
Schon als Kind träumte Cameron „Cam“ Cade (Tyriq Withers) davon, einmal ein großer Footballstar zu werden, so wie sein Idol Isaiah White (Marlon Wayans). Jetzt sieht es so aus, als könne dieser Traum endlich in Erfüllung gehen, der junge Mann ist auf dem besten Weg in eine Profikarriere. Doch dann wird er von einem maskierten Unbekannten niedergeschlagen und erleidet dabei eine Gehirnerschütterung. Ausgerechnet White ist es, der ihm daraufhin anbietet, für eine Woche in dessen abgelegenen Wüstenlager zu trainieren und ihm dabei zu demonstrieren, dass er seine Nachfolge antreten kann. Cam ist begeistert von dieser Möglichkeit, ohne zu ahnen, worauf er sich da genau einlässt. Denn die Trainingseinheiten sind hart, brutal – und sehr seltsam …
Wenig subtiler Sport-Horror
Manchmal ist die Vorfreude doch die schönste Freude. Das gilt nicht nur für den Protagonisten von Him – Der Größte aller Zeiten, der in einem Football-Trainingslager durch die Hölle geht. Es gilt auch für das Publikum. So wurde der Film von Jordan Peele produziert, der durch seine drei Genrebeiträge Get Out, Wir und Nope zu einem exzellenten Ruf gekommen ist. Das weckt entsprechende Erwartungen. Und tatsächlich wird klar, warum der Filmemacher hier Interesse hatte und was er in dem Stoff sah. Denn wie Peeles eigene Filme auch, kombiniert dieser hier Horror mit allgemeinen gesellschaftlichen Aspekten und sticht in mehrfacher Hinsicht durch eigenwillige Einfälle hervor. Die Resonanz in den USA war jedoch bescheiden, kein Vergleich zu Peeles Werken. In Deutschland wird der Film vom eigenen Verleih mehr oder weniger ignoriert.
Ein Problem ist sicherlich die Holzhammermethode, mit der Regisseur und Co-Autor Justin Tipping vorgeht. Das fängt schon mit der frühen Szene an, in der Cam von jemandem niedergeschlagen wird, der ein Ziegenkostüm trägt. Schließlich ist das englische Wort Goat gleichzeitig das bekannte Akronym für „Greatest of All Time“. Und dieses wird einem auch später mehrfach um die Ohren gehauen. Und auch sonst ist Him – Der Größte aller Zeiten alles andere als subtil, wenn es darum geht, menschenverachtende Anforderungen im Profisport anzuprangern, wo Individuen kaltschnäuzig geopfert werden. Wer dort etwas erreichen will, muss zu großen Opfern bereit sein. So weit die Binsenweisheit. Viele Sportfilme haben demonstriert, wie junge Menschen drangsaliert werden und man dabei in Kauf nimmt, diese zu zerbrechen.
Ungewöhnlich, aber nicht wirklich spannend
Die Umsetzung ist jedoch schon ungewöhnlich. So sind die Trainingsmethoden gleichermaßen brutal wie sonderbar, wenn man oft gar nicht so genau sagen kann, was da eigentlich trainiert werden soll. Und dann wären da noch die bizarren Visionen, die unser Protagonist hat, verbunden mit dem besagten Kostüm. Da sind also schon Momente dabei, die einem in Erinnerung bleiben, zumal Him – Der Größte aller Zeiten mit einigen ästhetisch reizvollen Szenen locken kann – irgendwo zwischen schön und schrecklich. An diesen Stellen zeigt Tipping, der hiermit neun Jahre nach seinem Debüt Kicks erst seinen zweiten Spielfilm vorlegt, dass er durchaus Potenzial als Regisseur hat und man ihn im Auge behalten sollte.
Im Hinblick auf die Spannung ist der Film hingegen weniger eindrucksvoll. Auch wenn es da die besagten brutalen Szenen und den einen oder anderen Body-Horror-Moment gibt, will daraus einfach kein Nervenkitzel entstehen. Him – Der Größte aller Zeiten gelingt es nicht, von dieser Ausgangssituation aus die Ereignisse wirklich eskalieren zu lassen oder wenigstens eine Form der Entwicklung zu zeigen. Der Protagonist ist am Ende der Tortur unverändert, hat sich weder körperlich noch charakterlich verändert. Das ist so dann zu wenig. Auch wenn der Film interessante Ansätze hat und phasenweise auch mal gefällt, es zumindest beim Finale ordentlich zur Sache geht, in der Summe ist das dann doch eher mittelprächtig.
OT: „Him“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Justin Tipping
Drehbuch: Skip Bronkie, Zack Akers, Justin Tipping
Musik: Bobby Krlic
Kamera: Kira Kelly
Besetzung: Marlon Wayans, Tyriq Withers, Julia Fox, Tim Heidecker, Jim Jefferies
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