
Schon als Kind hatte Jorge Bolivar (Adan Canto) mit seiner Gesundheit zu kämpfen. Es hieß, wegen seiner schwachen Lunge würde er nicht einmal 20 Jahre alt werden. Inzwischen ist er 30, hat bislang der düsteren Prophezeiung getrotzt. Und er ist verliebt: Als er bei einem Flug der Flugbegleiterin Leslie (Radha Mitchell) begegnet, funkt es sofort zwischen den beiden. Auch Chris Gregory (Jacob Elordi) ist frisch verliebt, ihm hat es Sam Peters (Tiera Skovbye) angetan, die er im College kennengelernt hat. So wie die beiden anderen können sie sich ein gemeinsames Leben vorstellen, wollen eine Familie gründen. Dabei ahnen sie aber noch nicht, dass das Schicksal einen anderen Plan für sie hat …
Eine kranke Liebe
Sie sind ein fester Bestandteil des Drama-Genres: Filme, in denen sich schwerkranke Menschen verlieben. Das wohl berühmteste Beispiel ist Love Story, das 1971 für sieben Oscars nominiert war – unter anderem als bester Film des Jahres – und zu einem gigantischen Kassenschlager wurde. Aber auch in der Neuzeit finden sich zahlreiche Beispiele, die ihre Fans gefunden haben, darunter Das Schicksal ist ein mieser Verräter und Drei Schritte zu dir. Ein Selbstläufer sind solche Filme aber nicht. So floppte Zwei Herzen 2020 an den US-amerikanischen Kinokassen, obwohl Mädchenschwarm Jacob Elordi die Hauptrolle spielte. Hierzulande schaffte es das Drama nicht einmal in die Lichtspielhäuser, man musste sich mit einer heimlichen Veröffentlichung als Video on Demand zufriedengeben. Hinzu kommen die Kritiken, die zwischen desaströs und mäßig schwankten.
Dabei ist die Geschichte schon komplexer, als es bei vielen solcher Werke der Fall ist. Oft beschränken sich solche Dramen auf die große Liebe, die unter keinem guten Stern steht. Bei Zwei Herzen ist das zwar prinzipiell ähnlich. Gleichzeitig ist aber von Anfang an klar, dass die beiden parallelen Stränge irgendwie miteinander zu tun haben und es eine Verbindung zwischen den Männern geben muss. Welche das ist, wird erst recht spät verraten. Dennoch ist die Auflösung nicht wirklich überraschend, beginnt der Film doch damit, dass Chris eilig in einen Operationssaal gebracht wird. Regisseur Lance Hool greift da auf den beliebten Kniff zurück, eine Geschichte mit einer Ausnahmesituation zu beginnen, um so die Neugierde des Publikums zu wecken, bevor dann die Vorgeschichte auf dem Programm steht. So etwas funktioniert zwar grundsätzlich, nimmt hier jedoch viel vorweg.
Gefühlskino mit ganz viel Manipulation
Wobei das auf einem wahren Schicksal basierende Drama auch weniger darauf aus ist, tatsächlich Spannung zu erzeugen. Primär geht es hier um Gefühle, um ganz große Gefühle. Das betrifft zum einen die beiden Beziehungen, von denen wir im Laufe der Zeit einiges erfahren. Es betrifft aber auch den letzten Abschnitt, bei dem es – Vorsicht Spoiler – um Krankheit und Tod geht. Grundsätzlich ist das Anliegen von Zwei Herzen nobel, wenn die Bedeutung von Organspenden betont wird. Schließlich ist das ein Thema, mit dem sich viele Menschen nicht wirklich auseinandersetzen möchten, weil dies mit dem Bewusstmachen des eigenen Todes einhergeht. Das Beispiel zweier Männer, die auf diese Weise miteinander verbunden werden, zeigt, wie wichtig das ist und dass damit tatsächlich Leben gerettet werden können. Was sonst so abstrakt ist, wird hier persönlich und greifbar.
Das Problem ist jedoch, dass Hool offensichtlich der Geschichte selbst nicht vertraute, zumindest nicht genug, um sie für sich sprechen zu lassen. Da gibt es zum einen plumpe erzählerische Stilmittel wie die Voiceovers oder Was-wäre-wenn-Szenarien, die es so nicht gebraucht hätte. Vor allem aber wird das Drama auf sehr unangenehme Weise manipulativ, wenn Pathos und Kitsch jede inhaltliche Auseinandersetzung unmöglich machen. Selbst der Titel ist völlig unpassend gewählt. Bei Zwei Herzen soll eben nicht nachgedacht, sondern geschluchzt werden. Wer das gern tut und eine Vorliebe für schamlose Herzschmerz-Filme hat, wird bedient. Werke wie Wenn das Licht zerbricht oder Halt auf freier Strecke haben sich aber deutlich einfühlsamer und ernsthafter mit dem Thema Tod auseinandergesetzt, als es diese oberflächliche Glamour-Fabrikware tut.
OT: „2 Hearts“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Lance Hool
Drehbuch: Veronica Hool, Robin U. Russin
Musik: James Jandrisch
Kamera: Vincent De Paula
Besetzung: Jacob Elordi, Adan Canto, Tiera Skovbye, Radha Mitchell
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)









