Nina 2024
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Nina (2024)

Nina 2024
„Nina“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Nina (Aina Picarolo) war gerade mal 16 Jahre alt, als sie ihrer Heimat den Rücken kehrte, um in der Großstadt Karriere als Schauspielerin zu machen. So richtig hat sich ihr Traum jedoch nie erfüllt, ein Star ist sie nie geworden. Viel Zeit ist seither vergangen, aus der Teenagerin ist eine Frau in den mittleren Jahren geworden. Ganz vergessen hat die erwachsene Nina (Patricia López Arnaiz) die Vergangenheit dabei nicht. Im Gegenteil: Sie kehrt sogar in die Heimat zurück, um sich eben dieser zu stellen und das nachzuholen, was sie als Jugendliche nicht hatte tun können. Eigens zu dem Zweck hat sie ein Gewehr mitgenommen und ist fest entschlossen, dieses auch zu benutzen …

Eine späte Rache

Das Szenario kennt man aus zahlreichen Filmen: Die Hauptfigur kehrt noch einmal an den Ort zurück, wo sie aufgewachsen ist oder viele Jahre gelebt hat, und muss sich dabei mit vergangenen Geschichten auseinandersetzen. Die Anlässe können sehr unterschiedlich sein, ebenso die Tonalität der Filme. Da finden sich Dramen wie Manchester by the Sea, wo ein Todesfall zum Anlass wird, die Reise anzutreten. Beliebt sind aber auch Komödien, bei denen die Protagonistin in eine Krise gerät und sich daheim bei der Familie regenerieren will. Eine dritte Möglichkeit ist die, dass da jemand noch eine alte Rechnung offen hat und diese beglichen werden muss. Nina ist einer dieser Rachethriller, wo das Motiv der Rückkehr genutzt wird, um richtig tief in die Abgründe zu gehen.

Wobei sich der Film ein wenig Zeit lässt, bevor er die Karten ganz auf den Tisch legt. Dass die Titelfigur mit aller Gewalt diese Aufarbeitung will, daran lässt er zwar keine Zweifel. So dauert es nicht lange, bis wir Nina sehen, wie sie mit einem Gewehr hantiert. Wer das Ziel dieser brutalen Mission ist, wird jedoch zunächst nicht verraten. Und auch das Motiv bleibt eine Weile diffus. Ungeduldige Naturen werden deshalb eventuell ihre Probleme mit Nina haben, zumal gar nicht so wahnsinnig viel geschieht. Wo andere Rachethriller ganze Leichenberge am Straßenrand zurücklassen, da bleibt es hier bei einer Drohung. Bei der spanischen Produktion wird eher geredet als gehandelt. Und selbst die Gespräche geben nicht so wahnsinnig viel her, da der Elefant im Raum nicht angesprochen wird.

Kein üblicher Genrevertreter

Das heißt aber nicht, dass der Film nichts zu sagen hat. So stellt sich mit der Zeit heraus, dass das lang zurückliegende Trauma – Vorsicht Spoiler – mit Missbrauch zu tun hat. Nina klagt dabei nicht nur den Täter an, sondern auch das Umfeld, das seinerzeit nichts unternommen hat. Es geht also viel um das Thema Verantwortung und die Frage, wann diese beginnt. Das schließt die Protagonistin mit ein, da sie zumindest anfangs die Situation genießt. Nur war sie damals noch eine Jugendliche, die vieles noch nicht beurteilen konnte. Das macht die Situation komplexer, als es bei den üblichen Rape-and-Revenge-Thrillern der Fall ist. Zu einer wirklichen Diskussion zu dem Ganzen kann sich Regisseur und Drehbuchautor Andrea Jaurrieta aber nicht hinreißen. Die Momente, wenn es doch zu einer Aussprache kommt, sind kurz.

Manchen wird das zu wenig sein. Hinzu kommt ein Ende, das vieles offenlässt. Wer sich diese Art Film anschaut wegen des kathartischen Effekts, dürfte da enttäuscht sein. Ob das bei dem Publikum des Fantasy Filmfests, wo Nina Deutschland-Premiere hat, so gut ankommt, bleibt abzuwarten. Und doch ist der spanische Thriller sehenswert. Die stylischen Bilder, verbunden mit einer düster-unheilvollen Atmosphäre, das ist alles schon ziemlich gelungen. Und auch Hauptdarstellerin Patricia López Arnaiz (20.000 Arten von Bienen) trägt mit ihrer Darstellung einer Frau, die gleichzeitig gebrochen und resolut ist, dazu bei, dass das hier Eindruck hinterlässt. Man darf nur keinen üblichen Genrevertreter erwarten, das hier geht doch in eine andere Richtung, trotz der bekannten Elemente.

Credits

OT: „Nina“
Land: Spanien
Jahr: 2024
Regie: Andrea Jaurrieta
Drehbuch: Andrea Jaurrieta
Musik: Zeltia Montes
Kamera: Juli Carné Martorell
Besetzung: Patricia López Arnaiz, Darío Grandinetti, Iñigo Aranburu, Aina Picarolo

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Nina (2024)
fazit
In „Nina“ kehrt eine Frau nach Jahrzehnten in ihre alte Heimat zurück, um ihr Trauma zu bekämpfen – wortwörtlich. Es passiert nicht so wahnsinnig viel, das Ende ist offen, weshalb der Rachethriller nicht allen gefallen wird. Aber er ist atmosphärisch geworden, wenn wir langsam in die Vergangenheit reisen und in die Abgründe blicken.
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