© Tuyaka Uo, Kodansha / Hyakuemu. Production Committee
„100 Meters“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Togashi ist der geborene Läufer. Schon als Kind demonstrierte er sein großes Talent auf der Rennstrecke, niemand konnte mit ihm mithalten, wenn er erst einmal loslegte. Das ändert sich jedoch, als er den neuen Mitschüler Komiya kennenlernt. Dieser teilt die Leidenschaft fürs Laufen, ist zudem fest entschlossen. Nur mit der Technik hapert es noch, so genau weiß das Naturtalent nicht, wie das genau geht. Schnell freunden sich die beiden an, werden zu Kameraden. Aber sie werden auch zu Rivalen, die sich Jahre später noch einmal gegenüberstehen und damit nicht nur sportlich herausfordern …

Ich laufe, also bin ich

Animes mit Sportthemen sind nicht gerade selten. Ob nun Volleyball (Haikyu!! Das Play-off der Müllhalde), Fußball (Blue Lock: Der Film – Episode Nagi) oder Basketball (The First Slam Dunk), an einer Auswahl mangelte es in den letzten Jahren nicht gerade. Mit 100 Meters ist dieses Jahr ein Film hinzugekommen, der eine weitere Sportart präsentiert: das Laufen. Da werden sich manche sicher fragen, ob das überhaupt spannend sein kann, schließlich leben Sportanimes oft auch von der Dynamik innerhalb des Teams. Beim Sprinten hat man das eher weniger. Und auch wenn dieser Sport zweifelsfrei schnell ist, hat er doch weniger Abwechslung zu bieten, als es bei den obigen Ballsportarten der Fall ist. Schließlich laufen hier die Leute nur stur geradeaus, bis sie dann irgendwann im Ziel sind. Es ist nicht einmal so, dass dabei viel Platz für Strategien wären, wie es beim Rennsport mit Autos der Fall ist.

Und doch ist der Film spannend. Mehr noch, er ist sogar packender, als es die meisten anderen Sportanimes sind. Das liegt jedoch nur bedingt an dem Sport an sich. Sicher, da sind schon immer mal wieder Matches in 100 Meters dabei, bei denen man kurz die Luft anhalten darf. Aber sie sind naturgemäß relativ schnell vorbei, weshalb das kaum mit den Turnierkämpfen zu vergleichen ist, die bei den obigen Kollegen auf dem Programm stehen. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf den Figuren. Die Adaption des gleichnamigen Mangas von Uoto spricht in erster Linie von den Menschen, ihren persönlichen Schicksalen, aber auch der Frage, warum sie diesen Sport eigentlich betreiben. Was bei anderen Geschichten tendenziell ein Mittel zum Zweck ist – die Figuren –, wird hier zum Hauptthema.

Die tragische Jagd nach dem Traum

Eng damit verbunden ist der zeitliche Faktor. Regisseur Kenji Iwaisawa (On-Gaku: Our Sound) erzählt eine Geschichte, die sich über mehrere Jahre erstreckt und damit die Entwicklung der Charaktere aufzeigt. Es ist nicht immer eine glückliche Entwicklung. Tatsächlich gibt es hier einen Mix aus Euphorie und Arbeit, aus Tragik und Triumph. Eine der bewegendsten Szenen folgt gegen Ende hin, wenn die Verbitterung und Enttäuschung zu einem Moment führen, der gleichermaßen demütigend wie herzerweichend ist. Dabei verzichtet 100 Meters auf großes Melodram, wie man es zuweilen von Animes kennt. Der Film ist deutlich geerdeter und bietet trotz der speziellen Sportart viel Identifikationsfläche, wenn es darum geht, eigene Träume zu erfüllen, aber auch die Frage, wie viel man investieren muss und soll.

Das Ergebnis sieht auch sehr gut aus. Das bislang noch unbekannte Studio Rock ’n‘ Roll Mountain setzt auf Rotoskopie und sorgt damit für deutlich realistischere Animationen. Auch bei den Figurendesigns und den Hintergründen hat man ganze Arbeit geleistet, der Anime ist deutlich stimmungsvoller als die meisten anderen Filme der letzten Zeit. Insgesamt zählt 100 Meters deshalb zu den Höhepunkten des Annecy Festivals 2025. Andere Beiträge mögen dort visuell auffälliger gewesen sein wie etwa die schräge Fantasy-Liebeskomödie ChaO. Es gab aber kaum einen Film, der sich an ein etwas erwachseneres Publikum richtet und dabei inhaltlich ähnlich gehaltvoll war. Daher wäre es der eher kleinen Produktion zu wünschen, dass sie mehr Aufmerksamkeit erhält und so zeigen darf, was Animes eben auch sein können, unabhängig von den großen Namen.

Credits

OT: „Hyakuemu“
Land: Japan
Jahr: 2025
Regie: Kenji Iwaisawa
Drehbuch: Thor Klein, Lena Vurma
Vorlage: Uoto
Musik: Hiroaki Tsutsumi
Animation: Rock ’n‘ Roll Mountain

Trailer

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Annecy 2025

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100 Meters
fazit
„100 Meters“ erzählt von zwei begnadeten Läufern, die im Laufe der Zeit von Freunden zu Rivalen werden. Der auf einem Manga basierende Anime bleibt dabei nah an den Figuren, interessiert sich mehr für sie als den Sport an sich. Die Geschichte ist tatsächlich spannend, teils tragisch und gefällt auch visuell.
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