
Seit sechs Monaten ist die Studentin Rachel Siprien inzwischen verschwunden, niemand weiß, wo sie abgeblieben ist und ob sie überhaupt noch lebt. Da die Polizei die Suche inzwischen aufgegeben hat, wendet sich Rachels Mutter (Aurore Clément) an den Privatdetektiv François Manéri (Thierry Lhermitte), in der Hoffnung, dass er Erfolg haben wird. Dieser lässt sich auf den Auftrag ein, begibt sich auf die Suche nach Hinweisen. Eine Spur führt ihn dabei in einen Swingerclub. Aber auch Rachels beste Freundin Clarisse Entoven (Marion Cotillard) könnte dabei helfen, Licht ins Dunkle zu bringen – bringt dabei aber auch das Leben von Manéri durcheinander …
Altmodisch und abgründig
Heute sind sie in Krimis etwas aus der Mode gekommen. Früher einmal, da waren Privatdetektive aber ein fester Bestandteil dieses Genres, siehe etwa die Ikonen Sherlock Holmes, Hercule Poirot oder Philip Marlowe. Leute, die sich in die kriminellen Abgründe wagen und dort nur mithilfe ihres Verstands bewähren. Auch deshalb hat Eine ganz private Affäre eine irgendwie nostalgische Note. Der ursprünglich 2002 veröffentliche französische Krimi wirkt so, als sei er einige Jahrzehnte älter, wenn wir hier einem privaten Ermittler folgen. Tatsächlich ist da relativ wenig, was einen spüren lässt, Anfang des Jahrtausends unterwegs zu sein. Man wartet geradezu darauf, dass sich der Protagonist einen Trenchcoat überwirft.
Dabei lässt Regisseur und Drehbuchautor Guillaume Nicloux (To the Ends of the World, Valley of Love – Tal der Liebe) zunächst offen, ob da überhaupt ein Verbrechen vorliegt, welches der Detektiv zu lüften hat. Gut möglich, dass die Verschwundene auch einfach nur untertauchen wollte. Denn, so stellt sich früh heraus: Die junge Frau hatte ein Doppelleben. Eine ganz private Affäre setzt dabei dann auch auf Kontraste. Auf der einen Seite ist da das luxuriöse Elternhaus, in dem Rachel aufgewachsen ist. Auf der anderen Seite gibt es die sexuellen Ausschweifungen, die Lust an Rollenspielen und auch dem Verbotenen. Nur welches der beiden Bilder stimmt? Wer ist die junge Frau, nach der hier gesucht wird? Je mehr der Protagonist sucht, umso mehr Antworten bekommt er – die aber ihrerseits Fragen aufwerfen.
Mehr Stimmung als Handlung
Eine ganz private Affäre arbeitet dabei insgesamt ganz gern mit Abgründen. Und mit einem Protagonisten, der das mit der beruflichen Distanz nicht so eng sieht. Obwohl er bereits eine Affäre hat mit einer verheirateten Frau, fängt er auch mit Clarissa etwas an – sicher nicht ganz passend in der Situation. Allgemein ist er eher nicht der rational denkende Typ, selbst wenn man das bei dem Beruf vielleicht erwarten könnte. Sehr originell ist diese Figurenzeichnung vielleicht nicht. Dafür ist Manéri gut gespielt: Thierry Lhermitte (Die Bestechlichen, Mord in Saint-Tropez) gefällt in der Rolle des wortkargen Ermittlers, der sich ganz in seine Aufgabe stürzt, ohne sofort zu ahnen, worauf er sich eigentlich einlässt.
Ungeduldige Naturen werden daran eher weniger Freude haben. Zwar gerät der wenig heldenhafte Held auch in gefährliche Situationen. Aber das geschieht später und nimmt nicht wirklich viel Raum ein. Nicloux fokussiert sich doch eher auf die Atmosphäre. Diese ist gelungen, Eine ganz private Affäre ist auf seine Weise ein sehr düsterer Film. Man darf aber keine Hochspannung erwarten, der Film bleibt insgesamt eher ruhig. Die Geschichte selbst hat auch nicht den ganz großen Tiefgang, selbst wenn sie mit einer späten Enthüllung manche überraschen wird. Insgesamt ist das alles ganz solide geworden. Wer auf der Suche nach einem stimmungsvollen Genrevertreter ist, dem es mehr um die Figuren und das Milieu geht, weniger um die Handlung, kann einmal reinschauen. Dass der Film nie in den deutschen Kinos lief und auch keine DVD veröffentlicht wurde, sondern nur im Fernsehen lief, zeigt aber schon, dass der Film nicht unbedingt für die übliche Zielgruppe solcher Filme gedacht ist.
OT: „Une affaire privée“
Land: Frankreich
Jahr: 2002
Regie: Guillaume Nicloux
Drehbuch: Guillaume Nicloux
Musik: Éric Demarsan
Kamera: Christoph Chassée
Besetzung: Thierry Lhermitte, Marion Cotillard, Samuel Le Bihan, Aurore Clément, Jeanne Balibar, Clovis Cornillac
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)




