
Nach außen hin führt Mads (Pilou Asbæk) ein glückliches, solides Leben. Doch das ist bloß eine Fassade, der Musiklehrer greift regelmäßig zu Drogen und trifft sich auch mit Prostituierten. Bislang konnte er das immer verheimlichen, gerade auch seiner Frau Kristina (Evin Ahmad) gegenüber. Dabei muss ihm regelmäßig seine Schwester Eva (Iben Hjejle) helfen, die in der Wohnung nebenan lebt und zu der er ein sehr enges Verhältnis hat. Dabei hat sie ebenso ihre Geheimnisse, die sie einzuholen drohen. Schließlich ist ihr Liebhaber auch Ansprechpartner bei einem geplanten wichtigen Auftrag für ihr Architekturbüro. Als dieser unter tragischen Umständen stirbt, setzt sie alles daran, den Auftrag zu retten – und greift dafür auf weitere Lügen zurück …
Die Abgründe hinter der Fassade
Sie gehören fest zum skandinavischen Kino und Fernsehen dazu: Geschichten über Familien, bei denen nach außen hin alles ganz wunderbar ist, wo hinter den Fassaden aber der Abgrund wartet. Das bekannteste Beispiel dürfte Das Fest sein, wo der 60. Geburtstag eines Patriarchen zu einer bitteren Abrechnung wird. Andere Titel, die mit einem solchen Szenario arbeiten sind, Die Erbschaft oder Eine Hochzeit mit Folgen. Auch dort führen besondere Ereignisse dazu, dass sich eine Familie mit dem auseinandersetzen muss, was jahrelang verschwiegen wurde. Mit Secrets erscheint auf dem Streamingdienst Viaplay nun eine weitere dänische Serie, bei der das familiäre Glück brüchig ist, selbst wenn alles dafür getan wird, um das zu verstecken.
Einen besonderen Anlass gibt es diesmal nicht. Stattdessen wird erzählt, wie eine Geschichte schon länger schiefgeht, nun aber völlig auseinanderzubrechen droht. Im Mittelpunkt stehen dabei die aktuellen Geheimnisse der zwei Geschwister: Der Bruder ist drogensüchtig, die Schwester hat in beruflicher Hinsicht gelogen – außereheliche Affären haben sie beide. Ganz alltäglich sind die zwei Stränge sicher nicht, vor allem die Sache mit Eva ist etwas weiter hergeholt. Aber es geht in Secrets auch weniger darum, eine Geschichte zu erzählen, wie sie allen passieren könnte. Das hier ist schon eine Ausnahmesituation, bei der alles ganz besonders eskaliert und mit der Zeit zusammenbricht, wie man es von solchen Titeln gewohnt ist. Ebenso erwartbar ist, dass die Anfänge der Probleme weit zurückliegen und bei der Familie schon immer einiges im Argen lag.
Stark gespielt und emotional
Regisseur und Co-Autor Kaspar Munk (Die Affäre Cum-Ex) hat dabei aber durchaus für Identifikationsfläche gesorgt. Selbst wer keine Drogensüchtigen in einer direkten Umgebung hat, könnte Erfahrungen mit selbstzerstörerischen Menschen gesammelt haben. Dass Mads irgendwie Hilfe braucht, ist klar. Aber kann man jemandem helfen, der sich nicht helfen lassen will? Wenn Eva ihm regelmäßig aus der Patsche hilft und seine Überschreitungen vertuscht, dann geschieht das natürlich aus Liebe und dem Wunsch für ihn da zu sein. Nur stellt Secrets die Frage, ob das wirklich so schlau ist und ob es nicht besser wäre, ihn die Konsequenzen spüren zu lassen. Gleichzeitig lässt es sich als unbetroffene Person natürlich leicht sagen, die Umsetzung ist deutlich schwieriger.
Sehenswert ist die Serie dann auch wegen der Darstellung solcher schwierigen Situationen, bei denen es keine einfache Antwort gibt. Hinzu kommt das spannende Verhältnis der beiden Geschwister. Auf der einen Seite ist es schön zu sehen, wie nahe sie sich sind. Nur kippt diese Enge auch immer wieder in eine Abhängigkeit, die so eher nicht Vorbildcharakter hat. Das funktioniert auch wegen der Besetzung gut. Die intensiveren Szenen sind dabei dem international bekannten Pilou Asbæk (Silent Heart – Mein Leben gehört mir, Salem’s Lot – Brennen muss Salem) vorbehalten, der immer wieder Exzessen frönen darf. Iben Hjejle (Dicte) als seine Filmschwester tritt da nüchterner auf, geerdeter, was ihr Schicksal aber nicht weniger emotional macht. Das geht einem schon regelmäßig nahe, was hier geschieht, selbst wenn die Figuren das Unglück selbst herbeirufen. Wer düstere Familiengeschichten mag, sollte daher Secrets einmal eine Chance geben.
OT: „Den Gode Stemning“
Land: Dänemark
Jahr: 2024
Regie: Kaspar Munk
Drehbuch: Kaspar Munk, Lone Hørslev
Musik: Flemming Nordkrog
Kamera: Laust Trier-Mørk
Besetzung: Pilou Asbæk, Iben Hjejle, Evin Ahmad, Rasmus Botoft, Thomas Hwan, Tammi Øst
Ihr wollt mehr über die Serie erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Hauptdarsteller Pilou Asbæk zu unterhalten. Im Interview zu Secrets spricht der dänische Schauspieler über das Thema Sucht, sein Leben in der Öffentlichkeit und seinen Bezug zu Musik.
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