussage. Verkompliziert wird die Situation, da beide für die Polizei arbeiten und die Kollegen und Kolleginnen nicht wissen, wie sie sich positionieren sollen. Außerdem zeichnen sie sehr widersprüchliche Bilder der beiden, die offensichtlich ein kompliziertes Verhältnis hatten. Doch dann erfährt die Verteidigerin von Maria Morales (Amanda da Gloria), die offensichtlich den Vorfall beobachtet hat und Licht ins Dunkle bringen könnte …
Wer ist hier das Opfer?
Kaum eine deutsche Schauspielerin ist so produktiv wie Natalia Wörner, wenn es um Fernsehkrimis geht. Am bekanntesten ist dabei sicherlich die Reihe Unter anderen Umständen, in der sie eine Kriminalkommissarin spielt und die es bislang auf 24 Filme bringt. Aber auch Die Diplomatin hat ihre Fans, bis heute sind acht Teile ausgestrahlt worden. Im Vergleich dazu ist die Reihe, in der Wörner die Anwältin Martinelli spielt, noch ziemlich überschaubar. So gab es Anfang 2020 Wahrheit oder Lüge. Erst im Herbst 2022 folgte mit Die Macht der Frauen ein zweiter Fall. Noch etwas länger musste das Publikum auf einen dritten Film warten. Jetzt ist es so weit, mit Maria hat Angst wartet Einsatz Nummer drei auf die Verteidigerin. Noch immer gibt es dabei keinen Reihentitel, was es etwas schwierig macht für die Zuschauer und Zuschauerinnen, die sporadischen Filme überhaupt zusammenzubringen.
Dabei gibt es durchaus Elemente, die dabei helfen, eine Reihe zu etablieren. Da sich die Anwältin einen Namen im Bereich Sexualstrafrecht gemacht hat, sind die Fälle recht ähnlich. Da geht es immer um Frauen, die behaupten, von Männern sexuell missbraucht bzw. misshandelt worden zu sein. Beim neuen Film ist das nicht anders. Und auch die Idee, dass der Mann bei der Polizei arbeitet, ist nicht neu. Schon beim letzten Mal war das so. Bemerkenswert bei Maria hat Angst ist jedoch, dass die Frau ebenfalls Polizistin ist und ihrerseits den Mann verprügelt hat. Da verwischen leicht die Grenzen, wer denn da das Opfer und wer der Täter ist – umso mehr, wenn die Aussagen der Kollegen und Kolleginnen sich widersprechen, man also gar nicht genau sagen kann, wer denn woran schuld ist.
Völlig überfrachtet
Hätte sich der genreerfahrene Regisseur und Drehbuchautor Lars Becker (Der Millionen Raub) darauf konzentriert und allein das komplexe Verhältnis der beiden Figuren näher beleuchtet, hätte der Film tatsächlich spannend werden können – gerade auch bei den moralischen Fragen. Leider ist die Geschichte aber völlig überfrachtet. Da geht es dann zusätzlich um kriminelle Machenschaften bei der Polizei, Rassismus, ganz grundsätzliche Geschlechterfragen und illegale Immigration. Da ist in der Summe viel zu viel, die einzelnen Themen werden kaum vertieft. Die Titelfigur von Maria hat Angst hat zwar prinzipiell eine Schlüsselrolle in dem Fall und wird doch kaum beachtet. Denn da sind einfach zu viele Figuren, die alle in der Geschichte drinhängen.
Das ist schade, weil prinzipiell alle Themen – ob Vertuschungen bei der Polizei, Racial Profiling oder Gewalt gegenüber Frauen – wichtig sind und es verdienen würden, dass man sich mit ihnen beschäftigt. In der völlig überzogenen Form bleibt aber nur der Raum für plakativ und plump vorgetragene Stichworte. Spannend ist das Ergebnis nicht, eher konfus. Und ziemlich ärgerlich, weil man den Film so kaum ernstnehmen kann. Nachdem schon der zweite Teil durch seine reißerisch-oberflächliche Umsetzung irritierte, setzt Maria hat Angst den Trend fort. Die überwiegend unsympathischen Figuren machen die Sache nicht einfacher. Sollte es im Anschluss wieder mehrere Jahre dauern, bis ein neuer Film kommt, sollte man diese Zeit für ein besser ausbalanciertes Drehbuch nutzen.
OT: „Maria hat Angst“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Lars Becker
Drehbuch: Lars Becker
Musik: Hinrich Dageför, Stefan Wulff
Kamera: Alexander Sachs
Besetzung: Natalia Wörner, Fritz Karl, Amanda da Gloria, Katharina Schüttler, Stefan Rudolf, Maral Keshavarz, Merlin Rose, Safira Robens, Hassan Akkouch, Carmela Bonomi
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