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© ZDF/Nikolaus Schreiber/Frank Dicks

Chabos – Staffel 1

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„Chabos“ // Deutschland-Start: 22. August 2025 (ZDFneo)

Inhalt / Kritik

So richtig viel denkt der 36-jährige Peppi (Johannes Kienast) ja nicht mehr über seine Schulzeit nach, zu lange ist das alles her, er führt jetzt ein ganz anderes Leben. Und doch, als er erfährt, dass er nicht zu einem Klassentreffen eingeladen wurde, nagt das schon sehr an ihm. Hat man ihn einfach vergessen? Oder will man ihn tatsächlich nicht dabei haben? Er kann das nicht einfach so auf sich beruhen lassen, er braucht Antworten. Und so macht sich Peppi auf den Weg in die Heimat, um die Wahrheit herauszufinden. Dabei kehren seine Gedanken immer wieder zu dem Sommer 2006 zurück, der für den jungen Peppi (Nico Marischka) und seine besten Freunde PD (Jonathan Kriener), Gollum (Arsseni Bultmann) und Alba (Loran Alhasan) alles veränderte …

Reise in die Vergangenheit

Man kann ZDFneo wirklich nicht vorwerfen, sich nur auf Bewährtem auszuruhen. Immer wieder produziert der Sender Serien, die sich von dem abheben, was hierzulande sonst so fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen produziert werden. Zuletzt war da etwa die folkloristisch angehauchte Fantasykomödie Rembetis: Die Geisterjäger. Davor ging man mit dem Liebesdrama Crystal Wall über eine Martial-Arts-Kämpferin, die zum Bodyguard eines Unternehmersohns wird, auf Publikumsfang. Späti wiederum erzählte von einem ebensolchen Laden und den Menschen, die damit zusammenhängen. So lobenswert das Engagement und die Vielfalt jedoch waren, die Qualität ließ dieses Jahr zu wünschen übrig. Umso freudiger ist die Überraschung, dass Chabos endlich wieder ein Volltreffer ist und man hier an die früheren Highlights anknüpfen kann, als der Jugendsender tatsächlich zahlreiche Geheimtipps hervorbrachte.

Dabei könnte man den Eindruck haben, dass das hier wieder eine dieser Nostalgieveranstaltungen ist, bei denen sich das Publikum wohlig an früher erinnern soll. In den letzten Jahren hat es massig an Filmen und Serien gegeben, die noch einmal die 80er und 90er wiederbeleben. Bei Chabos sind es eben die 2000er. Und doch ist das hier anders. Ein Unterschied ist, dass die Geschichte nur zum Teil in der porträtierten Zeit spielt. Genauer springt die Serie kontinuierlich zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her. Das ist für sich zwar nicht originell, andere machen das auch. Hier führt dies jedoch gleich in mehrfacher Hinsicht zu einer Auseinandersetzung. So dient die Gegenüberstellung der beiden Phasen der Herausarbeitung der Unterschiede. Punkte wie Frauenfeindlichkeit, Homophobie, ein lockerer Umgang mit Gewalt werden kritisiert, ohne aber die Zeit einseitig zu verteufeln. Zumal auch in der progressiveren Gegenwart einiges im Argen liegt.

Universell und persönlich zugleich

Damit einher geht aber auch eine persönliche Geschichte, die deutlich universeller angelegt ist. Da werden die üblichen Themen abgehandelt wie Freundschaft, familiäre Probleme, Stress an der Schule und eine erste Liebe. Was einen als junger Mensch eben so beschäftigt. Chabos liefert dabei einiges an Identifikationsfläche, selbst für Zuschauer und Zuschauerinnen, die nicht in den 2000ern aufgewachsen sind. Der Serie gelingt es dabei sehr schön, die Balance aus dem Allgemeinen und dem Individuellen zu halten. Das meiste, was hier geschieht, kennt man schon auf die eine oder andere Weise von thematisch ähnlichen Produktionen. Und doch ist das hier deutlich frischer und eigenständiger, etwa durch Meta-Kommentare, mit denen auch schon mal die vierte Wand durchbrochen wird, und viel Selbstironie.

Die Serie ist dann oft auch komisch, wenn sie sich über Ansichten und Figuren lustig macht oder peinliche Situationen kreiert. Gleichzeitig scheut man nicht vor ernsten Themen zurück, vereinzelt wird es sogar richtig traurig, wenn hinter die Fassade geblickt wird. Und auch durchaus spannend: Die Frage, warum Peppi nicht auf der Einladungsliste steht, ist prinzipiell zwar nur ein Vorwand, um die alten Leute abzuklappern. Und doch will man wissen, wen der Mann so verletzt hat, dass er unerwünscht ist – und auf welche Weise. Eine Art Whodunit gewissermaßen. Chabos ist dabei inhaltlich wie schauspielerisch gelungen. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich Johannes Kienast (A Better Place). Aber auch das Nachwuchsensemble hat immer wieder gute Szenen, die auf weitere Produktionen mit ihm neugierig machen. Nach vielen enttäuschenden deutschen Filmen und Serien der letzten Zeit ist es ausgerechnet der Blick in die Vergangenheit, der einen für die Zukunft optimistisch stimmt.

Credits

OT: „Chabos“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Arkadij Khaet, Mickey Paatzsch
Drehbuch: Arkadij Khaet, Mickey Paatzsch
Musik: Hannah von Hübbenet
Kamera: Nikolaus Schreiber
Besetzung: Johannes Kienast, Nico Marischka, Jonathan Kriener, Loran Alhasan, Arsseni Bultmann, David Schütter, Max Mauff, Anke Engelke, Peter Schneider, Maximilian Raffelt, Mathilda Smidt, Arina Prass, Bahar Balci, Lea Pietsch

Bilder

Trailer

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Chabos – Staffel 1
fazit
In „Chabos“ kehrt ein Mann angesichts eines Klassentreffens, zu dem er nicht eingeladen wurde, in Gedanken in die Vergangenheit zurück. Die Serie hält dabei sehr schön die Balance aus Rückblick und Gegenwart, Universellem und Individuellem sowie Ernst und Komik. Zu dem gelungenen augenzwinkernden Zeitporträt kommt noch ein gewisses Maß an Spannung, wenn man ebenso wie der Protagonist herausfinden möchte, warum man ihn nicht dabeihaben will.
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