Good Fortune – Ein ganz spezieller Schutzengel

Bislang lief es nicht besonders gut im Leben von Arj (Aziz Ansari). Anstatt Dokumentarfilme zu drehen, so wie er sich das gewünscht hatte, hangelt er sich von Job zu Job – und kann trotzdem kaum seine Rechnungen bezahlen. Doch dann scheint sich sein Schicksal endlich zu wenden. Nicht nur, dass er eine Assistentenstelle bei dem Millionär Jeff (Seth Rogen) erhält und sich darin schnell bewährt. Er lernt zudem Elena (Keke Palmer) kennen, die sich gerade dafür stark macht, eine Gewerkschaft für einen Baumarkt zu gründen, in dem beide arbeiten. Dann geht aber wieder einmal alles schief, Arj steht auf einmal vor dem Nichts. Im Moment seiner größten Verzweiflung begegnet er dem Schutzengel Gabriel (Keanu Reeves), der endlich einmal eine verlorene Seele retten möchte, durch seinen Mangel an Erfahrung aber für jede Menge Chaos sorgt …

Komische Klassenunterschiede

Als Schauspieler und Comedian ist Aziz Ansari schon seit Jahren etabliert. Unter anderem spielte er in der Serie Parks and Recreation sowie den Filmen 30 Minuten oder weniger und Shopping-Center King – Hier gilt mein Gesetz mit. Der US-Amerikaner zeigt aber auch seit einiger Zeit Ambitionen, eigene Geschichten zu erzählen. Während es die von ihm geschaffene Serie Master of None auf immerhin drei Staffeln brachte, musste er bei seinem ersten eigenen Film jedoch Geduld zeigen. So war sein geplantes Regiedebüt Being Mortal bereits zu 75 Prozent gedreht, als es wegen Vorwürfen gegenüber Bill Murray gestoppt werden musste. Ob die Produktion jemals fortgeführt wird, steht in den Sternen. Stattdessen arbeitete er an Good Fortune – Ein ganz spezieller Schutzengel und hat es damit tatsächlich über die Ziellinie geschafft.

Das ist irgendwie passend bei einer Komödie, die davon handelt, sich von Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen. Und von denen gibt es bei Arj jede Menge. Über weite Strecken handelt es sich hierbei um einen Film, der prekäre Jobs zum Inhalt hat und wie Menschen unter widrigen Bedingungen schuften müssen. Zwischendurch lernen wir etwa einen Mann kennen, der gleich drei Jobs hat, weil das sonst so nicht zu schaffen wäre. Good Fortune – Ein ganz spezieller Schutzengel stellt dem mühseligen Treiben das Leben von Jeff als Kontrast entgegen. Der macht eigentlich den ganzen Tag nichts, ist aber davon überzeugt, hart gearbeitet zu haben. In einer der vielen entlarvenden Szenen bezeichnet er sich als Selfmade-Man, bis er merkt, mit welchen Privilegien er zur Welt gekommen ist.

Wohlfühlfilm, der optimistisch stimmt

Ein solches Thema bietet sich eigentlich als Sozialdrama an, wie man es etwa von Der Wert des Menschen oder Sorry We Missed You kennt. Ansari geht das Ganze aber mit Humor an. Dabei setzt er einerseits auf leicht satirische Elemente, mit denen er auf reale Schieflagen aufmerksam macht. Dies kombiniert Good Fortune – Ein ganz spezieller Schutzengel jedoch mit viel Fantasy, wenn in dem Film Engel eine große Rolle spielen. Auch das ist witzig, wenn Gabriels einzige Aufgabe zunächst ist, Menschen davon abzuhalten, beim Autofahren Textnachrichten zu schreiben. Zudem ist er ein recht einfach gestrickter Engel, der vieles nicht versteht und oft eher wirkt wie ein Kind. Keanu Reeves, der in den letzten Jahren primär als eiskalter Killer Erfolge feiert, darf hier mal wieder seine selbstironische Seite zeigen.

Dieser Mix aus ernsten Themen und Humor funktioniert prinzipiell gut. Da sind immer wieder sehr spaßige Momente dabei, die von absurden Situationen leben. Der Film darf einem aber auch emotional zuweilen nahegehen. Am Ende ist das zwar ein bisschen idealisierend. Während die Komödie, die auf dem Toronto International Film Festival 2025 Weltpremiere hatte, anfangs noch wie eine Parodie auf Ist das Leben nicht schön? wirkt, nähert sie sich dem Klassiker dann doch an. Das Publikum soll optimistischer wieder aus dem Kinosaal entlassen werden, Ansari gibt sich versöhnlich. Das kann man dann als mutlos kritisieren. Aber es ist doch schön: Good Fortune – Ein ganz spezieller Schutzengel ist ein unterhaltsamer Wohlfühlfilm, der vielleicht nicht ganz konsequent ist, aber ein originelles und gelungenes Regiedebüt wurde. Da darf gern noch mehr kommen.