Special Ops: Lioness – Staffel 1

Es ist eine besondere Aufgabe, die CIA-Agentin Joe McNamara (Zoe Saldaña) zu erfüllen hat: Als Station Chief des Militärprogramms „Lioness“, welches unter der Leitung ihrer Vorgesetzten Kaitlyn Meade (Nicole Kidman) und Donald Westfield (Michael Kelly) steht, soll sie junge Undercover-Agentinnen ausbilden und auf gefährliche Missionen schicken. Einfach ist das nicht, kürzlich haben sie eine ihrer Agentinnen verloren. Entsprechend angespannt ist die Atmosphäre derzeit. Sogar das Ende des gesamten Programms wird diskutiert. Umso dringender muss ein Erfolg her, um die Fortführung zu rechtfertigen. Die Überführung eines Terror-Finanziers wäre da ein echter Coup. Möglich machen soll dies die neue Rekrutin Cruz Manuelos (Laysla de Oliveira), die auf Aaliyah (Stephanie Nur) angesetzt wird, die Tochter des Zielobjekts. Doch Cruz hat keine Undercover-Erfahrungen und stößt schnell an ihre Grenze …

Terrorismusbekämpfung mal anders

Mit seinen Drehbüchern für Sicario (2015) und Hell or High Water (2016) bzw. als Regisseur von Wind River (2017) machte sich Taylor Sheridan früh einen Namen. Seine Mischung aus gesellschaftlichen Themen und reiner Genreunterhaltung geht auf, ist düster und spannend zugleich. Doch das ganz große Publikum erreichte er erst, als er zu den Serien wechselte. So gelang ihm mit Yellowstone (2018) ein absoluter Volltreffer, der mehrere Staffeln und Spin-offs umfasst. Auch Mayor of Kingstown (2021) und Tulsa King (2022) fanden ihre Fans. Und das gilt ebenso für Special Ops: Lioness. Zwei Staffeln gibt es bereits von dieser Spionagethriller-Serie, eine dritte wurde vor einigen Wochen angekündigt. Für Nachschub ist also gesorgt, auf den vielbeschäftigten Serienschöpfer ist Verlass.

Auffällig ist zunächst das Bekenntnis zur Diversität. Eine Spezialeinheit, die nur aus Frauen besteht? Das ist doch mal eine Ansage. Mit Joe ist zudem eine Woman of Color die Protagonistin. Auch Homosexualität wird hier vorgelebt. Da verwundert es ein wenig, dass Special Ops: Lioness nicht Zielscheibe der Anti-Woke-Brigade geworden ist. Aber auch bei anderen Serien von Sheridan wurden einem konservativen Publikum Dinge verkauft, die sonst für Empörung sorgen würden. Hinzu kommt, dass die Serie das alles gar nicht so wirklich thematisiert, sondern eher beiläufig einfließen lässt. Missionarisch ist das hier kaum, es gibt keine Auseinandersetzungen mit Geschlechterrollen oder Plädoyers für mehr Verständnis. Man ist viel zu sehr anderweitig beschäftigt, da müssen schließlich Terroristen gestoppt werden.

Hauptsache Drama

Wobei gerade dieser Kampf immer mal wieder in den Hintergrund rückt, wenn es stattdessen um die Figuren geht. Das ist nicht per se schlecht, die Kunst der Figurenzeichnung wird gern mal außer Acht gelassen. Special Ops: Lioness neigt da aber ein wenig zu Exzessen. Anstatt eine Balance aus Nabelschau und Spannung anzubieten, gibt die Waage hier immer mal wieder. Es ist eine Sache, sich von den Supermenschen zu verabschieden, denen irgendwie alles gelingt. Eine andere ist es, wenn man das Gefühl hat, ständig an einer Therapiesitzung teilzunehmen. Das wird zuweilen ein bisschen zu überzogen weinerlich, das kann schon recht anstrengend werden, wenn alle mit allem überfordert sind.

Schlecht ist die Serie deshalb aber nicht. Da sind durchaus spannende Passagen dabei, wenn die Nachwuchsagentin ihrem Ziel näherkommt und mit jedem Schritt die Gefahr größer wird. Außerdem nimmt man sich hier die Zeit, auch immer mal wieder innezuhalten und das zu hinterfragen, was man da tut. Eine reine Heldenverehrung findet hier nicht statt, was bei Sheridan aber auch überrascht hätte. Dennoch, insgesamt ist Special Ops: Lioness eine der weniger interessanten Produktionen des Autors. Zwar merkt man hier deutlich an, wie sehr sie etwas aussagen möchte. Es gelingt nur nicht so wirklich. Für eine reine Bespaßung hätte man hingegen einiges streichen müssen, was die acht Folgen umfassende Staffel zu sehr in die Länge zieht.