Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug
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Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug

„Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ // Deutschland- Start: 14. November 1980 (Kino) // 24. Juli 2025 (4K UHD-BluRay)

Inhalt / Kritik

In der Beziehung zwischen dem ehemaligen Kriegspiloten Ted Striker (Robert Hays) und der Stewardess Elaine Dickinson (Julie Hagerty) läuft es gerade nicht so rund. Ted leidet noch immer unter einem Kriegstrauma und hat von Elaine gerade eine Abfuhr erhalten. Anstatt klein beizugeben, steigt er an Bord der Maschine 209 von Los Angeles nach Chicago, in der Elaine Dienst hat. Dummerweise wird unterwegs ein Fischgericht serviert, das nacheinander den Co-Piloten Roger Murdock (Kareem Abdul-Jabbar), den Navigator Victor Basta (Frank Ashmore) und den Piloten Clarence Oveur (Peter Graves) schachmatt setzt. Reihenweise kippen auch die Passagiere des Fluges um, der zufällig anwesende Dr. Rumack (Leslie Nielsen) hat alle Hände voll zu tun, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Auf der Suche nach einem geeigneten Piloten, der die Maschine sicher wieder auf den Boden zurückbringen kann, findet Stewardess Randy (Lorna Patterson) nur eine einzige geeignete Person: den hyper-nervösen und von Liebeskummer geplagten Ted Striker…

Fischvergiftung an Bord

Die Collegefreunde Jim Abrahams (1944-2024) und David und Jerry Zucker (geboren 1947 respektive 1950) waren in den 1970er Jahren in den USA zu nationaler Popularität gelangt, nachdem sie ihre Bühnenalbereien mit dem Kentucky Fried Theater zu einem episodischen Spielfilm transferiert hatten, der 1977 unter der Regie von John Landis als The Kentucky Fried Movie in die Kinos kam. In vielen Ländern wartete man mit der Auswertung allerdings bis ins Jahr 1980 (oder noch später), als bereist absehbar war, dass mit Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug ein irrwitziger Komödien-Hit des Trios in den Startlöchern stand. Als Grundlage für ihren ersten selbst inszenierten Film hatte ZAZ (so die geläufige Abkürzung des Gespanns Zucker, Abrahams, Zucker) die in den 1970er Jahren überaus populären Airport-Filme genommen. Der erste basierte noch auf einem Roman von Arthur Hailey, die drei Fortsetzungen griffen bis 1979 etliche weitere klischeestrotzende Flugzeugkatastrophen auf, um das sensationslüsterne Publikum mit einer Riege aus (meist abgehalfterten) Hollywood-Stars bei Laune zu halten.

Für das ZAZ-Trio waren diese Filme (und der bereits 1957 von Hall Bartlett inszenierte Zero Hour!, der auf dem Arthur-Hailey-Drehbuch zum Fernsehfilm Flug in Gefahr basierte) eine schier endlose Inspirationsquelle, die sie mit ihrem im Original schlichtweg Airplane! betitelten Film genüsslich durch den Kakao ziehen konnten. Die Popularität der seriösen Flugzeugkatastrophenfilme erwies sich dabei als sehr einträglich, weil das Publikum ganz genau wusste, was hier so respektlos veralbert wurde. Darüber hinaus haben die Filmaficionados noch etliche weitere Zitate in ihren Film eingestreut, von der Eröffnungssequenz, in der sich das Heckruder des Flugzeugs durch die Wolken schiebt und dabei von John Williams‘ Titelthema aus Der weiße Hai begleitet wird, über die herrlich überzogene Parodie auf die legendäre John-Travolta-Tanzszene aus Saturday Night Fever bis hin zum bedeutungsschwangeren Dialog zwischen Liebenden am Sandstrand, wie man ihn zuvor bereits in der James-Jones-Adaption Verdammt in alle Ewigkeit mit Burt Lancaster und Deborah Kerr erleben durfte. Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug war nicht nur das Regie-Debüt von ZAZ, sondern auch ihr erster Film, der einer durchgängigen Handlung folgte und die Gags in deren Gerüst hineinzwängte.

