
Über 30 Jahre sind vergangen, seit sein Heimatplanet Krypton untergegangen ist und Superman (David Corenswet) auf der Erde landete. Noch immer lebt er unter dem Alias Clark Kent in Metropolis, sein Wunsch, die Menschheit zu beschützen, geht jedoch längst über die Stadtgrenzen hinaus. Als die osteuropäische Diktatur Boravia kurz davorsteht, das benachbarte Janharpur anzugreifen, greift Superman zum ersten Mal in einen internationalen Konflikt ein und verhindert einen Krieg. Sein eigenmächtiges Handeln erlaub es jedoch Lex Luthor (Nicholas Hoult), aus dem Schatten zu treten und einen perfiden Plan in Gang zu setzen.
Risikoreiches Reboot
Seit den 1970er-Jahren sind Comicverfilmungen ein fester Bestandteil des Actionkinos, zeitweise dominierten solche Filme sogar die Kinoleinwände. Shared-Universe-Geschichten von Marvel und DC spielten Milliarden ein. Inzwischen lässt sich eine gewisse Übersättigung des Publikums jedoch kaum noch leugnen: Marvel hat die Taktung seiner Filme und Serien deutlich reduziert, das DC-Cinematic Universe wurde nach Aquaman: Lost Kingdom sogar eingestellt. Dennoch ist die Faszination für Superhelden nicht erloschen. Für den Neustart des DC-Universums wurde mit James Gunn niemand Geringerer verpflichtet als der Regisseur, der zuvor bei Marvel mit der Guardians of the Galaxy-Reihe große Erfolge feierte. Bereits mit The Suicide Squad bewies er, dass er in der Lage ist, angeschlagene DC-Marken neu zu beleben. Für den Neuanfang rund um Superman und Batman übernimmt Gunn nicht nur die Regie beim kommenden Superman-Film, sondern auch die kreative Gesamtleitung des Projekts.
Alter Held in neuem Gewand?
Superman markiert bereits das 14. Mal, dass der „Man of Steel“ auf der Kinoleinwand zu sehen ist. Kaum eine Figur verkörpert das Ideal des klassischen Helden so sehr wie Kal-El: sein Auftreten ist ikonisch und übermächtig, seine Moral unerschütterlich – die Essenz des Heldentums. Doch genau diese Überhöhung bringt eine inhärente Schwäche mit sich: Superman ist oft ein Held ohne Ecken und Kanten, ohne innere Konflikte oder moralische Ambivalenzen und dadurch nicht selten schwer greifbar oder schlicht uninteressant. Für den Auftakt seines neuen DC-Universums bleibt James Gunn eng an der Comicvorlage. Und obwohl Superman in Hollywood seit Jahrzehnten präsent ist, erfordert ein echter Neuanfang auch neue oder zumindest neu verpackte Exposition.
Diese wirkt in der ersten Hälfte des Films stellenweise schwerfällig, doch Gunn gelingt es, die Fülle an Informationen kreativ zu strukturieren und durch seinen typischen, comic-nahen Humor aufzulockern. Er trifft dabei eine feine Balance zwischen Fanservice und einem überzeichneten Stil, wie man ihn bereits aus den Guardians-Filmen oder The Suicide Squad kennt. Das macht Superman bunter, lauter und theatralischer, als man es von früheren Iterationen gewohnt war. Während DC in der Vergangenheit meist durch eine düstere Tonalität sowohl bei der Inszenierung und Figurenzeichnung als auch der Handlung auffiel, verschwimmen diese Unterschiede im neuen Superman zusehends. Der Kontrast zum Konkurrenten Marvel, der lange Zeit als stilistischer Gegenpol galt, wird auf diese Weise aufgehoben.
#gunncontrol
Bekanntes Material und eine entschleunigte erste Filmhälfte hätten leicht zum Kryptonit für Warners Versuch eines Neustarts werden können. Doch während eines ausgedehnten Finales zeigt James Gunn eindrucksvoll, warum er der richtige Mann für die Rettung dieses Franchises sein könnte. Inszenatorisch überzeugt Superman auf ganzer Linie. Einer der prägendsten Wesenszüge der Figur ist sein kompromissloser Wille und Helferinstinkt unabhängig des Ausmaßes der Gefahr. So verhindert er einerseits den Einsturz ganzer Häuserblocks, rettet aber andererseits selbst ein Eichhörnchen vor einem herabfallenden Auto.
Durch gezielte Gegenschnitte zwischen monumentalen Setpieces und intimeren Momenten gelingt es Gunn, eben diese Essenz der Figur einzufangen und auf der Leinwand zu bannen: den reinen Charakter Supermans, seine Menschlichkeit und moralische Größe. Diese emotionale Tiefe verankert er in jeder Actionsequenz und schafft damit eine spürbare Bindung zum Publikum. Gerade der Wechsel zwischen Monumentalität und Detail, kombiniert mit einer spielerischen Kamera, mutigem aber exzellentem Schnitt und einem kraftvollen Score, der sich natürlich nah an John Williams’ Original von 1978 orientiert, macht das Finale zu einem balancierten Actionfeuerwerk, dem man sich kaum entziehen kann.
Luthor erneut im Schatten des Man-of-Steel
In einem star-gespickten Ensemble, das zeitweise fast zu überladen wirkt, brilliert vor allem David Corenswet als der titelgebende kryptonische Held. Gerade in den ruhigeren, emotionalen Momenten beweist er, dass er auch abseits seiner Physis ein würdiger Man of Steel ist und die großen Fußstapfen Henry Cavills mühelos ausfüllen kann. Nicholas Hoult als Lex Luthor hingegen wirkt insgesamt zu karikaturesk und überzeichnet, was jedoch weniger an Hoults Schauspiel als an blasser Charakterzeichnung innerhalb des Drehbuchs liegt. Abseits der Protagonisten ist es dann vor allem Edi Gathegi als Mr. Terrific der seinen prominenteren Kollegen immer wieder die Show stiehlt.
OT: „Superman“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: James Gunn
Drehbuch: James Gunn
Vorlage: Jerry Siegel, Joe Shuster
Musik: David Fleming, John Murphy
Kamera: Henry Braham
Besetzung: David Corenswet, Nicholas Hoult, Alan Tudyk, Angela Sarafyan, Rachel Brosnahan, Nathan Fillion, Isabela Merced, María Gabriela de Faría, Anthony Carrigan, Bradley Cooper, Edi Gathegi
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