
Als Victorien (Tom Novembre) im winterlichen Elsass einen Reisebus mit 50 toten Insassen findet, ist die Verwunderung groß. Doch der notorisch klamme Mann sieht darin auch eine Chance, ein bisschen Geld zu machen: Er klaut den Verstorbenen einfach ihre Portemonnaies und sonstige Wertgegenstände. Dennoch lässt ihn die Geschichte nicht los und er erzählt seiner Tante Amanda (Catherine Deneuve) von dem rätselhaften Vorfall. Noch seltsamer ist aber, als einige Zeit später die Medien von einem Unfall berichten und behaupten, der Bus sei in einen See gestürzt. Für Amanda und Victorien steht fest, dass da jemand versucht, die Angelegenheit zu vertuschen. Aber wer? Und was ist da wirklich geschehen? Die beiden beginnen, der Sache nachzugehen, und begeben sich dabei selbst in große Gefahr …
Auf der Suche nach der Wahrheit
Sie erfreuen sich immer wieder großer Beliebtheit: Filme, in denen es darum geht, irgendwelche Skandale und vertuschte schmutzige Geschichten aufzudecken. Ob in Spotlight ein Redaktionsteam Missbrauch in der Kirche enthüllt oder es in Erin Brockovich und Vergiftete Wahrheit um den Aufstand gegen skrupellose Unternehmen geht, das Publikum darf an einem Kampf um die Wahrheit und gegen die Ungerechtigkeit der Mächtigen teilnehmen. So etwas zieht immer, in Hollywood hat man damit viel Geld verdient. Ein eher weniger bekanntes Beispiel ist der französische Beitrag Agent trouble – Mord aus Versehen aus dem Jahr 1987. In der Heimat war dieser für ein paar Preise im Rennen, lief in den Kinos ordentlich. Bei uns bekam man davon aber nichts mit, erst einige Jahre später erschien der Film direkt auf Video.
Dabei ist dieser mit Catherine Deneuve sogar prominent besetzt. Auf ihr übliches Erscheinungsbild müssen Fans jedoch verzichten. Anstatt mit langen, blonden Haaren sieht man sie hier mit kurzem, brünetten Lockenkopf, weshalb man schon zweimal hinsehen muss, um sie zu erkennen. Sie verkörpert dann auch mal keine unterkühlte Schönheit wie in vielen Filmen, sondern eine bodenständige Frau, die per Zufall zur Heldin wird. Agent trouble – Mord aus Versehen setzt da auf mehrere bewährte Mittel. Wenn da ein Laie ein Verbrechen aufzuklären versucht, erinnert das an Krimis wie die mit Miss Marple. Und auch das Prinzip David gegen Goliath wird bedient, wenn sich herausstellt, dass da ein Niemand quasi allein gegen mächtige Leute antritt, die im Zweifel über Leichen gehen.
Unterhaltsam, aber etwas albern
Regisseur und Drehbuchautor Jean-Pierre Mocky (Den Seinen gibt’s der Herr) zeigt früh diese Skrupellosigkeit, wenn auf dem Weg zur Wahrheit diverse Menschen ihr Leben lassen müssen. Brenzlige Situationen gibt es also einige, auch wenn man auf Action größtenteils verzichten muss. Spannung wird zudem durch die Frage erzeugt, was genau da mit dem Bus eigentlich geschehen ist. Während man bei Agent trouble – Mord aus Versehen früh weiß, wer da hinter den beiden Hauptfiguren her ist und aus welchem Grund, ist unklar, worum es bei der Geschichte überhaupt geht. Die Auflösung ist dann nicht ganz so interessant, teilweise sogar ein bisschen albern. Da weiß man nicht wirklich, ob das jetzt gerade ernst gemeint ist oder nicht.
Das zeigt sich auch an den Schwierigkeiten, ein Genre für den Film festzulegen. Mal ist von einer Krimikomödie die Rede, mal von einem Thriller. Das stimmt auch alles und dann doch nicht so wirklich. Unterhaltsam ist diese Wahrheitssuche aber schon. Sie lockt auch mit reizvollen Settings, wenn es zu Beginn und gegen Ende in die Berge geht, wo der malerisch gelegene See auf das Publikum wartet. Agent trouble – Mord aus Versehen ist auch deshalb sehenswert, mehrere Jahrzehnte später. Wer diese Art Geschichten mag, sollte sich deshalb die Chance nicht entgehen lassen, sich die Adaption des Romans The Man Who Loved Zoos von Malcolm J. Bosse einmal anzuschauen, wenn er im Fernsehen läuft. Auf DVD ist er leider bis heute nicht veröffentlicht, lediglich als Import kann man ihn kaufen.
OT: „Agent trouble“
Land: Frankreich
Jahr: 1987
Regie: Jean-Pierre Mocky
Drehbuch: Jean-Pierre Mocky
Vorlage: Malcolm J. Bosse
Musik: Gabriel Yared
Kamera: William Lubtchansky
Besetzung: Catherine Deneuve, Richard Bohringer, Tom Novembre, Dominique Lavanant, Sophie Moyse, Kristin Scott Thomas, Sylvie Joly, Pierre Arditi
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