
Gabe (Sion Daniel Young) und Andy (Fra Fee) sind schon länger ein Paar. Eines fehlt aber noch zum Glück: ein gemeinsames Kind. Vor allem Andy wünscht sich Nachwuchs, während Gabe das eher seinem Partner zuliebe mitmachen würde. Letzterer hat auch genaue Vorstellungen, was bei ihm gehen würde und was nicht. So will er auf keinen Fall einen Jungen, was auch mit seinen eigenen tragischen Erfahrungen zusammenhängt, über die er nicht sprechen mag. Dabei ist er in den Gesprächen mit der Sozialarbeiterin Jackie (Elizabeth Berrington) gezwungen, sich mit seiner Vergangenheit und seinen wenig verarbeiteten Wunden auseinanderzusetzen. Richtig kompliziert wird es, als sie den Jungen Jake (Leo Harris) kennenlernen, der bei einem gewalttätigen Vater aufgewachsen ist und jetzt in eine neue Familie soll – und Andy diese Familie sein will …
Dramatische Geschichte
Donnerstagabend werden auf arte bekanntlich Serien gezeigt. Zuletzt gab es da beispielsweise den Krimi Nach dem Prozess um Geschworene, die auf eigene Faust ermitteln wollen. Davor war die Komödie Unter Kontrolle zu sehen, die sich genüsslich über den Politbetrieb lustig machte. Jetzt wird es deutlich persönlicher, wenn es in Lost Boys and Fairies – Wenn Söhne Väter werden um ein Paar geht, das an einem Wendepunkt steht. Und es wird dramatischer. Wo die beiden Serien oben unterhalten sollten, ist die britische Produktion ziemlich tragisch geworden. Zumindest streckenweise mutet sie dem Publikum einiges zu, wenn wir mehr über die Figuren erfahren und diese in Krisen schlittern.
Dabei fängt die Serie eigentlich ganz heiter an, erinnert von der Tonalität her etwas an Trying. In beiden Fällen geht es um ein Paar, das ein Kind adoptieren möchte und dabei das eine oder andere Hindernis aus dem Weg räumen muss. Da gilt es, die Ämter zu überzeugen. Und natürlich steht die Frage nach dem „richtigen“ Kind im Raum. Das ist zwangsläufig ein schwieriges und irgendwie kompliziertes Thema. Was sucht man? Kann man sich das überhaupt richtig aussuchen? Am Ende geht es schließlich um einen Menschen, nicht um ein Objekt aus dem Katalog, das man bei Nichtgefallen auch wieder zurückgeben kann. Jake ist ein komplexes Wesen mit einer schwierigen Vorgeschichte. Die erste Begegnung in Lost Boys and Fairies – Wenn Söhne Väter werden ist recht komisch, wenn sich der Junge über das Küssen der beiden Erwachsenen mokiert.
Persönlich und universell
Und auch bei Gabe blicken wir mit der Zeit stärker hinter die Fassade, wenn wir seine Lebensgeschichte erfahren. Diese war eben auch tragisch, weshalb das mit Jake so schwierig ist. Der Junge zwingt ihn dazu, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Dabei geht es um die üblichen Themen, die man in dem Bereich hat, etwa Probleme mit der Familie – gerade auch mit dem Vater. Interessant ist dabei noch, wie Lost Boys and Fairies – Wenn Söhne Väter werden das mit dem Thema Sprache verknüpft. So wird das Walisische für Gabe zu einem Symbol der Vergangenheit und der damit verbundenen Schwierigkeiten. Nicht ohne Grund lehnt er die Sprache ab, will mit ihr eigentlich nichts zu tun haben.
Das Ergebnis ist sehenswert, wenn die Serie Altbekanntes, aber auch Eigenes miteinander verbindet. Sie ist zudem gut gespielt. Das Zusammenspiel von Sion Daniel Young und Fra Fee funktioniert gut, ebenso mit dem Jungen Leo Harris. Das ist auch deshalb wichtig, weil Lost Boys and Fairies – Wenn Söhne Väter werden von den Figuren und deren Zwischendynamik lebt. Die Serie ist eine, die man sich anschaut, wenn man Interesse für Menschen und ihre Geschichten hat. Größere gesellschaftliche Relevanz hat das nicht, braucht es aber auch nicht unbedingt. Vieles von dem, was hier erzählt wird, ist so universell, dass man sich als Zuschauer bzw. Zuschauerin darin wiederfinden kann, selbst wenn die konkreten Lebensbedingungen des Paares nicht ganz alltäglich sind.
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