
Paris, 1893: Als Pierre Bonnard (Vincent Macaigne) auf offener Straße Marthe de Méligny (Cécile de France) anspricht, ahnt er noch nicht, dass er damit sein Leben für immer verändern wird. Er will sie nur malen, nackt, wie sie entsetzt feststellt. Diese sträubt sich dagegen, weiß nicht, wie ihr geschieht. Dafür fühlen sie sich zueinander angezogen, haben Sex miteinander. Dieser Begegnung werden noch viele andere folgen, die beiden kommen sich persönlich, aber auch künstlerisch näher. Denn auch wenn Marthe zu einer wichtigen Muse für den Maler wird, hat sie auch eigene Ambitionen, will sich selbst als Künstlerin einen Namen machen. Doch es wird dauern, bis dieser Wunsch in Erfüllung geht …
Die Geschichte eines ungewöhnlichen Paares
Sie erfreuen sich immer wieder größerer Beliebtheit: Filme über Künstler und Künstlerinnen. Vor allem aus Frankreich kommen derzeit Biopics ohne Ende. Gerade erst ist Saint-Exupéry – Die Geschichte vor dem kleinen Prinzen über den gleichnamigen Autor in die Kinos gekommen. Davor verriet uns Monsieur Aznavour mehr über den legendären Chansonnier mit der unverwechselbaren Stimme. Jetzt steht mit Die Bonnards – Malen und Lieben ein weiterer französischer Beitrag auf dem Programm. Der hätte eigentlich schon vor einer ganzen Weile bei uns erscheinen sollen, verschwand dann aber von den Veröffentlichungslisten. Etwas überraschend schafft es das Drama nun doch noch zu uns, anderthalb Jahre nach dem heimischen Kinostart.
Dafür gibt es quasi zwei Biopics auf einmal. Vergleichbar zu Münter & Kandinsky im vergangenen Jahr lernen wir zwei Menschen kennen, die privat liiert waren und sich jeweils künstlerisch betätigten. Wobei es schon ein gewisses Gefälle im Hinblick auf den Bekanntheitsgrad gibt. Pierre Bonnard ist sicherlich der namhaftere Teil des Paares, was auch daran liegt, dass Marthe erst später zur Malerei fand. Zunächst war sie lediglich das Model von Pierre, weshalb sie auf zahlreichen seiner Bilder zu sehen ist. Die Bonnards – Malen und Lieben steigt dann auch in dieser Phase der beiden ein und verrät, wie es im Anschluss weiterging. Eigentlich könnte man meinen, dass da zahlreiche Konflikte anstanden, wenn sich jemand künstlerisch selbst beweisen muss – vor allem, da Frauen größere Widerstände zu überwinden hatten.
Gut gespielt, aber nicht sehr spannend
Doch Regisseur und Co-Autor Martin Provost (Séraphine, Die perfekte Ehefrau) hat in der Hinsicht gar nicht so viel zu bieten. Stattdessen sind die beiden zwar leidenschaftlich, aber doch liebevoll, blieben bis zu ihrem Tod zusammen. Die Bonnards – Malen und Lieben ist damit vielmehr die Geschichte zweier Menschen, die nicht ohne einander können. Auch wenn sie zwischendurch aneinandergeraten, erstreckt sich ihre Liebesgeschichte über mehrere Jahrzehnte. Die Kunst spielt dabei natürlich eine Rolle, rückt aber immer mal wieder in den Hintergrund. Der Film ist stärker an den beiden Individuen interessiert sowie ihrem speziellen Verhältnis zueinander, weniger an den Werken, welche die beiden uns hinterlassen haben.
Sehenswert ist das vor allem der Besetzung wegen. Cécile de France (Wild wie das Meer) und Vincent Macaigne (Zikaden), das funktioniert schon gut miteinander – selbst dann, wenn die beiden Figuren nicht miteinander können. Zusammen mit der schönen Ausstattung ist so immer etwas zu sehen. Und doch ist Die Bonnards – Malen und Lieben nicht der richtig spannende Film geworden, streckenweise zieht er sich sogar. Das kann man sich schon ansehen, im Vergleich zu anderen Biopics schlägt sich die französisch-belgische Coproduktion, die 2023 in Cannes Premiere feierte, ganz wacker. Die deutsche Kinolandschaft wäre aber nicht unbedingt ärmer, wenn es das Drama nicht mehr aus der Versenkung geschafft hätte. Da hatten andere über die Kunst an sich doch interessantere Sachen zu erzählen.
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