The Negotiator Relay
© Leonine

The Negotiator

The Negotiator Relay
„The Negotiator“ // Deutschland-Start: 25. September 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Ash (Riz Ahmed) hat einen ebenso anspruchsvollen wie fragwürdigen Job: Er vermittelt zwischen Whistleblowern und korrupten Unternehmen, damit sie zu einer Einigung kommen. Darin ist er sehr gut, zuletzt hat er dafür gesorgt, dass Optimo brisante Unterlagen zurückerhält. Dafür lassen sie einen früheren Angestellten in Ruhe, der damit an die Öffentlichkeit gehen wollte, und zahlen ihm einen stattlichen Betrag. Aktuell ist es Sarah Grant (Lily James), die seine Dienste in Anspruch nehmen will. Ursprünglich hatte sie ihren früheren Arbeitgeber Cybo Sementis Research Institutes dazu bringen wollen, die Nebenwirkungen eines genmanipulierten Weizens anzuerkennen und den Verkauf zu stoppen. Doch der Druck wurde zu groß. Während Ash seine Vermittlungskünste demonstriert, machen Dawson (Sam Worthington) und sein Team weiter Jagd auf die Frau, um sie mundtot zu machen …

Katz-und-Maus-Spiel mit originellen Mitteln

Ein bisschen irreführend ist der „deutsche“ Titel The Negotiator ja schon. Bei einem solchen Thriller würde man eher vermuten, dass es um das Thema Geiselnahme geht – siehe etwa Verhandlungssache, das im Original eben diesen Titel trägt. Das ist hier aber nicht der Fall. Tatsächlich wird nicht einmal verhandelt, da der Protagonist seine Forderungen nach dem Prinzip „friss oder stirb“ stellt. An beide Seiten wohlgemerkt. Der neue Film heißt im Original auch anders, genauer Relay. Dieser Titel bezieht sich auf einen besonderen Telefondienst, bei dem Menschen schriftliche Texte anderen vorlesen. Auf diese Weise können auch Stumme kommunizieren. Nur dass Ash gar nicht stumm ist, sondern auf diese Weise seine Spuren verwischt. So hört niemand seine Stimme. Die anderen wissen – im Gegensatz zum Publikum – nicht einmal, ob er ein Mann ist.

Auf die Handlung hat das keine großen Auswirkungen, weshalb man das rein theoretisch hätte weglassen können. Aber es ist doch ein originelles Element, das dem Film etwas Eigenes gibt. Es passt zudem zu einem Protagonisten, der die ungewöhnlichsten Einfälle hat, wie er Verfolger abschütteln und sich völlig verstecken kann. Sehr unterhaltsam ist beispielsweise eine Szene am Flughafen, bei dem es zu einem ungleichen Katz-und-Maus-Spiel kommt. Oft gibt es bei solchen Figuren einen Mystery-Faktor, wenn die Zuschauer und Zuschauerinnen sich fragen dürfen, wer X denn eigentlich ist. The Negotiator geht auch da einen anderen Weg, wenn wir von Anfang an im Bilde sind und die Geschichte aus Sicht von Ash erzählt wird. Die Spannung besteht darin, ob es dem Protagonisten und seiner Klientin gelingen wird, heil aus der ganzen Sache herauszukommen.

Generisches Finale

Leider gibt man diesen Ansatz der ungleichen Begegnung im weiteren Verlauf aber auf. Wo lange der Einfallsreichtum im Mittelpunkt steht, wird The Negotiator zum Ende hin dann doch sehr actionreich. Die Szenen sind prinzipiell zwar kompetent von Regisseur David Mackenzie (Hell or High Water, Outlaw King) umgesetzt. Es nimmt dem Film aber seinen besonderen Reiz. Hinzu kommt, dass Ash eher als eine Art Nerd beschrieben wird. Dass dieser dann auf einmal solche physischen Talente demonstriert und zudem noch ein sehr guter Schütze ist, passt nicht wirklich ins Bild. Der Film gibt unnötig seine Besonderheiten auf und wird zu einem generischen Actionthriller, der zwar nicht schlecht ist, aber eben etwas austauschbar.

Ebenfalls etwas schade ist, wie sich etwas anderes verändert. So fällt der Film anfangs gerade auch dadurch aus dem Rahmen, dass der Protagonist etwas moralisch mindestens Fragwürdiges tut, wenn er dazu beiträgt, dass Unternehmen ihre Machenschaften vertuschen können. Als Held geht Ash damit nicht durch. Man wollte das dem Publikum aber wohl nicht zunehmen, weshalb er dann doch gegen die Bösen kämpft und damit automatisch gut wird. Auch in der Hinsicht ist The Negotiator letztendlich etwas verschwendet. Dennoch, in der Summe ist der Thriller, der auf dem Toronto International Film Festival 2024 Weltpremiere hatte, sehenswert. Das Katz-und-Maus-Spiel ist spannend, hat immer wieder packende Momente zu bieten. Zwischendurch darf Riz Ahmed (Sound of Metal) in den ruhigeren Passagen, wenn es um den Menschen hinter dieser ungewöhnlichen Arbeit geht, auch sein schauspielerisches Talent demonstrieren.

Credits

OT: „Relay“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: David Mackenzie
Drehbuch: Justin Piasecki
Musik: Tony Doogan
Kamera: Giles Nuttgens
Besetzung: Riz Ahmed, Lily James, Sam Worthington, Willa Fitzgerald, Jared Abrahamson, Pun Bandhu

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

The Negotiator
fazit
„The Negotiator“ folgt einem Mann, der im Verborgenen zwischen Whistleblowern und korrupten Unternehmen vermittelt. Das ist thematisch interessant und ist als Katz-und-Maus-Spiel spannend, zumal der Protagonist originelle Einfälle hat, um seine Spuren zu verwischen. Leider hält der Thriller das aber nicht bis zum Schluss durch, es wird dann doch recht generisch.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10