
Der Schock ist groß, als auf einer Landstraße bei Mönchengladbach die Leiche einer Frau gefunden wird. Diese wurde nicht einfach nur getötet. Mehrere Male fuhr ein Auto über sie hinweg, bis sie zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Da die Tote auch keine Papiere bei sich hat, steht die Polizei nicht nur vor dem Rätsel, wer diese brutale Tat begangen hat. Sie weiß nicht einmal, wer das Opfer ist. Kriminalhauptkommissar Ingo Thiel (Heino Ferch) und Rechtsmedizinerin Martha Stachowicz (Karolina Horster) lassen sich davon aber nicht abhalten, tun alles dafür, um herauszubekommen, wer die Frau ohne Gesicht ist. Doch dann finden sie eine Spur, die bis nach Italien führt …
Ein irgendwie wahrer Fall
Seit 2017 werden im ZDF bzw. auf arte Kriminalfilme rund um den Kommissar Ingo Thiel ausgestrahlt. Los ging es mit dem auf einer wahren Geschichte basierenden Ein Kind wird gesucht um einen 10-Jährigen, der nicht von seinem Sporttraining zurückkommt. Seither wurden mehrere weitere Teile gedreht, ohne aber dass bei den Titeln deutlich wurde, dass es sich um eine eigene Reihe handelt. Erst 2024 änderte sich das mit Yvonne und der Tod, das den wenig originellen Reihentitel Ingo Thiel einführte. Damals ging es um eine verschwundene Steuerprüferin. Jetzt steht mit Die Frau ohne Gesicht der zweite Film seit der Umbenennung an, es ist der bislang siebte Teil.
Erneut ließ man sich hierfür von einer wahren Geschichte inspirieren, wobei man nicht sehr viele Hintergrundinformationen mit dem Publikum teilt. Im Netz findet man auch nichts dazu. Für True-Crime-Fans ist das ein bisschen dünn, man hat hier eher das Gefühl, dass mit dem Verweis auf einen realen Fall Geld gemacht werden soll, ohne viel zu investieren. Ein bisschen zynisch ist das schon. Wobei ein Krimi natürlich primär für sich stehen können muss. Ob er sehenswert ist oder nicht, hängt von anderen Faktoren ab. Bei Ingo Thiel: Die Frau ohne Gesicht muss man das leider eher verneinen. Wie schon bei anderen Teilen dieser Reihe ist die Spurensuche wenig spannend geworden, wenn da Ewigkeiten nichts vorangeht und man darauf wartet, dass die Ermittlungen auch mal etwas Brauchbares ausspucken.
Langweilige Ermittlung
Natürlich können Ermittlungen zäh sein. Manche Filme leben auch davon, wie sehr sich die Polizei bei der Spurensuche verhakt und nichts vorangeht. Tatsächlich war das bei Thiels erstem Fall schon so. Auch der preisgekrönte Krimi In der Nacht des 12. handelte von der vergeblichen Suche nach der Wahrheit, nicht von der Auflösung. Gerade mit dem Verweis auf die realen Hintergründe kann das funktionieren. Das bedeutet aber nicht, dass man nichts erzählen muss. Denn während die genannten Kollegen sich dann stärker auf die Figuren konzentrierten oder gesellschaftliche Aspekte aufgriffen, da bleibt Ingo Thiel: Die Frau ohne Gesicht seltsam nichtssagend. Klar, man will schon wissen, was es mit all dem auf sich hat, zumal einige Punkte besonders rätselhaft sind. Zwischenzeitlich klingt auch etwas Medienkritik durch, als es um einen Auftritt im italienischen Fernsehen geht. Das reicht aber nicht aus.
Hinzu kommt, dass die einzelnen Ermittlungsschritte auch nicht so wirklich überzeugen. Das geht teilweise recht willkürlich zu, man muss das nicht alles nachvollziehen können. Etwas interessanter wird es zum Ende hin, als sich dann herausstellt, wer hinter dem Mord steckt und worum es geht – auch weil eine Lösung angedeutet wird, die einen wirklich erschauern lässt. Das ist aber zu spät und zu wenig. Da auch die Figuren langweilig sind, Ferch nur das Übliche abspult, sind die Argumente für das Anschauen von Ingo Thiel: Die Frau ohne Gesicht rar gesät. Tatsächlich ärgern muss man sich über das hier nicht. Wer einen klassischen Whodunit anschauen möchte, der eine geradezu zeitlose Geschichte erzählt, kann es schon hiermit versuchen. Angesichts Hunderter Krimis, die jedes Jahr im Fernsehen laufen, verpasst man aber nicht wirklich viel.
OT: „Ingo Thiel: Die Frau ohne Gesicht“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Christine Hartmann
Drehbuch: Christine Hartmann
Musik: Fabian Römer
Kamera: Peter Nix
Besetzung: Heino Ferch, Kotbong Yang, Thilo Prothmann, Katja Heinrich, Karolina Horster, Florian Stetter, Janina Fautz, Michele Cuciuffo
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