Gags am laufenden Band

Später sollten sie mit diesem Konzept noch etliche weitere große internationale Hits landen, vom Spionageulk Top Secret über die Charakterkomödie Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone bis hin zu Leslie Nielsens Paraderolle als Lieutenant Frank Drebin in Die nackte Kanone, zu dem nun gerade eine Fortsetzung mit Liam Neeson in den Startlöchern steckt. Das Konzept ist in allen diesen Filmen dasselbe, und erstaunlicherweise funktioniert es auch nach mehr als 40 Jahren noch ausgezeichnet. Das liegt zum einen daran, dass ZAZ die parodierten Originale sehr genau studiert hatte und deswegen mit viel Detailliebe an die Zerlegung der Strukturen herangehen konnte. Zum anderen schießen sie die Gags im Sekundentakt ab, ungeachtet der Tatsache, dass auch mal ein paar weniger gelungene oder weniger geschmackvolle darunter sind.

Oftmals sind die Gags, die lediglich im Hintergrund der eigentlichen Handlung ablaufen, die witzigeren, die man mitunter erst beim zweiten oder dritten Anschauen des Films entdeckt. Hinzu kommt eine gelungene Mischung aus visueller und verbaler Komik, die noch durch die Tatsache verstärkt wird, dass die ZAZ-Filme nicht mit Komikern, sondern mit ernstzunehmenden Schauspielern besetzt sind, die mit todernster Miene die absurdesten Dialoge aufsagen. Für diesen Film entdeckten ZAZ beispielsweise das komische Potenzial des kanadischen Charakterdarstellers Leslie Nielsen (1926-2010; Alarm im Weltall), der danach fast nur noch in komischen Rollen besetzt wurde. Zu ihm gesellen sich hier noch die alten Haudegen Peter Graves, Lloyd Bridges und Robert Stack, denen man solche selbstironischen Auftritte vorher genauso wenig zugetraut hatte.

Insgesamt ist Zucker, Abrahams und Zucker hier eine wirklich vorzügliche Parodie auf das Katastrophenfilmgenre gelungen, das mit einer Vielzahl der unterschiedlichsten Gags torpediert wird, die in ihrer Respektlosigkeit heute noch politisch unkorrekter sind als damals, aber gerade deswegen nach wie vor noch sehr treffsicher zu unterhalten verstehen. Exzellent besetzt und mit viel Sachverständnis in Szene gesetzt, ist dieser Film die Blaupause für etliche nachfolgende Rundum-Filmparodien, die aber nur selten denselben Unterhaltungswert erreichen konnten. Die 4K UHD-Einzel-Erstveröffentlichung von Paramount bietet ein sehr gutes, scharfes und kontrastreiches Bild (im Widescreen-Format 1,78:1), bei dem das Filmkorn mitunter noch erkennbar ist. Der Ton liegt leider nur in der englischen Originalversion im DTS HD Master Audio 5.1 vor, die deutsche, französische, italienische und spanische Version tönt lediglich in Dolby Digital Mono. Untertitel sind in diesen Sprachen sowie Japanisch auswählbar. Die Extras finden sich auf einer ebenfalls beiliegenden normalen BluRay des Films, die der Erstausgabe aus dem Jahr 2022 entspricht. Hier finden sich ein Audiokommentar von ZAZ und Produzent Jon Davison, die isolierte Filmmusik und die Specials „Filmmaker Focus“ (9 Minuten) und „Q’n’A“ (35 Minuten), jeweils aus dem Jahr 2020.

Credits

OT: „Airplane!“
Land: USA
Jahr: 1980
Regie: Jim Abrahams, Jerry Zucker, David Zucker
Drehbuch: Jim Abrahams, Jerry Zucker, David Zucker
Musik: Elmer Bernstein
Kamera: Joseph Biroc
Besetzung: Robert Hays, Julie Hagerty, Kareem Abdul-Jabbar, Leslie Nielsen, Robert Stack, Peter Graves, Lloyd Bridges

Bilder

Trailer

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Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug
fazit
Eine vorzügliche Persiflage auf das Katastrophenfilmgenre, bei der dieses originell und gewitzt durch den Kakao gezogen wird und sich im Bildhintergrund oft bessere Gags als im Vordergrund abspielen. Eine exzellent besetzte Vorlage für etliche nachfolgende Rundum-Filmparodien, die aber nur selten denselben Unterhaltungswert erreichten wie dieser Film.
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