
Nach einem gravierenden gesundheitlichen Zwischenfall beschließt Todd (Shane Jensen), erst einmal eine Auszeit zu nehmen und zieht daher in das Haus seines verstorbenen Großvaters, welches idyllisch im Wald liegt. Richtig gemütlich ist es dort aber nicht, vielmehr ist alles etwas heruntergekommen. Und heißt es nicht auch, dass es dort spukt? Todd lässt sich davon nicht abhalten. Sein treuer Hund Indy hat aber tatsächlich das Gefühl, dass da etwas nicht stimmt mit dem Ort. Immer wieder glaubt dieser, irgendwelche düsteren Gestalten umherlaufen zu sehen. Und auch bei seinem Herrchen bemerkt er eine unheimliche Veränderung, ohne zu wissen, was da genau geschieht …
Auf den Hund gekommen
Tiere spielen in Horrorfilmen immer mal wieder eine größere Rolle. Das gilt natürlich insbesondere für Werke, in denen sie die Antagonisten markieren, sei es Der weiße Hai, Orca, der Killerwal oder The Bayou. Schließlich gibt es genügend Arten, gegen die der Mensch machtlos ist. In anderen Filmen dürfen die Tiere hingegen auf Seiten der Protagonisten und Protagonistinnen agieren, ihnen vielleicht sogar gegen das Böse helfen. Ein Horrorfilm jedoch, in dem das Tier selbst der Protagonist ist? Das hat Seltenheitswert. Ein eben solches Werk ist Good Boy, bei dem wir das Geschehen überwiegend aus der Perspektive eines Hundes erleben, das mit den unheimlichen Erfahrungen überfordert ist.
Das klingt erst einmal lustig. Tatsächlich ist an manchen Stellen sogar von einer Komödie die Rede. Diese Einteilung darf man jedoch getrost ignorieren. Lustig ist das hier praktisch nie. Es wird im Gegenteil sogar richtig tragisch. Das hängt auch mit der Geschichte zusammen. Anfangs meint man noch, dass Good Boy inhaltlich vielleicht ein typischer Haunted-House-Horrorfilm sein könnte. Schließlich ist ein im Wald gelegenes Haus eines der beliebtesten Settings in dem Genre, unzählige Werke haben in einem solchen gespielt. Wenn sich irgendetwas in den Schatten bewegt, im Keller Unheimliches zu warten scheint, werden auch da Klischees bestätigt. Dass das Geschehen aus den Augen eines Hundes präsentiert wird, sorgt dann zwar für eigenwillige Perspektiven. Auf die Handlung hat das jedoch weniger Auswirkungen.
Der Alptraum des Todes
Erst später fällt der Groschen, wovon Regisseur und Co-Autor Ben Leonberg in seinem Langfilmdebüt eigentlich erzählt. Das Alptraumhafte ist in dem Werk kein Selbstzweck. Vielmehr ist es hier – vergleichbar zum unterschätzten The Woman in the Yard – ein Symbol für ein irdischeres Ereignis. Dabei ist es nicht so, dass Good Boy ein großes Geheimnis daraus macht. Wer einigermaßen aufmerksam ist, weiß bereits, worum es geht. Als Mystery-Werk taugt das hier daher weniger. Tatsächlich ist die Geschichte eigentlich viel zu früh auserzählt, weshalb es trotz einer knackigen Laufzeit von gerade einmal 73 Minuten zu Redundanzen kommt. Sehr viel Entwicklung gibt es da nicht, erst auf der Zielgeraden eskaliert das alles.
Und doch ist der Horrorbeitrag, der beim South by Southwest Festival 2025 Premiere hatte, tatsächlich sehenswert geworden. Zum einen bietet die letztendlich tieftraurige Geschichte viel Identifikationsfläche, wenn sie – Vorsicht Spoiler – den schmerzhaften Verlust eines geliebten Menschen thematisiert. Ein Verlust, der so ungeheuerlich ist, dass die Welt zu einem Ort des Schreckens wird. Da sind immer wieder Szenen dabei, die furchterregend sind. Gleichzeitig ist Good Boy aber auch ein irgendwie schöner Film, der die Loyalität des Vierbeiners demonstriert. Wie dieser immer wieder um Todd kämpft, ihn vor all den Gefahren zu beschützen versucht, vor denen es sowieso kein Entkommen gibt, dann darf einem das richtig zu Herzen gehen. Eindrucksvoll ist es ohnehin, wie dieser in 400 Drehtagen gedrehte Independentfilm es versteht, die Reaktionen des Hundes ganz natürlich erscheinen zu lassen und mit surrealen Momenten zu verbinden. Allein schon der ungeheure Aufwand, den Leonberg mit dem Tier, das tatsächlich seins ist, betrieben hat, macht den Film zu einem Ereignis.
OT: „Good Boy“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Ben Leonberg
Drehbuch: Alex Cannon, Ben Leonberg
Musik: Sam Boase-Miller
Kamera: Wade Grebnoel
Besetzung: Shane Jensen
SXSW 2025
Fantasia Film Festival 2025
Fantasy Filmfest 2025
Filmfest Oldenburg 2025
Sitges 2025
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