
Der Schock ist groß beim Schriftsteller Bastien Grimaldi (Lino Ventura), als er eines Tages auf offener Straße von Unbekannten überfallen und zusammengeschlagen wird. Obwohl er dabei verletzt wird und sich sogar im Krankenhaus verarzten lassen muss, beschließt er, nicht zur Polizei zu gehen und die Geschichte auf sich beruhen zu lassen. Schließlich lässt sich das nicht ungeschehen machen. Wirklich viel unternehmen könnte die Polizei eh nicht. Doch es bleibt nicht bei diesem einen Vorfall, auch später wird er mehrfach zur Zielscheibe von Angriffen und Anschlägen. Aber wer könnte hinter diesen Vorkommnissen stecken? Und warum hat man es ausgerechnet auf ihn abgesehen?
Warum tut ihr mir das an?
Das Prinzip des traditionellen Krimis ist bekannt: Am Anfang wird ein Verbrechen entdeckt oder begangen, danach muss herausgefunden werden, wer es begangen hat. Der klassische Whodunit eben. Aber es gibt Alternativen zu dem Schema, wie das Beispiel Tödliche Angst zeigt. Zwar findet auch hier zunächst ein Verbrechen statt, das Rätsel aufgibt. Doch die Frage gilt eher dem warum. Weshalb hat man es auf den Schriftsteller abgesehen? Hat er etwas getan, um das zu provozieren? In Vincent Must Die gab es ein ähnliches Szenario. Während dort aber die Angriffe wie von Sinnen waren und durch die Häufigkeit geradezu absurd wirkten, kommen sie hier völlig aus dem Nichts. Sie sind oft genug, um aufzufallen, aber zu selten, als dass sie im Mittelpunkt stehen würden.
Das könnte für manche ein Problem sein. Regisseur und Co-Autor Claude Pinoteau (La Boum – Die Fete, Ich – Die Nummer eins) lässt sich ziemlich viel Zeit mit allem. Da gibt es ganze Passagen, die überhaupt nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben und etwa von den Konflikten im Freundeskreis erzählen. Das Ergebnis ist etwas zwiespältig. Auf der einen Seite wird schon eine Form der Spannung erzeugt, da man hier nie genau weiß, wann es den Protagonisten erwischt und in welchem Kontext. Es kann praktisch immer etwas geschehen – oder eben nicht. Gleichzeitig ist Tödliche Angst aber durch diese etwas eigenwillige Erzählweise auch etwas träge und verwirrend, wenn man zwischenzeitlich nicht genau sagen kann, worum es hier denn überhaupt gehen soll. Da dauert es mitunter, bis die eigentliche Handlung weiter vorangetrieben wird.
Atmosphärisch und irgendwie seltsam
Atmosphärisch passt das dafür schon. Tödliche Angst überzeugt durch eine Stimmung, die gleichermaßen düster wie seltsam ist, an manchen Stellen fast schon etwas surreal wird. Das wird auch tatsächlich bis zum Schluss beibehalten. Zwar erfahren wir irgendwann tatsächlich, wer hinter all dem steckt und worauf es die Person abgesehen hat. Aber es bleiben doch eine Menge Fragen offen, da einiges nie ganz geklärt wird. Sonderlich plausibel ist die Geschichte sowieso nicht. Gerade das Ende ist auch ein wenig seltsam geworden. Immerhin: Es ist anders, als man erwarten durfte. So wie der Film sich insgesamt nicht wirklich an Erwartungen hält, oft etwas anders ist und einen etwas verwirrt zurücklässt. Dass der Thriller nicht der ganz große Hit wurde, verwundert daher nicht. In Frankreich sahen ihn seinerzeit 1,2 Millionen Menschen im Kino, was für dortige Verhältnisse nicht überragend ist. Hierzulande ist der niemals im Kino gezeigte Film mehr oder weniger in Vergessenheit geraten.
Das heißt aber nicht, dass er schlecht ist. Auch wenn Lino Ventura, der hier seine letzte Hauptrolle spielte, vielleicht ein bisschen zu alt war für die Figur, bringt er doch seine übliche Präsenz mit und trägt den Film über weite Strecken selbst. Selbst wenn gerade nicht so wahnsinnig viel geschieht, sieht man ihm gern dabei zu, wie er durch die Gegend läuft und nach Antworten sucht. Fans der französischen Leinwandlegende können allein deswegen einmal in Tödliche Angst reinschauen. Aber auch sonst lohnt sich ein Blick auf den Thriller, der zwar vielleicht nicht der spannendste Genrevertreter ist, dabei jedoch einen eigenen Reiz hat und anders genug ist.
OT: „La septième cible“
Land: Frankreich
Jahr: 1984
Regie: Claude Pinoteau
Drehbuch: Claude Pinoteau, Jean-Loup Dabadie
Musik: Vladimir Cosma
Kamera: Edmond Séchan
Besetzung: Lino Ventura, Lea Massari, Jean Poiret, Robert Hoffmann, Elizabeth Bourgine, Béatrice Agenin, Jean-Pierre Bacri
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