Gō Koga (rechts) bei unserem Interview auf der Nippon Connection 2025

Go Koga [Interview]

Gō Koga ist ein japanischer Regisseur und Produzent. 1997 begann er beim traditionsreichen Produktionsstudio Toei Doga seine Karriere in der Filmindustrie, zunächst als Regieassistent, unter anderem an der Serie Yu-Gi-Oh. 2002 drehte er mit Sassy Girl Muscle Man II seinen ersten Film als Regisseur. Danach führte er bei Episoden von One Piece sowie Digimon Regie.

Mit The Birth of Kitaro: Das Geheimnis von Gegege drehte er das Prequel zu dem Manga-Klassiker von Shigeru Mizuki. Nach diversen Festivalscreenings, unter anderem der Nippon Connection 2025, kommt The Birth of Kitaro am 18. November 2025 in die Kinos hierzulande.

Im Interview spricht der Regisseur über die Ursprünge der Geschichte, den Autor Shigeru Mizuki sowie die Themen des Films.

The Birth of Kitaro: Das Geheimnis von GeGeGe hat sehr viele Horrorelemente. Welche Horrorfilme schaust du und welchen Effekt haben sie auf dich?

Natürlich schaue ich mir Horrorfilme an und erschrecke mich hin und wieder. Aber ich sehe sie weniger, um mich zu fürchten, sondern wegen ihrer Atmosphäre.

The Birth of Kitaro: Das Geheimnis von GeGeGe basiert auf Shigeru Mizukis Manga, der aus den 1960er-Jahren stammt. Wie erklärst du dir, dass er nach wie vor so populär ist?

Die bekanntesten Manga der 1960er-Jahren stammen von Shigeru Mizuki und Osamu Tezuka. Während Tezukas Geschichten in der Zukunft spielen, befasst sich Mizuki hingegen mit Yokai und Kriegen. Er war selbst Soldat, deshalb kennt er dieses Thema sehr gut. Außerdem sind Mizuki die Menschen wichtig sowie die japanische Kultur. Mizuki schrieb zwar viele Manga für Erwachsene, doch Gegege no Kitaro richtete sich an Kinder. Da wahrscheinlich jeder diese Geschichte aus seiner Kindheit kennt, finden sie leicht Zugang zu den Figuren des Films.

Inwiefern spiegelt The Birth of Kitaro: Das Geheimnis von GeGeGe die politische und gesellschaftliche Stimmung Japans nach 1945 wider?

Während seines Lebens konnte Mizuki sehr viele Veränderungen in der japanischen Gesellschaft und Politik beobachten. Besonders beschäftigte ihn, wie die westliche Kultur seine Heimat immer stärker prägte – und wie Japan wiederum den Westen beeinflusste. Früher gab es in meiner Heimat den Glauben, dass jeder Gegenstand eine Seele hat. Deshalb sollte man allen Dingen mit Respekt begegnen. Sobald man dies nicht tut, entstehen Gespenster und Flüche. Seit den 1990er-Jahren hat dieser Glaube nachgelassen – nicht zuletzt durch den Einfluss der westlichen Kultur. Diese Idee wich einem zunehmenden Materialismus in der Bevölkerung. Außerdem glauben viele Japaner daran, dass die eigene Identität übereinstimmen muss mit der Identität der Gesellschaft. Das gilt in Japan bis heute.

Spiegelt The Birth of Kitaro nicht ebenso die heutige Welt wider – und nicht nur die japanische Gesellschaft?

Die Idee zu der Geschichte stammt aus einer Zeit, als Japan im Krieg war und Mizuki als Soldat seinem Land diente. Viele der Ideen von damals haben sich nicht so sehr verändert – leider.

Der Film ist ein Prequel, was sehr überrascht, denn wegen des Jubiläums des Manga hätte man erwartet, dass eine Geschichte mit Kitaro als Hauptfigur erzählt wird. Warum hast du dich entschieden, seine Vorgeschichte zu zeigen?

Das stimmt. In Mizukis Manga geht es nicht um die Geburt Kitaros. Ich weiß jedoch, dass er viele seiner eigenen Erfahrungen und Beobachtungen in seine Geschichten einfließen ließ. Mizuki – und auch mir – geht es darum zu zeigen, dass sich viele japanische Eigenschaften seit dem Krieg leider nicht verändert haben. Um vielleicht endlich ein Umdenken anzustoßen, habe ich mich entschlossen, in The Birth of Kitaro: Das Geheimnis von GeGeGe einen Blick zurückzuwerfen. Aus der Vergangenheit kann man nämlich sehr viel für die Gegenwart und die Zukunft lernen. Als ich noch ein Kind war, war es nicht üblich, über Japans Geschichte von 1860 bis in die Neuzeit zu sprechen und das war auch nicht Teil von Schullehrplänen. Darum ist es mir wichtig, mit meinem Film besonders die junge Generation zu erreichen. Ich wünsche mir, dass die nächsten Generationen mehr Mut haben und dieses Tabu durchbrechen.

Vielen Dank für das tolle Gespräch.



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