
Argentinien, 1930: Antoine de Saint-Exupéry (Louis Garrel) ist es gewohnt, über den Wolken unterwegs zu sein. Gemeinsam mit dem legendären Kapitän Henri Guillaumet (Vincent Cassel) trägt er mit kleinen Propellermaschinen die Post aus. Dabei gerät ihr Unternehmen zunehmend unter Druck, die Eisenbahnen sind zu einer großen Konkurrenz geworden. Um diesen voraus zu sein, ist Guillaumet auf der Suche nach neuen Wegen und Abkürzungen, die zu einem entscheidenden Vorteil werden könnten. Als der Pilot eines Tages nicht von einer seiner Touren zurückkommt, ist die Sorge groß um ihn. Und so macht sich de Saint-Exupéry auf die Suche, unterstützt von Henris Frau Noëlle (Diane Kruger), und erlebt dabei so manches Abenteuer, welches seine Vorstellungskraft beflügelt …
Die Vorgeschichte eines Klassikers
Irgendwann, so hat man zuweilen das Gefühl, bekommt jeder halbwegs bekannte Mensch aus dem Bereich Kultur und Unterhaltung einen eigenen Film. Viele davon sind dokumentarisch, wo dann Weggefährten Loblieder trällern dürfen. Aber auch fiktionalisierte Spielfilmfassungen sind möglich, zuletzt gab es etwa Monsieur Aznavour, welches dem legendären französischen Chansonnier Charles Aznavour gewidmet ist. Mit Saint-Exupéry – Die Geschichte vor dem kleinen Prinzen kommt nun ein weiteres Biopic heraus, welches einen französischen Nationalschatz zum Thema hat. Genauer geht es hier – der Titel nimmt es vorweg – um den Autor Antoine de Saint-Exupéry, dessen 1943 veröffentlichte Erzählung Der kleine Prinz mit rund 140 Millionen verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten Büchern aller Zeiten zählt. Da ist eine filmische Huldigung fast schon Pflicht.
Wer deshalb aber eine reguläre filmische Biografie erwartet, wird bald feststellen: Irgendwie ist das hier ganz anders. Auch das wird teilweise durch den deutschen Titel vorweggenommen. So spielt die Geschichte nicht während des Höhepunkts des künstlerischen Schaffens, wie es viele dieser Biopics tun, die sich die Popularität der Werke zunutze machen wollen. Saint-Exupéry – Die Geschichte vor dem kleinen Prinzen nimmt uns stattdessen mit in die Vergangenheit und stellt und den Protagonisten zu einer Zeit vor, als er primär als Pilot unterwegs war. Geschrieben hat er in dieser Phase zwar auch schon, er war sogar durchaus erfolgreich. Aber davon merkt man in dem Film nicht, da ist der Franzose geprägt durch seine Arbeit und seine große Loyalität zu seinem Freund.
Hommage an die Kreativität
Wobei Regisseur und Drehbuchautor Pablo Agüero (Tanz der Unschuldigen) nicht völlig auf den künstlerischen Aspekt verzichten möchte. Und so wird das Abenteuer des Piloten gleichzeitig zu einer von viel Fantasie begleiteten Reise, bei der der Protagonist immer wieder seiner Vorstellungskraft freien Lauf lässt. Saint-Exupéry – Die Geschichte vor dem kleinen Prinzen versucht die Rettungsmission als Inspiration für den späteren Welterfolg zu verkaufen. Wie viel davon nun dem wahren Leben entnommen ist, ist natürlich fraglich. Andererseits hat man hier auch nie das Gefühl, dass es überhaupt darum geht, den realen Menschen vorzustellen. Der Film ist eher eine Hommage an den Künstler bzw. das kreative Schaffen allgemein.
Das ist als Idee reizvoll. Hinzu kommt, dass der Film selbst auch märchenhaft umgesetzt wurde: Die Optik ist bewusst künstlich, arbeitet mit verspielten Elementen, die beständig die Realität beiseiteschieben. Nur wird das leider nicht konsequent genug umgesetzt. Anstatt etwa die gesamte Geschichte auf diese Weise zu erzählen, wird nur hier und da etwas eingebaut. Saint-Exupéry – Die Geschichte vor dem kleinen Prinzen bleibt da doch deutlich unter den Möglichkeiten. Das ist schade, weil die Idee eben gut war und zudem ein erlesenes Ensemble zur Verfügung stand. Gerade Louis Garrel darf als Traumtänzer überzeugen und nimmt uns mit auf eine Reise, die in mehr als einer Hinsicht abgehoben ist.
(Anzeige)