The Old Woman with the Knife

Hornclaw (Hye-yeong Lee) ist in ihrem Metier eine Legende. Seitdem sie als junge Frau zur Auftragsmörderin ausgebildet wurde, hat sie zahlreiche Menschen auf dem Gewissen. Dabei achtete sie aber darauf, dass es ausschließlich böse Leute erwischt, bei denen es nicht schade ist, wenn sie fort sind. Denn das ist das Prinzip der Organisation, für die sie arbeitet: Sie will den Abschaum beseitigen. Inzwischen ist sie in die Jahre gekommen, das Alter macht sich nicht nur körperlich bemerkbar. Auch geistig hat sie nachgelassen. Doch das ist nicht alles, was ihr zu schaffen macht. Denn da ist auch ihr jüngerer Kollege Bullfight (Sung-cheol Kim), der ihr ihre Grenzen aufzeigt und ein echter Konkurrent zu werden droht. Und da scheint noch mehr zu sein …

Töten ist nicht töten

Auch wenn das Töten anderer Menschen moralisch eher schwierig ist, gibt es nicht wenige Filme, in denen die Hauptfiguren dies tatsächlich beruflich tun. Manche lernen wir kennen, die noch auf der Höhe ihres Schaffens sind, wie kürzlich bei Mantis. Aber da sind auch zahlreiche Beispiele, bei denen die Protagonisten das Töten eigentlich hinter sich lassen wollten (John Wick, Nobody) oder kurz davor stehen, weil ihnen das Alter zu schaffen macht (Memory – Sein letzter Auftrag). In die letztere Richtung geht nun auch The Old Woman with the Knife. Erneut treffen wir einen Menschen, der am Ende einer langen Karriere steht, dabei aber noch einmal all seine Fähigkeiten aufweisen muss, um gegen einen übermächtigen Feind zu bestehen.

Wobei die Adaption des gleichnamigen Romans von Byeong-mo Gu eine etwas andere Richtung einschlägt. So geht es hier ausnahmsweise mal nicht um einen letzten großen Auftrag oder eine Racheaktion der Protagonistin. Im Mittelpunkt von The Old Woman with the Knife steht vielmehr das Verhältnis zu dem jüngeren Kollegen. Anfangs meint man noch, dass dieser primär als Kontrastmittel eingeführt wird. Da ist nicht nur der Unterschied im Bezug auf das Alter, was dazu führen könnte, dass sie ersetzt wird. Der Kollege hat auch ein offensichtlich anderes Verhältnis zum Töten. Während Hornclaw dieses als Mittel sieht, um böse Menschen zu beseitigen, da hat Bullfight Spaß dabei, das Töten ist der Zweck. Da sind Konflikte quasi vorprogrammiert.

Zwischen Action und Melancholie

Gleichzeitig lässt der Film keinen Zweifel daran, dass an der Geschichte mehr dran sein muss. Schließlich wird da ausgiebig mit Flashbacks gearbeitet. Schon zum Einstieg geht es darum, die Vorgeschichte der Protagonistin zu beleuchten und wie sie zu ihrem nicht ganz alltäglichen Beruf gekommen ist. Aber auch später drängelt sich die Vergangenheit immer wieder ins Geschehen. Das Ergebnis ist etwas zwiespältig. Auf der einen Seite sind diese Rückblicke tatsächlich relevant für den weiteren Verlauf, sind also mehr als das Abhaken einer To-Do-Liste. The Old Woman with the Knife bremst sich dadurch aber auch immer mal wieder aus. Es führt zudem dazu, dass der Film wie so viele aus Südkorea ein bisschen ausufert, die Laufzeit von über zwei Stunden macht sich bemerkbar.

Und doch ist die Mischung aus Drama und Actionthriller, die bei der Berlinale 2025 Weltpremiere hatte, durchaus sehenswert. Zum einen ist es doch mal etwas anderes, wenn eine ältere Dame, die auf den ersten Blick so unscheinbar ist, es auf einmal mit allen aufnehmen kann. Zum anderen fällt The Old Woman with the Knife durch eine melancholische Stimmung auf, wenn es eben um Vergänglichkeit und alte Traumata geht. Manchmal hapert es ein bisschen mit der Balance, wenn der Film eben beides auf einmal sein will und sich nicht ganz entscheiden kann. Aber es ist ein interessanter Beitrag in dem noch immer kräftig wachsenden Segment der Killerfilme. Wer noch nicht genug hat von diesen, findet hier auf jeden Fall eines der besseren Beispiele.