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„Tale of the Land“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Gemeinsam mit Tuha (Arswendy Bening Swara) lebt May (Shenina Cinnamon) in einer kleinen Hütte, die auf dem Meer treibt. Seit einem Konflikt, in dessen Folge sie ihr Land verloren haben, sind sie beide, wie viele Angehörige der Dayak, ohne Land und leben von der Fischerei. Seit sie bei ihm lebt, sagt ihr Tuha immer wieder, May dürfe unter keinen Umständen das Land betreten, da dies ihren Tod bedeuten würde. Mit der Zeit hat die junge Frau vergessen, weshalb sie eigentlich in der Hütte auf dem Meer haust und glaubt stattdessen, sie sei verflucht. Dennoch träumt sie jede Nacht davon, an Land zu sein, doch es sind nicht immer schöne Träume, die sie durchlebt. Eines Tages, als sie einem Büffel helfen will, der sich verletzt hat, lernt sie den jungen Polizisten Lawa kennen, der sich für ihre Geschichte interessiert. Und dann ist da noch der Viehtreiber Yus, der May in ihrem Wunsch betätigt, endlich einen Weg zu finden, damit sie gefahrlos an Land gehen kann.

Magischer Realismus und Fantasie

Seine Kindheit und Jugend verbrachte Regisseur Loeloe Hendra in Borneo oder Kalimantan, wie die Insel in Indonesien genannt wird. Dadurch lernte er sehr früh die Kultur der Region kennen sowie die Traditionen und Geschichten der Dayak, die zusammen mit anderen Stämmen und Volksgruppen die Ureinwohner Borneos bilden. Zugleich konnte er den Wandel seiner Heimat beobachten, wie beispielsweise Familien ihr Land an Konzerne verloren oder ganze Landstriche zur Gewinnung von Palmöl oder für Minen zerstört wurden. In seinem ersten Spielfilm Tale of the Land, der auf dem Busan International Film Festival 2024 mit dem Preis der Filmkritik ausgezeichnet wurde und aktuell auf dem Filmfest München zu sehen ist, erzählt er von diesen Veränderungen. Tale of the Land ist aber nicht nur eine Geschichte über Ausbeutung und Trauma, sondern zugleich eine über die Sehnsucht und den Wunsch nach einer Zukunft, die den Menschen nicht länger in Unsicherheit verweilen lässt.

Laut Hendra ist Tale of the Land erzählerisch wie ästhetisch eine Mischung aus Fantasie und magischem Realismus. Tale of the Land ist eine Geschichte über die Kultur der Dayak, über ihre Traditionen und ihre Traumata, die vor allem der Ausbeutung durch mächtige Konzerne geschuldet sind. Abgesehen von wenigen Bildern und Dialogzeilen, verlässt sich Hendra auf Allegorien, Anspielungen und Metaphern, um seinem Zuschauer die eigentlichen Hintergründe der Figuren darzulegen oder zumindest anzudeuten. Doch selbst wenn man die bittere Wirklichkeit hinter Tale of the Land nicht kennt, sind die Verweise mehr als eindeutig. Die Behausung, die auf dem Meer treibt, oder die Protagonistin, deren Trauma es ihr nicht erlaubt, überhaupt noch einen Fuß auf Land zu setzen, sind nur zwei Beispiele dafür. Wenn dann auch noch ein Frachter mit einer Ladung Kohle ins Bild kommt, während wir im Hintergrund die Überreste von ein paar Hütten sehen, ist klar, dass Hendra alles andere als subtil vorgeht. Die Geschichte des Landes ist eine über ein Trauma, was Generationen umfasst und die Kultur sowie die Heimat bedroht, nicht nur die der Dayak.

Umgehen mit der Ungewissheit

Tale of the Land blickt aber nicht nur zurück, Hendras Film wagt zugleich einen Blick nach vorne. May und Tuha gehen sehr unterschiedlich mit der Erfahrung von Ausbeutung und Gewalt um. Während der alte Mann eisern schweigt, hat die junge Frau eine Art emotionalen Schutzschild um sich erschaffen. Der eine ist emotional verhärtet und kümmert sich nur noch um das Überleben, doch die Frau verlangt nach Antworten und schließlich nach einem Ausweg aus der Ungewissheit oder vielmehr dem Treiben auf dem Meer. Hendras Inszenierung ist simpel, aber effektiv und die Dialoge ebenfalls einfach gehalten, da sich der Regisseur vor allem auf seine Bilder verlässt. Die Schauspieler sind solide, aber keiner von ihnen fällt besonders auf. Das ist vielleicht auch folgerichtig, wenn es Hendra in erster Linie um eine kulturelle Gemeinschaft und deren Erfahrung geht, und damit weniger um ein Einzelschicksal. Dennoch wäre eine andere Herangehensweise an Aspekte wie das Schauspiel und das Drehbuch sicherlich interessant gewesen, denn bisweilen triebt Tale of the Land ähnlich ziellos herum, wie die beiden Hauptfiguren auf ihrer Hütte im Meer.

Credits

OT: „Tale of the Land“
Land: Indonesien, Katar, Philippinen, Taiwan
Jahr: 2024
Regie: Loeloe Hendra
Drehbuch: Loeloe Hendra
Musik: Teresa Barrozo
Kamera: Fahrul Tri Hikmawan
Besetzung: Shenina Cinnamon, Arswendy Bening Swara, Angga Yunanda, Yusuf Mahardika

Trailer

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Tale of the Land
fazit
„Tale of the Land“ ist in vielerlei Hinsicht ein beeindruckender Film über Ausbeutung und das Trauma einer ganzen Kultur. Auch wenn Loeloes Film bisweilen etwas ziellos scheint, sind die Bilder und die Themen sehr aktuell, sehr poetisch und interessant.
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