
Wenn es darum geht, Menschen miteinander zu verkuppeln, macht Lucy (Dakota Johnson) so schnell niemand etwas vor. Zahlreiche Menschen hat die in New York City lebende Matchmakerin bereits zusammengebracht. Jetzt gibt es sogar eine neunte Hochzeit zu feiern, ein toller Erfolg für sie und die Agentur Adore. Eben dort lernt sie auch Harry (Pedro Pascal) kennen, den Bruder des Bräutigams. Und der ist ein mindestens ebenso guter Fang: reich, gutaussehend, intelligent, kultiviert. Ein Einhorn, wie man in ihrer Branche sagt. Zu ihrem Erstaunen will er sich aber gar nicht verkuppeln lassen, sondern hat es auf Lucy abgesehen. Während diese noch unschlüssig ist, wie sie darauf reagieren soll, tritt auf einmal ihr Ex-Freund John (Chris Evans) wieder in ihr Leben, der auch mit 37 seinen Traum von der Schauspielkarriere nicht aufgegeben hat. Und als wäre das nicht schon Herausforderung genug, scheitert sie immer wieder daran, ihre Kundin Sophie (Zoë Winters) an den Mann zu bringen …
Der humorvolle Umgang mit Beziehungen
Es war ein Einstand nach Maß, den Celine Song da 2023 mit Past Lives – In einem anderen Leben vorgelegt hat. Zwar war das romantische Drama um zwei Menschen, die sich nach vielen Jahren wiedersehen, kein Blockbuster. Es spielte aber immerhin rund das 3,5-fache des Budgets wieder ein. Vor allem waren die Kritiken des Festivallieblings herausragend, es gab sogar Oscar-Nominierungen für den besten Film und das beste Original-Drehbuch. Das muss man mit seinem Debütfilm erst einmal schaffen. Umso größer sind zwangsläufig die Erwartungen an ihr zweites Werk. Jetzt liegt dieses vor und hat zumindest in kommerzieller Hinsicht den Vorgänger bereits übertrumpft. Die Resonanz von Was ist Liebe wert – Materialists kann aber nicht mit der von Songs mithalten. Gut sind die Kritiken schon. Aber eben nicht mehr als das.
Dabei ist die in Südkorea geborene kanadische Regisseurin ihrem Thema treu geblieben. Auch dieses Mal befasst sie sich mit der Liebe. Anstatt sich aber mit dem kulturellen Aspekt zu beschäftigen, verbunden mit einem zeitlichen, legt sie dieses Mal den Fokus auf äußere Merkmale. Was macht eigentlich jemanden begehrt? Die Antworten sind ebenso ernüchternd wie einleuchtend: Es ist eine Kombination aus Geld und Aussehen, dazu noch das Alter. Sicher, zwischendurch wird auch mal darüber gesprochen, dass Intelligenz und Freundlichkeit Pluspunkte geben. Aber das sind Kriterien, die eher am unteren Ende der Skala zu finden sind. Was ist Liebe wert – Materialists ist da schon recht zynisch, erzählt das jedoch mit einem Augenzwinkern, nicht mit Verbitterung. Dann und wann wird es sogar satirisch. So oder so, wo Song beim letzten Mal noch ein Drama vorlegte, ist der zweite Film primär eine Komödie.
Am Ende mutlos
Dass manches davon überzogen ist, die eine oder andere Figur über eine Karikatur nicht hinauskommt – geschenkt. Störender ist, dass die Filmemacherin mit der Zeit dann doch der Mut verlässt. Je weiter der Film voranschreitet, umso mehr unterwirft sie sich den Konventionen, die sie zuvor noch kritisiert hat. Das betrifft gerade auch das obligatorische Happy End, welche Was ist Liebe wert – Materialists einfach vorsetzt, ohne es erarbeitet zu haben. Irritierend ist zudem ein später Versuch, noch ein ernstes Thema hineinzupressen. Hinzu kommt das übliche Hollywood-Problem, dass grundsätzlich alle Beteiligten sehr gut aussehen müssen. Eine Welt, in der Beau Chris Evans als minderwertiger Fang verkauft werden soll, nein, glaubwürdig ist die nicht.
Das bedeutet aber nicht, dass der Film deswegen schlecht ist. Da sind immer wieder Momente dabei, die durch scharfsinnige Beobachtungen überzeugen und Beziehungen als eine Art Geschäft beschreiben, von dem beide Seiten profitieren müssen. Andere machen einfach nur Spaß, gerade auch durch das Zusammenspiel des Ensembles und die Dialoge. Insofern ist Was ist Liebe wert – Materialists durchaus sehenswert. Mehr noch, der Film gehört zu den besten Liebeskomödien der letzten Jahre. Und doch bleibt ein wenig die Enttäuschung zurück, dass Song zu sehr darauf aus war, ein möglichst großes Publikum zu erreichen, anstatt die angesprochenen Themen wirklich konsequent zu verfolgen.
OT: „Materialists“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Celine Song
Drehbuch: Celine Song
Musik: Daniel Pemberton
Kamera: Shabier Kirchner
Besetzung: Dakota Johnson, Chris Evans, Pedro Pascal, Zoë Winters
Amazon (DVD „Was ist Liebe wert – Materialists“)
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)












