The Mastermind
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The Mastermind

The Mastermind
„The Mastermind“ // Deutschland-Start: 16. Oktober 2025 (Kino) // 12. Dezember 2025 (MUBI)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hatte JB Mooney (Josh O’Connor) ja Kunst studieren wollen. Doch daraus wurde nichts. Und auch sein Versuch, als Tischler zu arbeiten, ist nicht von großem Erfolg gekrönt. Um seine Familie dennoch irgendwie durchzubringen, greift er zu verzweifelten Mitteln: Zusammen mit anderen will er im örtlichen Museum Werke des in Vergessenheit geratenen Malers Arthur Dove stehlen. Das gelingt tatsächlich. Zwar wird er kurz vor dem Coup von seinem Fahrer im Stich gelassen, auch beim Überfall selbst geht einiges schief. Aber es gelingt ihm, mit den Gemälden zu verschwinden. Damit fangen seine Probleme aber erst richtig an, da seine Mitstreiter nicht die zuverlässigsten sind und es so nicht lange dauert, bis die Polizei ihm auf den Fersen ist …

Heist Movie mal anders

Kaum eine Regisseurin ist derzeit wohl vergleichbar verlässlich wie Kelly Reichardt. Nicht nur, dass die US-Amerikanerin seit 2010 kontinuierlich alle Jahre drei ein neues Werk vorlegt. Ihre Filme erhalten auch jedes Mal hervorragende Kritiken. Dem breiten Publikum ist sie hierzulande jedoch weniger ein Begriff. Ob die Kurzgeschichtensammlung Certain Women (2016) über das tägliche Scheitern oder die Romanadaption First Cow (2019), die von der Freundschaft zwischen zwei ungleichen Männern erzählte, die Einspielergebnisse waren überschaubar. Ihr letztes Werk Showing Up wurde erst gar nicht in Deutschland veröffentlicht – nicht einmal digital. Allein deshalb schon ist es sehr erfreulich, dass nach dieser bedauerlichen Abstinenz The Mastermind wieder in die hiesigen Lichtspielhäuser zurückkehrt. Dass ihr diesmal ein Hit gelingen wird, ist jedoch eher unwahrscheinlich.

Dabei bringt der Film einiges mit, was eigentlich einen Publikumserfolg leicht möglich machen sollte. So spielt der charismatische Brite Josh O’Connor die Hauptrolle, der zuletzt gewaltig an Bekanntheit gewonnen hat und dieses Jahr gleich vier neue Filme am Start hat. Außerdem handelt es sich bei The Mastermind um einen Heist Movie, mit denen man immer wieder Zuschauern und Zuschauerinnen eine Freude machen kann. Zusehen, wie die Figuren wahnsinnige Pläne aushecken, um irgendwelche bösen Leute auszunehmen? Das kann schon Spaß machen. Nur dass Reichardt, die auch das Drehbuch geschrieben hat, mit ihrer Interpretation des Genres einen ganz anderen Weg einschlägt. Ein großer Unterschied: Üblicherweise ist der Coup der Höhepunkt des Films, der Großteil der Handlung besteht aus dem Planen und Tüfteln. Hier ist der Überfall quasi der Startschuss.

Sehenswert und atmosphärisch

Nun kann natürlich auch die Flucht vor dem Gesetz sehr spannend werden, wenn man mit den Figuren mitfiebert und diese auf Schritt und Tritt gefasst werden können. Daran hatte Reichardt aber ebenfalls kein Interesse. Vielmehr befasst sie sich mit dem Menschen, der auch wenn der Titel The Mastermind das impliziert, kein Meisterverbrecher ist. Eigentlich ist er nicht wirklich für das alles gemacht und zeigt sich im weiteren Verlauf überfordert. Der Film ist keiner, der von einem triumphalen, atemberaubenden Überfall erzählt, sondern von einem Mann, der in seiner Not Grenzen überschreitet und anschließend nicht mehr zurückfindet. Er ist aber auch kein Tollpatsch, dem ständig Missgeschicke geschehen. Das hier ist keine Gaunerkomödie, selbst wenn es schon die eine oder andere humorvolle Situation gibt.

Stattdessen ist der Krimi, der 2025 im Wettbewerb von Cannes Weltpremiere feierte, ein Film, bei dem auch über längere Zeit mal gar nichts geschieht oder der sich mit irgendwelchen Nebensächlichkeiten befasst. Das wird manchen zu wenig sein, man muss hier schon eine gewisse Geduld mitbringen. Und doch ist auch The Mastermind wieder ein sehenswertes Werk der Regisseurin geworden. Die dichte 70er-Jahre-Atmosphäre, verbunden mit einem etwas hilflos umherirrenden O’Connor machen den Film zu etwas ganz Besonderem. Während man sonst die Diebe trotz ihrer fragwürdigen Aktivitäten bewundert, da hat man hier fast Mitleid, wie sich jemand völlig verrennt. An dem Protagonisten ist nichts Bewundernswertes, nicht Glamouröses. Stattdessen ist er ein gescheiterter Träumer, der viel erreichen wollte und am Ende nicht einmal den Alltag geschafft hat.

Credits

OT: „The Mastermind“
Land: USA, UK
Jahr: 2025
Regie: Kelly Reichardt
Drehbuch: Kelly Reichardt
Musik: Rob Mazurek
Kamera: Christopher Blauvelt
Besetzung: Josh O’Connor, Alana Haim, John Magaro, Gaby Hoffmann, Bill Camp

Bilder

Trailer

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The Mastermind
fazit
„The Mastermind“ folgt einem gescheiterten Mann bei seinem Gemälderaub in einem Museum und seinem Versuch zu entkommen. Der Film ist dabei zwar ein Heist Movie, macht daraus aber etwas anderes, wenn der Coup nur der Startpunkt. Stattdessen interessiert sich Regisseurin Kelly Reichardt für den Menschen, dem irgendwie nie etwas gelungen ist. Das ist nicht sonderlich ereignisreich, aber sehr atmosphärisch und erstklassig besetzt.
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