22 Bahnen
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22 Bahnen

22 Bahnen
„22 Bahnen“ // Deutschland-Start: 4. September 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Tilda (Luna Wedler) liebt Zahlen. Sie weiß auch, mit diesen umzugehen. So gut, dass ihr zum Ende ihres Mathematikstudiums sogar eine Promotionsstelle in Berlin in Aussicht gestellt wird. Eigentlich würde Tilda auch gern weg und endlich die Kleinstadt hinter sich lassen. Doch wer soll sich dann um ihre kleine Schwester Ida (Zoë Baier) kümmern? Schließlich ist ihre alleinerziehende Mutter Andrea (Laura Tonke) nicht dazu in der Lage, hängt so sehr an der Flasche, dass sie nicht für ihre Kinder da sein kann. Immer wieder muss Tilda deswegen einspringen und die Rolle der Mutter übernehmen, muss an der Supermarktkasse auch Geld für die Familie verdienen. Nur wenn sie im Schwimmbad ist und ihre Bahnen schwimmt, kann die Jugendliche abschalten. Dort trifft sie regelmäßig auch Viktor (Jannis Niewöhner), mit dem sie eine traurige Geschichte verbindet …

Selbstsuche einer jungen Frau

Es gibt sie ohne Ende: Filme über junge Menschen, die ihren Weg suchen müssen. Aus gutem Grund, ist dies doch eine Situation, die nahezu alle in ihrem Leben durchmachen. Und so werden quasi wöchentlich weitere Coming-of-Age-Geschichten veröffentlicht. Mit 22 Bahnen kommt nun eine weitere bei uns in die Kinos. Die Erwartungen sind dabei groß. Nicht nur, dass das Drama prominent besetzt ist. Es basiert vor allem auf einer bekannten Vorlage: Der gleichnamige Roman von Caroline Wahl wurde 2023 zu einem Bestseller, mehr als eine Million Exemplare wurden verkauft. Auch das ein Jahr später hinterhergeschobene Folgewerk Windstärke 17 war erfolgreich. Ein Erfolg, den die Verfilmung des Debüts nach Möglichkeit wiederholen soll.

Die Chancen dafür stehen grundsätzlich nicht schlecht, da hier doch einiges dabei ist, was die Zuschauer und Zuschauerinnen bewegen darf. Da ist beispielsweise die besagte Selbstsuche der Protagonistin: 22 Bahnen stellt einen Menschen vor, der an einer Weggabelung steht. Auf der einen Seite würde sie gern nach Berlin gehen, ihrer Berufung folgen und ein eigenes Leben führen, nachdem sie jahrelang eine Ersatzmutter sein musste. Doch sie will eben auch ihre kleine Schwester nicht allein bei der alkoholkranken Mutter zurücklassen. Tilda muss sich also zwischen Selbstverwirklichung und Verantwortung entscheiden. Eine Entscheidung, die auch für das Publikum nicht einfach ist und die einem so jungen Menschen nicht aufgebürdet werden sollte. Der inhaltlich stärkste Aspekt des Films ist dann auch, wie die Protagonistin versucht, in diesem emotionalen Minenfeld zu navigieren.

Viel Drama, wenig Tiefe

Eher unnötig ist, dass 22 Bahnen noch ein zweites Hauptproblem einführt. Dass es eine traumatische Vorgeschichte gibt und die Protagonistin mit einem schweren Verlust zu kämpfen hat, ist dann doch ein bisschen viel. Stattdessen wäre es wünschenswert gewesen, mehr Arbeit in die Figuren zu investieren. Während Tilda in der Hinsicht noch vergleichsweise viele Konturen hat, sind die anderen nur irgendwie da. Die Mutter wird auf den Alkohol reduziert, die kleine Schwester muss beschützt werden. Und dann ist da ja noch Viktor, ein selbstloser Adonis mit Sixpack, der in der Not stundenlang ausharrt und auch noch beruflich erfolgreich ist. Da hätten ein paar Kanten ganz gut getan, um ihn weniger perfekt zu machen, der Film schwankt schon zwischen Misery Porn und Kleinmädchentraum hin und her.

Dass das trotzdem funktioniert, liegt an der Umsetzung. Da ist zum einen die einfühlsame Inszenierung von Mia Maariel Meyer (Die Saat), welche die Balance zwischen hässlichen und schönen Szenen zu halten weiß und immer wieder auch poetische Momente beinhaltet. Und da ist eben auch Luna Wedler (Was man von hier aus sehen kann), die für solche Rollen gemacht ist. Das vereinte Talent vor und hinter der Kamera macht 22 Bahnen dann doch sehenswert. Das Publikum darf hier durch die Abgründe waten und doch auch Hoffnung schöpfen, wenn Tilda am Ende gestärkt aus allem herauskommt und für die Mühen belohnt wird. Das muss man nicht zwangsläufig realistisch finden. Aber irgendwie tut es doch gut, wenn am Ende zumindest eine Perspektive da ist, dass es nach der langen schwierigen Zeit wieder weitergeht.

Credits

OT: „22 Bahnen“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Mia Maariel Meyer
Drehbuch: Elena Hell
Vorlage: Caroline Wahl
Musik: Patrick Schmitz
Kamera: Henning Jessel
Besetzung: Luna Wedler, Zoë Baier, Laura Tonke, Jannis Niewöhner, Zoe Fürmann, Eleanor Reissa

Bilder

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22 Bahnen
fazit
Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller erzählt „22 Bahnen“ von einer jungen Frau, die zwischen Selbstverwirklichung und Verantwortungsbewusstsein schwankt. Die Geschichte wird durch viel Drama unnötig erschwert, während gleichzeitig die Figuren zu wünschen übriglassen. Die einfühlsame Inszenierung und eine starke Hauptdarstellerin machen das aber wieder wett.
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