Twinless
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Twinless

Twinless
„Twinless“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Für Roman (Dylan O’Brien) bricht eine Welt zusammen, als sein Zwillingsbruder Rocky (ebenfalls Dylan O’Brien) bei einem Autounfall ums Leben kommt. Unfähig, mit seiner Trauer umzugehen, schließt er sich einer besonderen Selbsthilfegruppe an, die auf den Verlust eines Zwillings spezialisiert ist. Dabei lernt er auch Dennis (James Sweeney) kennen, der in derselben Situation ist und ebenfalls nicht weiß wohin mit seinen Gefühlen. Die zwei verstehen sich auf Anhieb gut, verbringen auch außerhalb der Gruppe viel Zeit miteinander. Die Freundschaft hilft den beiden, die Situation zu verarbeiten. Doch je näher sie sich kommen, umso komplizierter wird es auch, da beide ihre Geheimnisse mit sich herumtragen …

Eine komplizierte Trauer

Die meisten von uns müssen irgendwann im Leben damit klarkommen: der Verlust eines geliebten Menschen. Ob es nun die Eltern sind, im Freundeskreis vorkommt, vielleicht auch in der eigenen Beziehung, es führt fast kein Weg daran vorbei. Kein Wunder also, dass regelmäßig Filme gedreht werden, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Die Qualität schwankt dabei mitunter gewaltig, da es schon ein gewisses Fingerspitzengefühl gebraucht. Filme wie Wenn das Licht zerbricht und Sterben für Beginner haben aber bewiesen, dass es möglich ist, sich einfühlsam mit einem solchen Verlust zu beschäftigen, ohne auf einen Haudraufkitsch zurückgreifen zu müssen. Und auch Twinless ist ein sehr sehenswertes Beispiel dafür, wie schwierig es sein kann, einen anderen Menschen loszulassen – vor allem, wenn da etwas ist, das einen ständig an diesen erinnert.

Wobei der Film in mehrfacher Hinsicht in eine ganz eigene Richtung geht. Das macht es etwas schwieriger, ihn genauer zu besprechen. Während solche Trauerdramen üblicherweise zu Beginn alles sagen, was es zu wissen gibt, folgt bei Twinless später eine Wendung, die alles auf den Kopf stellt. Es handelt sich jedoch nicht um einen Twist, der nur der Überraschung wegen drin ist, das hier ist kein Werk von Shyamalan. Vielmehr dient diese Wendung der Charakterisierung und trägt zu der Tragik der Geschichte bei, wenn sich die Art der Trauer verändert. Denn auch wenn das Prinzip natürlich universell ist, ist jede Geschichte und jede Trauer doch eine individuelle Erfahrung, auf die es dann keine allgemeingültige Antwort gibt. Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller James Sweeney tut auch gar nicht so, als habe er einen schlauen Rat auf Lager. Vielmehr zelebriert er das emotionale Chaos, in das seine beiden Protagonisten geraten sind.

 

Dieses kann durchaus lustig sein. Über weite Strecken ist der Film sogar mehr Komödie als Drama, auch das ist ein Unterschied zu anderen Werken aus dem Bereich. Tatsächlich könnte Twinless zeitweise als Liebeskomödie durchgehen, wenn sich die beiden Männer näherkommen. Nur ist Dennis eben offen homosexuell, während Roman auf Frauen steht. Schon diese Konstellation zeigt auf, dass die Begegnung früher oder später problematisch werden muss. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch schöne, zu Herzen gehende Momente gibt. Tatsächlich ist das hier sogar eine der rührendsten Darstellungen einer platonischen Männerbeziehung, die man in den letzten Jahren sehen durfte. Wenn die zwei sich etwa verabreden, um gemeinsam in den Supermarkt zu gehen, dann könnte man ihnen ewig dabei zusehen. Es sind gerade die kleinen Szenen, die den Film auszeichnen.

Die Tragikomödie, die 2025 in Sundance Weltpremiere hatte und dort auch ausgezeichnet wurde, lebt dabei von der Besetzung. Während James Sweeney einen eher flatterhaften Mann spielt, der zum Klammern neigt und auf eine liebenswürdige Weise anstrengend sein kann, darf Dylan O’Brien durch seine Doppelrolle gänzlich unterschiedliche Seiten von sich zeigen, zwischen flamboyant, grüblerisch und grob. Die Figuren sind dabei mit Ecken und Kanten versehen, verhalten sich nicht unbedingt vorbildlich, verhalten sich manchmal sogar richtig hässlich. Aber eben auch menschlich. Wir lernen in Twinless Leute kennen, die am Leben und an sich selbst scheitern, dabei aber auch Halt finden. Und so traurig das alles ist, was hier geschieht, irgendwie ist es auch tröstlich, wie Menschen zusammenfinden und zumindest eine Zeit lang gemeinsam weitermachen können.

Credits

OT: „Twinless“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: James Sweeney
Drehbuch: James Sweeney
Musik: Jae-il Jung
Kamera: Greg Cotten
Besetzung: James Sweeney, Dylan O’Brien, Aisling Franciosi

Bilder

Trailer

Filmfeste

Sundance 2025
Tribeca 2025
Filmfest Hamburg 2025
Zurich Film Festival 2025

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Twinless
fazit
In „Twinless“ lernen sich zwei Männer in einer Selbsthilfegruppe kennen, die sich auf Trauer um verstorbene Zwillinge spezialisiert hat. Der Film ist nicht nur vom Szenario her ein ungewöhnlicher Trauerfilm, sondern geht das Ganze mit deutlich mehr Humor an und hält zudem Überraschungen bereit. Zu Herzen geht das dennoch, wenn wir einige wirklich verkorkste Menschen begleiten, die sich Halt geben.
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