Omaha

Omaha

„Omaha“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Die neunjährige Ella (Molly Belle Wright) und ihr drei Jahre jüngerer Bruder Charlie (Wyatt Solis) werden eines Morgens von ihrem Vater (John Magaro) aus dem Schlaf gerissen. „Stell dir vor, das Haus brennt und du nimmst nur das mit, was du unbedingt brauchst“, sagt er zu seiner Tochter. Dass Ella zu ihrem Nintendo DS greift, verrät: Wir sind in den späten 2000ern – ein am Ende des Films noch bedeutsames Detail. Ihr Vater fordert Ella und Charlie auf, sich ins Auto zu setzen. Den Hund nehmen sie auch noch mit. Die Kinder wissen nicht, wohin ihr Vater sie bringt. Bei einer Diskussion mit einer Polizistin und anderen subtilen Hinweisen erschließt sich dem Zuschauer allmählich der Hintergrund: Die Mutter ist kürzlich gestorben, der Vater in finanzielle Not geraten. Nun wird die Familie aus dem Haus geworfen, in dem sie zur Miete gelebt haben. Gemeinsam mit seinen beiden Kindern und dem Hund begibt sich der Vater auf einen Road Trip durch den Südwesten der USA. Das Ziel, so verrät er seinen Kindern: Omaha – die größte Stadt des Bundesstaates Nebraska.

Harter Stoff nicht nur für die Kleinen

Da der Film konsequent aus der Sicht der beiden Kinder erzählt wird, weiß auch der Zuschauer nie mehr als die beiden. Anfangs durch den abrupten Start der Reise überrumpelt, genießen Ella und Charlie den Roadtrip zwar nach einiger Zeit. Ihr Vater verrät aber auch auf mehrmaliges Nachfragen nicht, was genau ihr Ziel sein soll. Natürlich kann sich Ella als die ältere der beiden nach und nach einige Dinge zusammenreimen. Doch am Ende der Reise angekommen, wird sie davon ebenso überwältigt wie der Zuschauer.

Das Filmfest München zeigte Omaha in der Kinderfilmreihe „Cinekindl“ (wo er als bester Film dieser Sektion ausgezeichnet wurde). Allerdings wird selbst so manch erwachsener Zuschauer nach dem Filmende tief erschüttert und nachdenklich dasitzen angesichts der ernsten Themen, die der Film behandelt. Zu den bereits genannten kommen noch Ängste vor dem Ungewissen und dem Verlassenwerden. Selbst ältere Kinder werden das Gesehene kaum abschütteln können und auf Hilfe bei der Einordnung angewiesen sein.

Kampf mit der Verzweiflung

Cole Webley hat mit Omaha nach zahlreichen Werbe- und Kurzfilmen sein Spielfilmdebüt vorgelegt. Das Drama feierte 2025 in Sundance Premiere und beeindruckt mit der drückenden Atmosphäre, die sich über die gesamte Laufzeit zieht, sowie den hervorragenden Schauspielleistungen gerade auch der Kinderdarsteller. Aus Erwachsenensicht ist hier klar, dass der spontane Road Trip nicht einfach nur ein Abenteuerurlaub ist, auch wenn vor allem Charlie anfangs noch anderer Meinung ist. Der von John Magaro gespielter Vater steht unter ständiger Anspannung, die sich auf die Zuschauer und schließlich auch seine Kinder überträgt.

Der Film begleitet die Reise mit Songs und leichter Gitarrenmusik. Doch auch die scheinbar lockere Stimmung des Vaters kann nicht verbergen, dass etwas nicht stimmt. Wenn man den Vater mehrmals sein letztes Geld zusammenkratzen oder mit Essensmarken zahlen sieht, kann man erahnen, wie verzweifelt er sein muss. Gegenüber seinen Kindern lässt er sich nichts anmerken, hat aber tatsächlich schon längst einen Weg gefunden, wie er seiner Lage entkommen will. Diese Zerrissenheit zwischen seiner inneren Verzweiflung und der fröhlichen Fassade, die er gegenüber seinen Kindern aufrechtzuerhalten versucht, macht John Magaro mit seinem subtilen Schauspiel immer wieder deutlich. Zu keinem Zeitpunkt gibt der Film Anlass zum Zweifel daran, dass der Vater seine Kinder liebt. Trotzdem steigert sich das Unwohlsein beim Zuschauer von Minute zu Minute. Spätestens in einer Szene zur Filmmitte wird klar: Der Vater ist bereit, Dinge zu tun, die seine Kinder sich nicht hätten vorstellen können.

Credits

OT: „Omaha“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Cole Webley
Drehbuch: Robert Machoian
Musik: Christopher Bear
Kamera: Paul Meyers
Besetzung: John Magaro, Molly Belle Wright, Wyatt Solis, Talia Balsam

Trailer

Filmfeste

Sundance Film Festival 2025
Filmfest München 2025

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Omaha
fazit
Hervorragend gespieltes Familiendrama mit starken sozialkritischen Elementen und einem herzzerreißenden Ende – ein starker Debütfilm!
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