
Als die 23-jährige Rebecca Henselmann (Magdalena Laubisch) ihre neue Stelle bei der Polizei antritt, hat sie erst einmal zu kämpfen. So muss sie sich als Frau stärker beweisen und erst noch den Respekt der Männer verdienen, wenn sie Teil der Spezialeinheit werden will. Das gelingt ihr jedoch schnell und kommt dabei auch ihrem Kollegen Christoph Laurin (Max von der Groeben) näher. Auch beruflich kommt sie voran. Angeleitet von ihrem Ausbilder Lars Menke (Nils Strunk) gehen sie und die anderen gegen Drogen- und Waffenhandel vor. Doch die Undercover-Einsätze sind hart und gefährlich. Zudem macht sie einige Erfahrungen, die ihre Sicht auf die Polizei negativ beeinflussen, wenn einige das mit der Recht und Ordnung nicht so genau nehmen. Vor allem aber die Verbindungen zur rechtsradikalen Szene machen ihr zu schaffen …
Ein Fall, der Fragen aufwirft
Auch wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen vollgestopft ist mit Krimireihen und Krimiserien, die über Jahre hinweg fortgesetzt werden, sind es die Anstalten doch nicht leid, immer wieder auch Einzelfilme zu produzieren, die für sich stehen. Kürzlich war da etwa Wir vier und der Enkeltrick, das sich humorvoll mit einer großen Betrugsmasche auseinandersetzt. Tödliche Schatten war ein ernsthafteres neueres Beispiel dafür, wenn der Protagonist an Demenz erkrankt ist. Nun kommt mit dem ARD-Beitrag Die Nichte des Polizisten ein weiterer solcher Film hinzu. Diesmal sind es die Jungen bei der Polizei, die im Mittelpunkt stehen. Sehr viel aufmunternder ist das aber nicht. Vielmehr darf es einem nach der Sichtung angst und bange werden, wer denn da eigentlich für unsere Sicherheit zuständig ist.
Grundsätzlich ist der Film dabei schon eine Art Whodunit, wenn das Publikum zu Beginn sieht, wie die Protagonistin in ihrem Auto erschossen wird und im Anschluss die Vorgeschichte erzählt wird. Die Zuschauer und Zuschauerinnen sollen gespannt sein, was dahintersteckt und wer den Mord begangen hat. Die Nichte des Polizisten erfüllt diese Erwartungen aber nicht wirklich. So gibt es auch nach anderthalb Stunden keine wirkliche Aufklärung, gibt es keine Namen. Wer sich solche Filme anschaut, um am Ende einen Haken unter alles setzen zu können, könnte hier unbefriedigt sein. Am Ende gibt es mehr Fragen als Antworten, dazu den einen oder anderen Anstoß für Diskussionen. Da man ohnehin weiß, dass die Hauptfigur am Ende stirbt, fällt auch dieser Spannungsfaktor weg.
Mehr Milieustudie als Spannung
Der an die Geschichte um die Polizistin Michèle Kiesewetter angelehnte Film, die 2007 ermordet wurde, ist aber auch nicht als reiner Genrebeitrag angelegt. Vielmehr handelt es sich um eine Art Milieustudie. So tauchen wir ein in die Arbeit der Polizei und die verdeckten Ermittlungen. Die Nichte des Polizisten scheut sich dabei nicht davor zurück, die Schattenseiten aufzuzeigen. Da sind zum einen die fragwürdigen Einstellungen, bei denen der Zusammenhalt innerhalb der Truppe wichtiger ist als das Gesetz. Da wird dann schon einmal auf andere hemmungslos eingeprügelt, wenn es für „die gute Sache“ ist. Und dann wären da noch die rechtsradikalen Tendenzen, die bei einigen vorliegen, gegen die aber nichts unternommen wird. Das weckt Erinnerungen an Am Ende der Worte, einen weiteren deutschen TV-Film über Gewalt und Gruppenzwang in der Bereitschaftspolizei.
Das Thema ist noch immer wichtig, zumal die Aufarbeitung solcher Ereignisse zu wünschen übrig lässt. Nur hat der Film nicht wirklich viel Eigenes dazu beizutragen. An vielen Stellen dominieren die Klischees, wenn es etwa um Trinkspiele geht oder auch die Darstellung der Figuren. Da wären mehr Nuancen und Ambivalenzen gut gewesen. Dafür überzeugt der Krimi, der 2025 beim Filmfest München Premiere hatte, durch die düstere Atmosphäre. Teilweise ist es auch die schauspielerische Leistung, die den Film über das Mittelmaß hebt. Ob einem das reicht, ist Ansichtssache. So gut die Absicht hinter dem Projekt war und so willkommen der Einsatz, den größten Eindruck hinterlässt Die Nichte des Polizisten dann doch nicht.
OT: „Die Nichte des Polizisten“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Dustin Loose
Drehbuch: Rolf Basedow, Nicole Armbruster
Musik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Clemens Baumeister
Besetzung: Magdalena Laubisch, Max von der Groeben, Thorsten Merten, Sina Genschel, Nils Strunk, Aaron Hilmer, Johannes Zirner, Antonia Reinisch, Matti Schuldt, Daniel Sträßer, Jonathan Berlin, Max Jellinek
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